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Rund um die Ponyfarm

Rund um die Ponyfarm

Titel: Rund um die Ponyfarm
Autoren: Quinto
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steifen, unsicheren Schritten in Gang und ließ sich von uns zum Boot bringen.
    „Er ist größer, als ich dachte“, meinte Dave, als wir auf der Mole standen. „Hier, nehmt diese Kiste als Stufe! Und Pippa, sei vorsichtig, wenn du ihn ins Boot bringst! Wir dürfen nicht kentern.“
    Das Boot neigte sich bedrohlich zur Seite, als der Hengst seine Vorderhufe auf die Planken setzte. Pete musste sich mit aller Kraft gegen die gegenüberliegende Bordwand stemmen, um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Dann zog er das Pferd an dem improvisierten Halfter weiter ins Boot hinein. Ich hatte mich gegen seine Kruppe gelehnt und versuchte von hinten zu schieben.
    Unter dem Gewicht des Pferdes geriet unser kleines Fischerboot gefährlich ins Schwanken. Ich sah, wie unser Findling voller Angst seine braunen Augen rollte.
    „Ruhig,mein Junge! Noch ein paar Schritte, dann hast du es geschafft!“ Ich schob das Tier mit festem Druck vorwärts.
    „Siehst du, das war schon alles.“ Dave nahm meinem Bruder die Leine ab, fasste den Hengst bei der Mähne und führte ihn zum Kiel, wo er sicher stehen konnte.
    Dann übernahm Pete wieder das Tau. Dave ließ den Motor an und brachte das Ruder in Position.
    Als wir die Insel hinter uns ließen, schien der Hengst aus seiner Teilnahmslosigkeit zu erwachen. Trotz seiner Erschöpfung
wandte er den Kopf, schaute über das Wasser und blähte weit seine Nüstern. Vielleicht trug die frische Brise ein wenig von dem vertrauten Geruch von Erde und
Gras zu ihm herüber.
    Ich beobachtete ihn stumm. Und in Gedanken sah ich ihn vor mir, mit blank gestriegeltem Fell, ein gesundes, kräftiges Pferd voller Lebensfreude.
    Durch seine Mähne zogen sich tiefbraune Streifen, und
die eigentümliche Zeichnung auf seiner Kruppe wiederholte sich auf seinem Hals, wo sich dunkle Farbtupfer wie
Sternschnuppen von seinem salzverkrusteten Fell abhoben.
    Dieser Hengst war etwas ganz Besonderes, das fühlte ich. Bestimmt gehörte er nicht zu der Sorte von Tieren, die man gewöhnlich fortbrachte und an die Schlachthöfe verkaufte. Vielleicht war er einmal ein erfolgreiches Springpferd gewesen oder hatte an anderen Turnieren teilgenommen. Aber wie war er dann auf dieses Küstenschiff geraten?
    Während ich meinen Gedanken nachhing, steuerte Dave unser Boot durch die ruhige, glatte See und hielt auf die
Bucht bei der Landzunge zu. Dort ragte ein steiniger Pier ins Wasser, wo wir anlegen konnten. Ein Pfad schlängelte
sich die steilen Uferhänge hinauf und führte zu dem Hof, auf dem Dave mit seinen Eltern lebte.
    Es war nicht mehr weit bis zu unserer Bucht, und ich roch den schweren, würzigen Duft der Sommerwiesen, der mit dem Wind zu uns hinüberwehte.
    Auch der Hengst hatte diesen Duft gespürt. Sein trüber, leerer Blick war plötzlich verschwunden. Er schaute sich
aufmerksam um, seine Ohren spielten, und er atmete tief die würzige Luft ein.
    Ich umschloss das Tau, das Pete dem Pferd um den Hals geschlungen hatte, mit einem festen Griff.
    „Ruhig, mein Freund! Ich kann ja verstehen, dass du es kaum erwarten kannst. Du hast so lange keine saftige Weide
gesehen. Ich weiß, aber du musst noch ein Weilchen ruhig stehen, sonst kippt das Boot um.“
    Dave lenkte das Fischerboot weit in die kleine Bucht hinein. Da erklang ein Ruf von dem Pfad über uns. Überrascht schauten wir hoch. Zwei Männer winkten uns zu.
    „Aber das ist ja unser Vater!“ Verblüfft winkte ich zurück.
    „Und Captain Mayhew, der Leiter der Küstenwache“, fügte Dave hinzu.
    „Richtig“, nickte mein Bruder. „Pa wollte doch einen Spaziergang zur Küstenwache machen. Das hat er heute Morgen gesagt. Die beiden kommen wie gerufen. Sie können uns helfen, das Pferd an Land zu bringen.“ Er legte beide Hände wie einen Trichter um den Mund. „Wir treffen uns am Pier!“, rief er.
    „Also, das war wirklich sehr, sehr leichtsinnig von euch.“ Captain Mayhew hatte uns wortlos geholfen, den gefleckten
Hengst auf den Pier zu bringen. Doch nun musterte er uns mit strengem Gesicht; erst Pete und Dave, dann mich.
„Ihr seid alle drei alt genug, um zu wissen was ihr tut. Ihr könnt euch doch denken,wie gefährlich das ist, ein Pferd in
einem kleinen Fischerboot über das Wasser zu bringen. Und das ganz allein, ohne Hilfe!“
    „Es tut uns leid, Captain“, gab Dave zu. „Aber die See war ganz ruhig. Wahrscheinlich hat keiner von uns richtig über die Sache nachgedacht.“
    „Unser Boot liegt ganz ruhig im Wasser.“ Pete kam ihm zu Hilfe. „Und
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