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Rund um die Ponyfarm

Rund um die Ponyfarm

Titel: Rund um die Ponyfarm
Autoren: Quinto
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spinne. Aber da ist ein Pferd auf der Insel. Ich habe es ganz
deutlich gesehen.“
    „Ein Pferd! Natürlich!“ Mein Zwillingsbruder Pete verdrehte die Augen. „Komm, Pippa, verschone uns! Du bist so besessen von diesen Tieren, dass du sie schon überall entdeckst!“
    „Aber sie hat recht.“ Dave lehnte im Bootsheck und suchte die Insel mit seinem Feldstecher ab. „Da ist wirklich ein Pferd. Ich kann seinen Kopf erkennen.“
    „Unsinn!“ Pete grinste mitleidig. „Du musst dich an Pippas Pferdekrankheit angesteckt haben.“
    Dave drückte meinem Bruder den Feldstecher in die Hand.
    „Überzeuge dich selbst!“
    „Tatsächlich!“ Pete schüttelte verblüfft den Kopf. „Ich hätte euch das nie geglaubt, aber es stimmt. Los, Dave, wende das Boot!“
    Der Kiel unseres Bootes teilte die spiegelglatte Wasseroberfläche. Als wir uns der Insel näherten, drosselte Dave das Tempo. Der Motor tuckerte leise und gleichmäßig. Und als wir eine felsige Landzunge umrandet hatten, kam das Pferd in Sicht. Jetzt konnten wir es ganz genau sehen.
    Noch nie hatte ich ein Pferd mit einer so seltsamen Zeichnung gesehen!
    Das Meersalz hatte seine Mähne und seinen Schweif mit einem weißen Schleier überzogen und lag wie eine Staubschicht auf seinem cremehellen Fell. Doch trotz dieser Salzkruste waren die dunklen, schokoladenbraunen Flecken auf seiner Kruppe nicht zu übersehen. Eine Reihe von kräftigen Farbtupfern, wie mit einem Pinsel hingemalt!
    „Was kann das bloß für eine Rasse sein?“, wunderte Dave sich.
    „Ein Appaloosapferd – ein Nachkomme der indianischen Mustangs.“ Ich musterte das Tier voller Staunen. „Es gibt nur wenige in England. Sie stammen von den Pferden der Apalachen ab, einem Indianerstamm in Nordamerika.“
    „Und dieser arme Kerl da ist hier gestrandet. Auf Puffin Island!“ Pete konnte es kaum fassen. „Wie kommt er hierher?“
    „Ich glaube, ich kann es mir denken.“ Dave nickte. „Vor ungefähr einer Woche, kurz bevor ihr auf unseren Hof gekommen seid, ist hier ein Küstenschiff gesunken.“
    „Und was hat ein Pferd auf einem Küstenschiff zu suchen?“
    „Hin und wieder fahren hier Schiffe vorbei, die Pferde und Vieh für den Transport nach Frankreich geladen haben“, erklärte Dave.
    „Ja, so kann es gewesen sein.“ Ich schaute zu dem Pferd hinüber, das müde und verlassen zwischen den Felsen stand. Jetzt hob es langsam den Kopf und musterte unser Boot. „Es ist zu der Insel geschwommen, um sein Leben zu retten. Wie es uns anschaut! Als ob es uns um Hilfe bittet!“
    Dave hielt auf die schmale Landungsmole zu. Als unser Boot anlegte, holte ich aus dem Picknick-Korb ein wenig Brot und einen Apfel hervor. „Wenn das Pferd seit über einer Woche auf dieser Insel ist, muss es halb verhungert sein. Hier wächst ja so gut wie gar kein Weidegras.“
    „Wahrscheinlich fühlt der arme Kerl sich viel zu elend, um zu grasen“, wandte Dave ein. „Er musste schließlich das ganze Stück vom Schiffswrack bis zur Insel schwimmen. Das hat bestimmt seine letzte Kraft gekostet.“
    Während die Jungen das Boot vertäuten, ging ich vorsichtig auf das seltsame Pferd zu und hielt ihm den Apfel hin.
    Das Tier schaute mich teilnahmslos an. Seine Augen waren trüb, und es war so mager, dass ich jede einzelne Rippe zählen konnte. Das Salz war auf seinem hellen Fell zu einer harten Kruste getrocknet, und hier und da standen seine Haare in borstigen, salzverklebten Büscheln vom Körper
ab. Das Pferd war wirklich in einer bedauernswerten Verfassung.
    „Schau, ich habe etwas für dich!“ Aufmunternd hielt ich ihm den Apfel unter die Nüstern. Für einen winzigen Moment schien in den matten Augen ein leichter Schimmer aufzuleuchten, doch dann wandte das gefleckte Pferd müde den Kopf ab.
    „Armer Kerl!“ Pete gab dem Hengst einen liebevollen Klaps auf den Hals.
    Das Tier zuckte zusammen und machte erschreckt einen Schritt zurück. Wahrscheinlich war seine Haut vom Salz ganz wund geworden, und Petes gut gemeinter Klaps hatte ihm wehgetan.
    „Hab keine Angst, mein Freund!“ Vorsichtig schlang Pete ein Stück Bootstau um den Hals des Hengstes. „Wir sollen dir doch helfen, nicht wahr? Du möchtest doch, dass wir dich von dieser Insel fortbringen, zurück zu den grünen Weiden mit frischem, saftigen Gras.“
    Ich vergrub meine Hand in der strähnigen Mähne.
    „Komm mit uns!“, flüsterte ich dem Hengst ins Ohr. „Wenn wir dir helfen sollen,musst du mit uns gehen.“
    Das Pferd setzte sich mit
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