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Rund um die Ponyfarm

Rund um die Ponyfarm

Titel: Rund um die Ponyfarm
Autoren: Quinto
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hielt Ballantrae mitten im Lauf inne. Andy griff in die Mähne des Braunen. Seine Beine schleuderten vor, als er sich hart in die Wölbung von Ballantraes Rücken fallen ließ.
    Der große Hengst kam taumelnd zum Stehen. Andy lehnte sich weit über seinen Hals, streichelte ihn und redete begütigend auf ihn ein. Er löste den Gürtel aus seinen Jeans und schlang ihn mit ein paar raschen Griffen um Ballantraes Hals. Im nächsten Augenblick war Lord Glencairn an seiner Seite, holte ein Halfter aus seiner Tasche und zog es dem Derbysieger über den Kopf.
    Wir anderen teilten uns in zwei Gruppen auf. Die eine Gruppe bildete einen Kreis um Carol und Scheherezade, während die andere sich wie eine schützende Wand vor Ballantrae stellte.
    Der alte Dougal hielt unverändert auf die Stute zu. Er wollte ihr unbedingt den Hof machen und ließ sich so leicht nicht davon abbringen. Hamish ließ die Zügel fallen. Mit rudernden Armen ritt er dem alten Kämpfer entgegen. Und dabei stieß er einen dieser Schreie aus, wie sie nur die Schotten im Hochland beherrschen – ein Schrei, der uns das Blut gefrieren ließ.
    Das war das Zeichen, auf das die drei Pfadfinder gewartet hatten. Sie polterten schreiend und johlend auf ihren Ponys hinter Hamish her. Wir hielten den Atem an, als Alt-Dougal zögerte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als er drohend den Kopf senkte. Würde er angreifen? Doch dann hatte er es sich anscheinend anders überlegt. Hamish stieß wieder einen dieser markerschütternden Schreie aus. Und Alt-Dougal drehte sich langsam um und trottete davon.
    Seine Schritte schienen plötzlich müde geworden zu sein. Er sah alt und elend aus. Erloschen war das Feuer der Begeisterung, das ihm für kurze Zeit die Kraft seiner Jugend zurückgegeben hatte. Sein Mut war gebrochen. Stumm schauten wir ihm nach, bis er schließlich am Ende der Schlucht hinter einem Gesträuch von verkümmerten Ebereschen verschwand.
    „Gut gemacht!“ Lord Glencairn sah uns alle voller Anerkennung an. Als Andy von Ballantraes Rücken glitt, beugte er sich vor und ergriff seine Hand. „Ich kann dir gar nicht genug danken, mein Junge! Es hätte meinem Reitstall sehr großen Schaden zugefügt, wenn diesem Burschen hier etwas zugestoßen wäre.“ Er berührte sanft den Kreis weißer Haare auf dem Widerrist des Braunen. „Ballantraes Glückscent! Er hat wieder einmal Wort gehalten. Für mich bedeutet es besonderes Glück. Die Leute aus dem Renngeschehen hätten es mir nie verziehen, wenn dem großen Derbysieger unter meiner Obhut etwas passiert wäre.“ Dankbar schaute er Andy an. „Ich möchte mich gerne erkenntlich zeigen, mein Junge. Du hast sehr viel Mut bewiesen. Gibt es etwas, was ich für dich tun kann?“
    Unter dem hellen Flaum seines spärlichen Schnurrbarts verzog Andy die Lippen zu einem glücklichen Lächeln.
    „Ich wüsste schon etwas, Mylord. Drüben in den Staaten hatten Pa und ich unseren eigenen Betrieb. Wir kamen ganz gut zurecht.“ Er schwieg einen Moment lang und schaute zu Carol hinüber. „Aber nun hat Pa einen echten Partner gefunden. Ich freue mich für die beiden, doch ich glaube, es wird langsam Zeit, dass ich mich von Vaters Rockschößen löse. Und ich würde mir nichts mehr wünschen, als eine Anstellung in einem Rennstall. Für eine Ausbildung zum Jockey bin ich ja leider zu groß geraten, aber in der Verwaltung von solchen Betrieben gibt es auch eine Menge reizvoller Aufgaben. Ich bin bereit, hart zu arbeiten und viel zu lernen.“
    Lord Glencairn legte väterlich seine Hand auf Andys Schulter.
    „Wenn ich dich nun in den Devereaux-Ställen unterbringe, dort, wo Ballantrae herkommt – würde dir das gefallen?“
    „Sagenhaft!“ Andy strahlte vor lauter Glück über das ganze Gesicht. Doch dann schien ein trauriger Gedanke seine Freude zu dämpfen. „Da ist noch etwas. Könnten Sie nicht bei den Leuten in Duncreggan ein gutes Wort für den Reiterhof einlegen, damit die Feindschaft endlich ein Ende hat? Ich wäre so froh, wenn Carol und Hamish es ein wenig leichter hätten.“
    „Du kannst dich auf mich verlassen.“ Lord Glencairn sah den Jungen offen an, und wir alle waren sicher, dass er sein Versprechen halten würde. „Jock wird mir dabei helfen, die Leute im Dorf zu überzeugen. Eigentlich ist ja Hector Nicol der Urheber der Feindseligkeiten. Ich habe nie verstanden, warum er so großen Einfluss hat. Aber dann habe ich erfahren, dass er sich illegal als Geldverleiher betätigt und einigen Einheimischen
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