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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut!
Autoren: Terry Pratchett
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ab.
    »Warum sol te jemand ein solches Geschöpf töten wol en?« fragte
    Himmelwärts.
    »Oh, manche Leute würden al es töten, nur aus Spaß.«
    »Ist es ein wahrer Vogel oder etwas, das im Innern eines Vogels…«
    »Es ist etwas, das existiert«, unterbrach Oma den Priester scharf. »Du
    sol test es vermeiden, dich mit Allegorie zu bekleckern.«
    »Ich fühle mich… privilegiert, weil ich so ein Wesen gesehen habe.«
    »Tatsächlich? Solche Empfindungen bringe ich jedem Sonnenaufgang
    entgegen«, sagte Oma. »Dir ginge es vermutlich ebenso, wenn du so alt
    wärst wie ich.« Sie seufzte und schien dann vor allem zu sich selbst zu
    sprechen. »Sie wurde also nie böse, ganz gleich, was die Leute behaupten.
    Und bei dem alten Vampir mußte man auf Zack sein. Sie wurde nicht
    böse. Du hast ja gehört, wie er davon gesprochen hat. Niemand hat ihn
    gezwungen, das zu erwähnen. Du hast ihn doch gehört, oder?«
    »Äh… ja.«
    »Sie muß älter als ich gewesen sein. War eine verdammt gute Hexe,
    Nana Alison. Messerscharfer Verstand. Hatte einige kleine Eigenheiten,
    aber wer hat die nicht?«
    »Gewiß niemand, den ich kenne.«
    »Ja. Völlig richtig.« Oma straffte die Schultern. »Gut«, sagte sie.
    »Äh…«
    »Ja?«
    Himmelwärts sah auf die Zugbrücke und die Straße hinab.
    »Ich sehe dort unten einen Mann, der ein von Schlamm bedecktes
    Nachthemd trägt und ein Schwert schwingt«, sagte er. »Viele Bürger aus
    Lancre und… kleine blaue Männer folgen ihm…«
    Er kniff die Augen zusammen. »Jedenfal s sieht es nach Schlamm aus.«
    »Das dürfte der König sein«, sagte Oma. »Die Große Aggie hat ihm
    was von ihrer Brühe gegeben, so wie es sich anhört . Bestimmt ist er gekommen, um al e zu retten.«
    »Aber sind nicht bereits alle gerettet?«
    »Oh, er ist der König, und Könige müssen ab und zu jemanden retten.
    Es lenkt sie vom täglichen Einerlei des Regierens ab. Doch nachdem er
    die Brühe der Großen Aggie probiert hat, kann er viel eicht gar nicht
    mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden. Laß uns nach unten
    gehen.«
    »Ich glaube, ich sol te mich bei dir bedanken«, sagte Himmelwärts, als
    sie die Wendeltreppe erreichten.
    »Weil ich dir über die Berge geholfen habe?«
    »Die Welt ist jetzt… anders.« Himmelwärts’ Blick glitt über Dunst,
    Wälder und purpurne Berge. »Wohin auch immer ich blicke – überall
    erkenne ich etwas Heiliges.«
    Zum erstenmal sah er Oma Wetterwachs richtig lächeln. Normalerwei-
    se kamen ihre Mundwinkel ein wenig nach oben, bevor jemandem, der
    es verdiente, etwas Unangenehmes zustieß. Aber diesmal schien sie zu-
    frieden zu sein mit den Worten, die sie gerade gehört hatte.
    »Das ist ein guter Anfang«, sagte sie.

    Die Kutsche der Elstyrs war aufgerichtet und zum Schloß gebracht wor-
    den. Jetzt kehrte sie zurück, mit Jason Ogg an den Zügeln. Er achtete
    darauf, den Schlaglöchern auszuweichen, denn sie bescherten ihm dort
    Schmerzen, wo er beim Kampf blaue Flecken davongetragen hatte. Au-
    ßerdem befand sich die königliche Familie an Bord, und derzeit fühlte er
    sich außerordentlich loyal.
    Als sehr großer und starker Mann neigte Jason Ogg nicht zur Gewalt,
    denn so etwas hatte er gar nicht nötig. Manchmal rief man ihn zur Ta-
    verne, damit er dort einen besonders ernsten Streit beendete, was ihm
    fast immer gelang, indem er die beiden Streithähne packte und so lange
    auseinanderhielt, bis sie nicht mehr zappelten. Wenn das nicht zum Er-
    folg führte, schlug er sie mehrmals gegeneinander auf möglichst freund-
    liche Art und Weise.
    Normalerweise ließ er sich nicht von Aggressivität beeinflussen, aber
    bei dem Kampf um das Schloß von Lancre hatte er Verence hochheben
    und daran hindern müssen, Feinde, Freunde, Einrichtungsgegenstände,
    Wände und seine eigenen Füße zu zerschmettern. Seitdem sah er den
    König mit ganz anderen Augen. Was den Kampf betraf… Er war sehr
    kurz gewesen. Die Söldner hatten große Bereitschaft zur Kapitulation
    gezeigt, insbesondere nach Shawns Angriff. Es war nur schwer gewesen,
    Verence lange genug zurückzuhalten, damit der Gegner aufgeben konn-
    te.
    Das Verhalten des Monarchen von Lancre hatte Jason sehr beein-
    druckt.
    Im Innern der Kutsche ruhte König Verences Kopf auf dem Schoß
    seiner Gemahlin. Er stöhnte leise, während sie mit einem Tuch seine
    Stirn betupfte…
    Ein Karren folgte der Kutsche in respektvollem Abstand. Er beförder-
    te die Hexen, doch derzeit bestand sein Inhalt vor al
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