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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut!
Autoren: Terry Pratchett
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erwachst du mit
    genug Vernunft, um dumm zu sein.«
    Murmelnde Stimmen erklangen, als das Leben in die Menge zurück-
    kehrte. Oma Wetterwachs schüttelte den Kopf.
    »Offenbar möchten dich die Leute toter als nur tot«, fügte sie hinzu,
    während der Graf verzweifelt geradeaus starrte und Blut zwischen seinen
    Fingern hervorquol . »Es gibt da gewisse Möglichkeiten. Oh, ja, wir
    könnten dich verbrennen und deine Asche im Meer verstreuen…«
    Die Antwort der Menge war ein zustimmendes Seufzen.
    »… oder sie während eines Sturms hoch in die Luft werfen…«
    Applaus erklang.
    »Wir könnten auch einen Seemann bezahlen, um dich über den Rand
    werfen zu lassen.« Dieser Vorschlag erntete begeisterte Pfiffe. »Wahr-
    scheinlich bekommst du irgendwann die Chance, ins Leben zurückzu-
    kehren. Aber mehrere Millionen Jahre im All zu schweben… Für mich
    klingt das ziemlich langweilig.« Sie hob die Hand, um die Menge zum
    Schweigen zu bringen.
    »Nein. Fünfzig Jahre, um gründlich nachzudenken – das erscheint mir
    richtig. Die Menschen brauchen Vampire«, sagte Oma. »Um nicht zu
    vergessen, wofür Pflöcke und Knoblauch da sind.«
    Sie wandte sich den Bürgern von Eskrau zu und schnippte mit den
    Fingern. »Also gut. Zwei von euch bringen ihn in die Gruft. Zeigt Re-
    spekt vor den Toten…«
    »Das genügt nicht!« sagte Piotr und trat vor. »Nicht nachdem er…«
    »Kümmert euch selbst um ihn, wenn er zurückkehrt«, schnappte Oma
    laut. »Lehrt eure Kinder! Vertraut nicht dem Kannibalen, nur weil er mit
    Messer und Gabel ißt! Und denkt daran, daß Vampire nur dann einen
    bestimmten Ort aufsuchen, wenn man sie einlädt!«
    Die Leute wichen zurück. Oma entspannte sich ein wenig.
    »Diesmal steht sie mir zu. Die… Wahl.« Sie beugte sich näher zur
    schrecklichen Grimasse des Grafen vor. »Du hast versucht, mir mein
    Selbst zu nehmen«, sagte sie leiser. »Und das ist alles, was ich habe. Denk
    darüber nach. Versuch zu lernen .« Sie trat zurück. »Bringt ihn fort.«
    Sie drehte sich um und sah zu dem hochgewachsenen Mann. »Nun…
    du bist also der alte Herr, wie?«
    »Alison Wetterwachs?« fragte der alte Herr. »Ich habe ein gutes Ge-
    dächtnis für Hälse.«
    Oma erstarrte kurz.
    »Was? Nein! Äh… woher kennst du den Namen?«
    »Sie kam hier durch, vor rund fünfzig Jahren. Wir begegneten uns kurz.
    Dann schlug sie mir den Kopf ab und durchbohrte mein Herz mit einem
    Pflock.« Der Graf seufzte verträumt. »Eine sehr temperamentvol e Da-
    me. Du bist mit ihr verwandt, nehme ich an? Ich fürchte, ich habe den
    Überblick über die Generationen verloren.«
    »Ich bin die Enkelin«, erwiderte Oma kleinlaut.
    »Igor hat mir von einem Phönix außerhalb des Schlosses erzählt…«
    »Vermutlich fliegt er bald weiter.«
    Der Graf nickte. »Sie haben mir immer gefal en«, sagte er wehmütig.
    »Als ich jung war, gab es viele von ihnen. Sie machten die Nächte schön.
    So schön. Damals war alles einfacher…« Seine Stimme verklang – und
    erhob sich dann erneut, fester und lauter. »Aber dies sind offenbar moder-ne Zeiten .«
    »So heißt es jedenfalls«, sagte Oma.
    »Nun, Verehrteste, ich schenke ihnen kaum Beachtung. Nach fünfzig
    Jahren stel t sich immer heraus, daß sie eigentlich gar nicht so modern
    waren.« Der Graf schüttelte die jüngeren Vampire wie Puppen. »Ich ent-
    schuldige mich für das Verhalten meines Neffen. Ziemlich schlechte
    Manieren für einen Vampir. Möchten die Bürger aus Eskrau, daß diese
    beiden hier sterben? Zumindest zu diesem Angebot fühle ich mich ver-
    pflichtet.«
    »Sind es nicht deine Verwandten?« fragte Nanny, als die Menge nach
    vorn drängte.
    »Doch. Aber wir sind nicht gerade eine familiäre Spezies.«
    Vlad richtete einen beschwörenden Blick auf Agnes und streckte die
    Hand nach ihr aus.
    »Du würdest doch nicht zulassen, daß man mich umbringt. Du wür-
    dest doch nicht ruhig dabei zusehen. Wir könnten… Wir hätten viel-
    leicht… Es wäre möglich, daß wir… Es wäre doch möglich, nicht wahr?«
    Die Menge zögerte. Es klang nach einer wichtigen Bitte. Hundert Bli-
    cke richteten sich auf Agnes.
    Sie schüttelte den Kopf. Vielleicht könnten wir ihn zu einer besseren Person machen, sagte Perdita. Aber Agnes dachte an Eskrau, an Menschen, die in Reihen Aufstellung bezogen, an Kinder, die spielten, während sie warteten. Das Böse kam mit scharfen Kral en in der Nacht, oder grau am Tag,
    auf einer Liste…
    »Vlad…«, sagte sie langsam und sah
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