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Bettgeflüster

Bettgeflüster

Titel: Bettgeflüster
Autoren: Carole Mortimer
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PROLOG
    „Was muss ich tun, um eine große, schöne und dunkelhaarige Frau kennenzulernen?“
    Das ist eine seltsame Bemerkung, dachte Harriet verblüfft. Nachdem sie den ganzen Nachmittag in dem kleinen Zelt verbracht hatte, hatte sie sich gefreut, endlich etwas Zeit für einen Tee zu haben. Doch dieser attraktive Fremde irritierte sie so sehr, dass sie sich vor lauter Nervosität die heiße Flüssigkeit über die Hand schüttete.
    „Sie sind doch die Gypsy Rosa, oder?“, fragte er spöttisch, als sie nicht antwortete.
    Du liebe Zeit, natürlich spiele ich hier die Wahrsagerin, dachte sie und betrachtete ihr Outfit. Normalerweise trug sie keine knöchellangen geblümten Röcke und viel zu tief ausgeschnittene weiße Blusen. Auch ihr Make-up war sonst viel dezenter. Sie hatte die Lippen grellrot geschminkt und die Nägel in demselben Rot lackiert. Ihr Haar war unter einem roten Schal verborgen, und an ihren Ohren baumelten goldene Creolen.
    Glücklicherweise verbreitete die kleine Lampe nur ein gedämpftes Licht in dem engen Zelt, in dem es viel zu heiß war an diesem verregneten Nachmittag im Juni. Harriet hoffte, dass niemand sie in der Verkleidung erkannte.
    Auf den Sommerfesten in den Jahren zuvor hatte ihre Schwester Andie immer die Gypsy Rosa gespielt. Doch an diesem Morgen war Andie mit einer Grippe aufgewacht und hatte Harriet gebeten, für sie einzuspringen. Da offenbar alle Dorfbewohner mit anderen Aufgaben voll ausgelastet waren, hatte Harriet widerstrebend eingewilligt.
    Harriet war sich ganz sicher, dass sie den Mann noch nie gesehen hatte. Er war attraktiv, groß und dunkelhaarig, und er schien muskulös zu sein.
    „Setzen Sie sich doch.“ Sie wies auf den Sessel ihr gegenüber. Dann stellte sie den Becher neben sich ins Gras und wischte sich unter dem kleinen Tisch verstohlen die Hand, über die sie sich den Tee geschüttet hatte, an ihrem Rock ab.
    Nachdem der Fremde sich hingesetzt hatte, konnte sie erkennen, dass er hellgraue oder hellblaue Augen hatte. Seine Gesichtszüge wirkten streng, sein Kinn energisch. Sein eleganter dunkler Anzug und das weiße Hemd ließen darauf schließen, dass er nicht vorgehabt hatte, an diesem Nachmittag auf ein Dorffest zu gehen.
    „Es hat wieder angefangen zu regen“, stellte er fest und zog leicht verächtlich die Augenbrauen hoch.
    Ah ja, sonst wäre er sicher nicht zu mir ins Zelt gekommen, sagte sie sich leicht belustigt. Der Mann war wenigstens ehrlich.
    „Am Eingang des Zeltes steht, was Sie tun müssen, damit ich Ihnen die Zukunft voraussage“, beantwortete sie schließlich seine erste Frage. „Es kostet ein Pfund.“
    Der Mann holte eine Münze aus der Tasche und legte sie mitten auf den Tisch.
    „Reichen Sie sie mir bitte“, forderte sie ihn auf.
    Er zog die Augenbrauen noch höher und reichte ihr das Geld. Sie nahm es an, legte es wieder auf den Tisch und umfasste seine Hand. Dann drehte sie sie um und betrachtete sie.
    Sie hatte keine Ahnung vom Handlesen, doch im Lauf des Nachmittags hatte sie die Erfahrung gemacht, dass die Hände sehr viel über einen Menschen aussagten. Die sehr gepflegte Hand des Fremden ließ darauf schließen, dass er nicht körperlich arbeitete. Er schien nicht verheiratet zu sein, denn er trug keinen Ehering. Andererseits konnte sie sich vorstellen, dass er es grundsätzlich ablehnte, sich durch irgendwelche Äußerlichkeit einengen zu lassen.
    Jetzt musste sie versuchen herauszufinden, was er von Beruf war. Nach dem eleganten Anzug und dem Seidenhemd zu urteilen, hatte er viel Geld. Er hatte das sichere, selbstbewusste und gewandte Auftreten eines außerordentlich erfolgreichen Geschäftsmannes. Was er auf dem Sommerfest dieses kleinen Ortes machte, war ihr ein Rätsel.
    Oder gab es dafür eine ganz einfache Erklärung? Harriet hatte eine Idee. Sie beugte sich über seine Hand und runzelte die Stirn, als wäre ihr etwas aufgefallen. „Sie werden jemandem begegnen, sehr bald sogar“, sagte sie leise.
    „Dieser großen, schönen Frau?“, fragte er spöttisch.
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, es scheint ein Mann zu sein, den Sie noch nicht kennen“, fuhr sie fort und spürte, wie angespannt er plötzlich war.
    „Und?“, wollte er wissen.
    Ja, und was jetzt? überlegte sie. Sie hatte eine bestimmte Vorstellung, wer dieser Mann sein könnte. Aus seiner Reaktion schloss sie, dass sie vielleicht recht hatte. Sie hörte den Regen auf das Zelt prasseln und hatte auf einmal das Gefühl, es würde nur noch sie beide,
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