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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut!
Autoren: Terry Pratchett
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hatte niemand etwas«, meinte Piotr, der bei den Bürgern von Eskrau stand. »Er kam nur al e paar Jahre und stellte kein Prob-
    lem dar, wenn man den Knoblauch nicht vergaß. Er erwartete nicht von
    uns, daß wir ihn mögen .«
    Der alte Graf lächelte.
    »Du wirkst vertraut. Du stammst aus der Ravi-Familie, nicht wahr?«
    »Ich bin Piotr, Herr. Der Sohn von Hans.«
    »Ah, ja. Sehr ähnlicher Knochenbau. Bitte empfehle mich deiner
    Großmutter.«
    »Sie ist vor zehn Jahren gestorben, Herr.«
    »Ach, tatsächlich? Tut mit sehr leid. Die Zeit vergeht schnell, wenn
    man tot ist.« Der alte Herr seufzte. »Sie sah im Nachthemd sehr gut aus,
    wenn ich mich recht entsinne.«
    »Oh, mit ihm war alles in Ordnung«, ließ sich jemand in der Menge
    vernehmen. »Ab und zu kam er auf den einen oder anderen Biß vorbei,
    aber damit wurden wir fertig.«
    »Das ist eine vertraute Stimme«, sagte der Vampir. »Bist du ein Wey-
    zen?«
    »Jaherr.«
    »Mit Arno Weyzen verwandt?«
    »Er war mein Urgroßvater, Herr.«
    »Guter Mann. Er brachte mich vor fünfundsiebzig Jahren um. Ein
    Pflock mitten durchs Herz, aus einer Entfernung von zwanzig Schritten.
    Du kannst stolz auf ihn sein.«
    Ahnenstolz ließ das Gesicht des Mannes in der Menge erstrahlen.
    »Der Pflock hängt bei uns noch immer über dem Kamin, Herr«, sagte
    er.
    »Bravo. Guter Mann. Es freut mich immer, wenn jemand die Traditio-
    nen achtet…«
    Graf Elstyr schrie.
    »Euch kann doch unmöglich so etwas lieber sein! Er ist ein Ungeheuer!«
    »Aber er hat nie Termine vereinbart!« rief Agnes noch lauter. »Be-
    stimmt hat er nie al es für eine Abmachung gehalten!«
    Graf Elstyr schob sich mit Magrat und ihrer kleinen Tochter zur Tür.
    »Nein«, sagte er. »So wird es nicht geschehen. Wenn ihr wirklich glaubt, daß ich meinen entzückenden Geiseln kein Leid zufüge… Versucht
    doch, mich aufzuhalten. Gibt es hier irgend jemanden, der wirklich glaubt, was die Alte gesagt hat?«
    Nanny Ogg öffnete den Mund, bemerkte Omas Blick und schloß ihn
    wieder. Die Menge teilte sich hinter dem Grafen, als er Magrat zur Tür
    zog.
    Hilbert Himmelwärts versperrte ihm den Weg.
    »Hast du jemals daran gedacht, dein Leben für Om zu öffnen?« fragte
    der Priester. Seine Stimme zitterte, und Schweiß glänzte auf seinem Ge-
    sicht.
    »Ach, du schon wieder?« erwiderte der Graf. »Mein Junge, wenn ich ihr
    widerstehen kann, bist du kein Problem für mich!«
    Himmelwärts hielt die Axt wie einen sehr kostbaren Gegenstand.
    »Hebe dich hinfort, sündiger Geist…«, begann er.
    »Meine Güte«, seufzte der Graf und stieß die Axt beiseite. »Lernst du
    denn überhaupt nichts, du dummer Kerl? Ein dummer Mann, der dum-
    me Hoffnungen auf irgendeinen dummen Gott setzt.«
    »Dadurch kann ich die Dinge… so sehen, wie sie sind«, entgegnete
    Himmelwärts.
    »Tatsächlich? Und du glaubst, mich aufhalten zu können? Die Axt ist nicht einmal ein religiöses Symbol!«
    »Oh.« Himmelwärts wirkte plötzlich niedergeschlagen. Agnes sah, wie
    Schultern und Axt nach unten sanken.
    Dann blickte der Priester auf, und seine Miene erhel te sich, als er sag-
    te: »Vielleicht können wir sie in eins verwandeln.«
    Agnes beobachtete, wie die Axt eine goldene Spur in der Luft hinter-
    ließ, als sie herumschwang. Es folgte ein leises, fast seidenes Geräusch.
    Die Axt fiel zu Boden, und in der plötzlichen Stille klang das Pochen
    so laut wie das Läuten einer Glocke. Nach einigen Sekunden zog Him-
    melwärts das Kind aus den erschlafften Händen des Vampirs. Er reichte
    das Baby Magrat, die es mit verblüfftem Schweigen entgegennahm.
    Das nächste Geräusch war das Rascheln von Omas Kleid, als sie auf-
    stand, zur Axt ging und sie mit dem Fuß anstieß.
    »Wenn ich einen Fehler habe«, bemerkte sie, und ihr Tonfal brachte
    dabei zum Ausdruck, daß es nur eine rein theoretische Möglichkeit war,
    »so besteht er darin, daß ich nicht weiß, wann man besser weglaufen
    sol te. Außerdem neige ich dazu, mit schlechten Karten zu bluffen.«
    Ihre Stimme hal te durch den Saal. Außer ihr schienen noch immer al e
    den Atem anzuhalten.
    Sie nickte dem Grafen zu, der langsam die Hände zu der roten Wunde
    hob, die ganz um seinen Hals herumlief.
    »Es war eine scharfe Axt«, sagte sie. »Wer behauptet, es gäbe keine Gnade auf der Welt? Du solltest nur nicht nicken, das ist alles. Jemand wird
    dich zu einem hübschen kalten Sarg bringen, und die nächsten fünfzig
    Jahre vergehen bestimmt wie im Flug, und viel eicht
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