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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut!
Autoren: Terry Pratchett
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nutzen, um meine Sachen zu pa-
    cken und das Feldbett zu verbrennen.«
    »Du wil st aufbrechen?« erwiderte der König. »Ich dachte, du bleibst
    hier. Ich habe eine… Meinungsumfrage veranstaltet und kann daher
    sagen, daß nicht nur ich dich willkommen heiße, sondern auch die Bür-
    ger von Lancre.«
    Himmelwärts sah den Hinweis deutlich in Magrats Gesicht: Die »Mei-
    nungsumfrage« bedeutete, daß Oma Wetterwachs keine Einwände er-
    hob.
    »Nun, ich… äh… ich schätze, früher oder später kehre ich hierher zu-
    rück, Herr«, sagte der Priester. »Aber… um ganz ehrlich zu sein: Ich
    möchte nach Überwald.«
    »Das ist ein teuflischer Ort, Herr Himmelwärts.«
    »Ich habe den ganzen Tag darüber nachgedacht und bin entschlossen.«
    »Oh.« Verence wirkte verblüfft, aber ein König lernt schnel , sich von
    Überraschungen zu erholen. »Nun, du weißt sicher, was am besten für
    dich ist.« Er schwankte ein wenig, als Magrats El enbogen seine Rippen
    streifte. »Oh… ja… Wir haben gehört, daß du dein… äh… heiliges A-
    mulett verloren hast, und deshalb sind wir heute nachmittag, ich meine,
    die Königin und Fräulein Nitt sind zu Shawn Ogg gegangen, und er hat
    heute nachmittag dies hier hergestellt…«
    Himmelwärts entrollte schwarzen Samt und fand eine goldene Kette,
    an der eine kleine goldene Axt hing.
    Er starrte darauf hinab.
    »In der Darstel ung von Schildkröten ist Shawn nicht besonders gut«,
    sagte Magrat, um das Schweigen zu brechen.
    »Das weiß ich sehr zu schätzen«, sagte Himmelwärts schließlich.
    »Wir bedauern, daß es kein sehr heiliger Gegenstand ist«, meinte der
    König.
    Himmelwärts winkte ab. »Wer weiß, Herr?« erwiderte er. »Heiligkeit ist
    dort, wo man sie findet.«
    Hinter dem König hatten Jason und Darren Ogg respektvoll Haltung
    angenommen – beide trugen Pflaster auf den Nasen. Sie wichen hastig
    beiseite, um dem König Platz zu machen, der sie gar nicht zu bemerken
    schien.
    Nanny Ogg spielte einen Akkord auf dem Harmonium, als das königli-
    che Paar mitsamt Gefolge gegangen war.
    »Wenn du morgen früh Jason in der Schmiede besuchst, bringt er den
    Blasebalg dieses Dings in Ordnung«, sagte sie zurückhaltend. Himmel-
    wärts begriff, daß er für die Begriffe von Nanny Ogg gerade ein dreifa-
    ches Hurra und den ausdrücklichen Dank der ganzen Bevölkerung be-
    kommen hatte.
    »Es hat mich sehr beeindruckt, daß al die Leute aus freiem Willen ka-
    men«, sagte er. »Sozusagen spontan.«
    »Stel dein Glück nicht auf die Probe.« Nanny stand auf.
    »Freut mich, dich kennengelernt zu haben, Frau Ogg.«
    Nanny ging einige Schritte, doch Oggs ließen nie etwas unausgespro-
    chen.
    »Ich halte noch immer nicht viel von Priestern wie dir«, sagte sie steif.
    »Aber wenn du in dieser Gegend jemals an eine Ogg-Tür klopfen sol -
    test… Dann kannst du mit einer warmen Mahlzeit rechnen. Du bist viel
    zu dürr. Selbst am Bleistift des Metzgers ist mehr Fleisch dran.«
    »Danke.«
    »Ich kann dir al erdings keinen Nachtisch versprechen.«
    »Natürlich nicht.«
    »Na schön…« Nanny Ogg zuckte mit den Schultern. »Viel Glück in
    Überwald.«
    »Om wird bestimmt mit mir sein«, erwiderte Himmelwärts. Er fragte
    sich, ob er Nanny ärgern konnte, indem er ganz ruhig mit ihr sprach.
    Hatte Oma Wetterwachs so etwas jemals versucht?
    »Hoffentlich«, sagte Nanny. »Ich möchte nämlich nicht, daß er sich
    hier herumtreibt.«
    Als sie gegangen war, zündete Himmelwärts das schreckliche Bett an
    und legte die Gesangbücher in die Nähe des Feuers, um sie zu trocknen.
    »Hallo…«
    Von einer Hexe in der Dunkelheit sieht man nur das Gesicht, das ei-
    nem von Schwärze umgeben entgegenschwebt. Nach einigen Sekunden
    gab es mehr Kontraste: Ein Teil des Schattens löste sich und wurde zu
    Agnes.
    »Oh, guten Abend«, sagte Himmelwärts. »Danke, daß du gekommen
    bist. Nie zuvor habe ich jemanden gehört, der mit sich selbst mehrstim-
    mig singen kann.«
    Agnes hüstelte nervös.
    »Willst du wirklich nach Überwald?«
    »Es gibt doch keinen Grund für mich, hier in Lancre zu bleiben.«
    Agnes’ linker Arm zuckte mehrmals. Sie griff mit der rechten Hand
    danach.
    »Vermutlich nicht«, sagte sie leise. »Nein! Sei still! Dies ist kein geeigneter Zeitpunkt!«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe nur… äh… mit mir selbst geredet«, brachte Agnes hervor.
    »Nun… alle wissen, daß du Oma geholfen hast. Sie tun nur so, als hätten sie keine Ahnung.«
    »Ja. Ich
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