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Roxelane

Titel: Roxelane
Autoren: Johannes Tralow
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heiligen Patriarchen fragen“, antwortete Rosska. „Was willst du ...?!“ - Serafim begriff gar nichts.
    Doch Rosska fand ihr Vorhaben durchaus nicht so schwierig.
    Wenn Gott ihretwegen ein Wunder tue, würde er sie wohl auch dahin gelangen lassen, wo über sie entschieden werden könne. Ohne Reue keine Sündenvergebung und ohne Sündenvergebung kein Himmel? „Kann der heilige Vater mir meine Sünden vergeben, auch wenn ich nicht bereue?“ fragte sie.
    „Der heilige Vater kann alles“, versicherte Serafim, „aber er würde es nicht tun. Ohne Reue würde er dir deine Sünden nicht vergeben.“ „Wo Pjotr doch gar nicht tot ist?“ versuchte sie ihn listig.
    Aber Serafim blieb stark. „Deine Sünde bleibt dieselbe.“
    „Vielleicht...", meinte Rosska nachdenklich, um dann noch etwas hinzuzufügen: „Aber ich sehe schon, Genaues weißt du auch nicht.“ Es war spät in der Nacht.
    „Morgen wird alles anders sein“, tröstete Serafim sie und sich selbst. „Jetzt ist es dir noch zu neu.“
    Und damit zog er ein Kreuz aus seiner Kutte.
    Es war ein schlecht versilbertes Kreuzchen, und an manchen Stellen schimmerte es bereits rot. Aber es hatte den Vorzug, nicht gestohlen zu sein. Denn gestohlenes Gut zu heiligen - dazu schien ihm Rosska nicht ganz die rechte Mittlerin.
    Dies Kreuzchen hing Serafim der kleinen Sünderin um den Hals und bekreuzigte sich unter Verbeugungen rechtgläubig von rechts nach links, von Schulter zu Schulter und nicht wie die Römischen nur die Brust und von links nach rechts. Ohne viel Aufhebens tat er das alles, auch als er sie dann segnete.
    III
    „Behalt es“, sagte er und meinte das Kreuzchen. „Und wenn du willst, kannst du am Herd schlafen.“
    Doch Rosska eilte es auf einmal sehr.
    Dafür aber hatte auch sie ein Vermächtnis für ihn.
    Es war ihre Katze.
    Behutsam legte sie ihm das schlafende Tier in den Arm.
    Es war ein unendliches Vertrauen, das sie ihm damit bezeigte, und eine große Dankbarkeit. Das wußte er.
    „Wecke sie nicht auf“, bat sie, „und bewahre sie mir, bis ich wiederkomme.“
    „Bis morgen?“ fragte er.
    „Bis ich sie hole“, sagte sie mit Augen, in denen Tränen standen. Serafim dachte, es sei wegen der Katze; aber ein wenig war es auch wegen ihm. Denn Rosska hatte eine lange Reise vor.
    Sie wollte selbst sehen, welche Bewandtnis es mit der heiligen Stadt und dem Patriarchen habe.
    Sie wollte nach Konstantinopel.

3
    Ein dröhnendes Gelächter empfing Rosska.
    Kimre lachte. Hadsko lachte. Igor lachte.
    Alle Männer und Burschen auf der guten Tschaik ,Kalka‘ lachten, als Rosska vor dem Schiffsvolk in ihrem neuen Glanz erschien.
    Nur Rosska grollte.
    Schließlich war sie die Tochter, die Verwandte, das Mündel des Ataman Kotschewoi. Was sie eigentlich war, das wußte sie selbst nicht; aber das eine wußte sie, daß sie die einzige war, die dem Ataman in die Augen sehen konnte, wenn er einen Zornanfall bekam. Jedenfalls hatte sie in den letzten Wochen, nämlich seit sie als blinder Passagier entdeckt worden war, ausreichend davon Gebrauch machen müssen.
    Und nun lachten dieselben Kerle, die sich bei jedem Stirnrunzeln Denkos vor ihm duckten, über sie, die Rosska?
    Vielleicht weil der Ataman nicht auf der ,Kalka‘ und überhaupt nicht bei der Flotte war, lachten die Männer. Weil sie sich die faule Zeit vor Anker mit Branntwein und Würfeln vertrieben, lachten sie. Denn ganz gegen die Gewohnheit der Kosaken, die sonst ihre Tschaiken abends auf Land zogen, ankerte die ganze Flotte gegenüber der Ingulez-Mündung linksseitig im offenen Strom.
    Mit ihren wendigen Einmastern machten die Kosaken eben alles. Sie ruderten mit ihnen, segelten mit ihnen, und wenn die Not es verlangte, schafften sie ganze Flotten davon weit über Land.
    Nur war im Augenblick das Land unsicherer als das Wasser, und daraus erklärte sich, daß so vieles gegen alles Herkommen geschah und daß auch der Ataman nicht an Bord war.
    Zum Lachsfang brach man immer außer mit der Flotte zugleich auch mit einer berittenen Truppe auf.
    Schon um die Schiffe nach dem Fang wieder stromauf treideln zu können, brauchte man für jede Tschaik, besonders bei angeschwollenem Dnepr, je zwei Reiter mit zusammen sechs Handpferden. Und dann war es auch sehr oft nötig, die Schiffsleute auf den leeren Handpferden ebenfalls beritten zu machen, dann nämlich, wenn die Lager, in denen der gefangene Fisch marktfähig aufbereitet wurde, nach bewaffnetem Schutz verlangten.
    Die Tataren hatten nichts gegen
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