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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe
Autoren: Elizabeth Lowell
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Begleitschutz brauchen. Ich bin in ein paar Minuten fertig.«
    »Ich bezahle Sie.«
    »Den Teufel werden Sie! Ich hatte sowieso vor, so schnell wie möglich zu Willow zurückzureiten. Pig Iron ist ein guter Schutz, aber seine gesellschaftlichen Umgangsformen lassen zu wünschen übrig.«
    Caleb marschierte davon und stieß einen schrillen Pfiff aus. Ein schwarzer Wallach hörte auf zu grasen und trottete auf ihn zu. Caleb sattelte und zäumte das Pferd mit raschen Bewegungen, bevor er zum Lager zurückging, um seine Satteltaschen zu holen. Ihr unerwartetes Gewicht hätte ihn beinahe zu Fall gebracht.
    Er fuhr zu Eve herum, als sie sich gerade in einem Wirbel purpurfarbener Seide in den Sattel schwang und über die Wiese auf die Menschen zugaloppierte, die sich um Reno drängten.
    Rafe und Wolfe blickten sprachlos zu ihr auf, sahen das Kleid und die straff gezeichnete Schönheit des Mädchens mit dem schimmernden Haar und den goldenen Augen.
    Auch Jessi war erstaunt. Ihre Augen weiteten sich, doch sie sagte nur: »Reno geht es schon viel besser. Sein Puls ist stabil, und sein Atem geht tief und regelmäßig. Er wird bald wieder bei Bewußtsein sein. Ich glaube nicht, daß er schwer verletzt ist. Er ist so stark wie ein Ochse.«
    Eves Lächeln war das traurigste, das Jessi jemals gesehen hatte.
    »Ja«, erwiderte Eve leise. »Er ist sehr stark.«
    Caleb kam angeritten, schloß neben Eve auf und wartete schweigend.
    Jessi erhob sich und trat neben das Mädchen, das aussah, als seien seine letzten Kraftreserven aufgebraucht. Jessi wußte, wie es war, wenn einem das Leben so hart zusetzte.
    »Caleb hat mir alles erzählt«, meinte sie gedämpft. »Reno wußte nicht, was er sagte. Wenn er aufwacht, wird er sich zehntausendmal einen Idioten schimpfen.«
    Eve sah das Mitgefühl in Jessis blauen Augen, und sie hätte gleichzeitig lachen und in Tränen ausbrechen können.
    »Sie sind sehr freundlich«, sagte sie heiser. »Leider irren Sie sich. Reno wußte genau, was er sagte. Er hat es mir vorher oft genug erklärt.«
    Jessi biß sich auf die Lippen und schüttelte betrübt den Kopf.
    Eve sprach weiter; ihre Stimme klang unnatürlich ruhig.
    » Meine Hälfte des Goldes beläuft sich auf acht Barren. Ich habe zwei für Sie und Wolfe und zwei für Rafe hier gelassen. Caleb hat seinen Anteil schon.«
    Wolfe und Rafe begannen gleichzeitig zu sprechen.
    Eve ignorierte sie. Mit atemberaubender Schnelligkeit beugte sie sich vor und riß Caleb das Messer aus der Gürtelscheide. Die tödlich scharfe Klinge blitzte auf und durchschnitt die Lederschnur, die Renos Satteltaschen am Sattelknauf hielten. Sie landeten mit einem dumpfen Geräusch ein paar Schritte von Renos Beinen entfernt auf dem Boden.
    »Das Gold gehört Reno«, sagte Eve. »Auf Gold ist Verlaß.«
    Die graubraune Stute machte auf der Hinterhand kehrt und schoß vorwärts, als Eve in einem Trommelwirbel von Hufschlägen und mit flatternden Röcken verschwand und Reno zum zweiten Mal zurückließ.

23. Kapitel
    Reno saß still im Schatten einer Fichte und beobachtete die Wiese aus halb geschlossenen Augen. Zum ersten Mal seit fünf Tagen war ihm überhaupt nicht mehr schwindlig. Das Klingeln in seinen Ohren war verschwunden und auch die Übelkeit, die ihn gequält hatte. Sein Mund war zu einer schmalen Linie des Schmerzes verzogen, obwohl das Hämmern in seinem Kopf schon nachgelassen hatte und nur noch wenig mehr als ein unangenehmer Druck war.
    Es war nicht sein Kopf, der Reno schmerzte. Es war der Gedanke an eine Frau, die ihre eigene Bequemlichkeit so wichtig nahm, daß es ihr gleichgültig gewesen war, ob er lebte oder starb.
    Reno hatte Eve nicht mehr gesehen, seit er aus der Mine herausgetragen worden war. Als er nach Caleb fragte, hatte Rafe ihm erklärt, Caleb hätte Eve nach Canyon City zurückbegleitet. Daraufhin hatte Reno Eves Namen nicht wieder erwähnt. Auch die anderen sprachen nicht mehr von ihr.
    Wolfes Lachen schallte durch die klare, reine Luft, gefolgt vom silbernen Klang von Jessis Gelächter, als ihr Mann sie hochhob und wieder und wieder herumwirbelte. Schließlich ließ er sich mit Jessi zu Boden sinken, und sie verschwanden in dem hohen, üppigen Gras der Wiese.
    Eine tiefe Bitterkeit erfaßte Reno. Erinnerungen schnitten wie Rasierklingen durch ihn hindurch und ließen ihn innerlich bluten. Er wollte nicht wahrhaben, wie sehr er um Eve trauerte.
    Es gab eine Zeit, da hatte er Eve über diese Wiese gejagt, hatte sie in seinen Armen aufgefangen und
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