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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe
Autoren: Elizabeth Lowell
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erinnerte ihn an alles, was er zu vergessen suchte.
    »... Caleb hatte sich an Slaters Wachen herangemacht, kurz nachdem sie ausgewechselt worden waren«, berichtete Rafe. »Kaum hatte er sich um sie gekümmert, als er jemanden Vorbeigehen hörte. Stellte sich heraus, daß es Eve war, die Slaters Camp ausspionieren wollte.«
    Reno richtete sich auf.
    Rafe streckte sich. Eine einzige schnelle Bewegung seines Fußes drückte seinen Bruder zu Boden.
    Reno starrte seinen Bruder entsetzt an.
    »Immer mit der Ruhe, Kleiner«, meinte Rafe bestimmt. »Du gehst nirgendwohin, bis ich alles gesagt habe, was zu sagen ist. Wenn du dich deswegen prügeln willst... bitte, wie du willst. Ich werde dich besiegen, und das weißt du auch.«
    »Du und deine verdammten chinesischen Ringertricks«, erwiderte Reno ärgerlich.
    »Ich bringe dir jeden einzelnen Griff bei, wenn du gesund bist. Aber jetzt wirst du mir aufmerksam zuhören.«
    Reno blickte in die eisgrauen Augen, die seinen so ähnlich waren. Obwohl sein Körper immer noch sprungbereit war, nickte er knapp.
    Rafe trat mit einer trägen Bewegung zurück und hockte sich auf die Fersen, die Satteltaschen neben sich. Reno ließ sich von dem Eindruck völligen Entspanntseins nicht täuschen. Wenn er auch nur Anstalten machte, sich zu erheben, würde er genauso schnell wieder zu Boden geschickt werden wie beim ersten Mal.
    »Cal hat sich Eve geschnappt, bevor Slater sie entdecken konnte«, fuhr Rafe fort. »Offensichtlich hatte sie die verrückte Idee, Slater mit dem Gewehr zu bedrohen und ihm Gold anzubieten, wenn seine Männer dich ausgraben würden.«
    »Ist es das, was sie Cal erzählt hat?«
    Rafe nickte.
    »Und er hat ihr geglaubt?« fragte Reno sarkastisch.
    Wieder nickte Rafe.
    Renos Mundwinkel verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln.
    »Die Ehe muß Cals Hirn erweicht haben«, sagte Reno bitter. »Das kleine Saloongirl hatte es darauf angelegt, sich selbst zu retten, nicht mich.«
    »Je weniger du sagst, desto weniger wirst du zurücknehmen müssen«, erwiderte Rafe. »Aber laß dich dadurch nicht davon abhalten, Unsinn zu reden. Wenn du es leid bist, deine Worte zurückzunehmen, werde ich dich mit Wonne eins nach dem anderen schlucken lassen.«
    Renos grüne Augen verengten sich zu funkelnden Schlitzen, doch er schwieg. Er war im Moment nicht in der Verfassung, sich mit seinem Bruder anzulegen, egal, wie heftig es ihn drängte. Und beide wußten es.
    »Nachdem wir uns um Slaters Bande gekümmert hatten, gingen wir zu der Mine«, sagte Rafe. »Eve stand da, von oben bis unten mit Schmutz bedeckt, zerkratzt und mit blutenden Schürfwunden von dem Versuch, dich auszugraben. Sie weigerte sich, Cal oder Wolfe in die Mine gehen zu lassen. Sagte, es wäre zu gefährlich.«
    Wieder zog sich Renos Inneres schmerzlich zusammen, während er zuhörte.
    »Sie sagte, sie hätte es in Kauf genommen, Comancheros töten zu müssen, um dich herauszuholen«, meinte Rafe kühl, »aber sie würde nie das Leben von Familienvätern aufs Spiel setzen. Sie bestand darauf, es allein zu tun, weil sie keine Familie hätte, die auf sie wartete.«
    »Du hast sie doch nicht in die Mine zurückgehen lassen, oder?« fragte Reno scharf.
    »Sie war die einzige, die wußte, wo du warst«, erwiderte Rafe brüsk. »Sie führte mich zu der Einsturzstelle, und ich habe gegraben, als stünde der Teufel hinter mir, weil ich nicht wußte, ob du lebendig oder tot warst, und diese verdammte Decke prasselte immer wieder wie ein Steinregen auf mich herunter.«
    Reno packte Rafes Arm. »Herrgott! Du hättest verschwinden sollen. Der Fels in diesem Kojotenloch war so mürbe wie alter Kuchen!«
    »Wärst du verschwunden, wenn ich in irgendeinem gottverdammten Schacht festgesessen hätte?«
    Reno schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall.«
    Rafes Ausdruck wurde einen Moment weich. Von allen seinen Brüdern hatte ihm Reno immer besonders nahe gestanden.
    »Schließlich grub ich ein Loch, bei dem selbst eine Katze Mühe gehabt hätte, durchzukommen«, fuhr Rafe fort. »Ich sah Licht, aber du hast nicht auf meine Rufe geantwortet. Jedesmal, wenn ich versuchte, das Loch zu vergrößern, stürzte die Decke wieder ein.«
    »Wie bist du dann an mich herangekommen?«
    »Das war nicht ich. Eve hat dich da herausgeholt.«
    »Was?«
    »Irgendwie hat sie sich durch dieses kleine Loch gezwängt. Sie fing an, dich aus dem Schotter auszugraben, und dann begann plötzlich der gesamte Schacht zu stöhnen und zu knirschen. Ich habe sie
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