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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe
Autoren: Elizabeth Lowell
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gehört.
    »Immerhin, wir sind jetzt besser dran als vorher«, meinte Rafe. »Zumindest wissen wir, daß Luft durch das Loch dringt und daß auf der anderen Seite so viel Platz ist, daß meine Stimme widerhallt, wenn ich rufe. Es muß auch die ganze Zeit genügend Luftzufuhr vorhanden gewesen sein, denn Renos Lampe brennt noch.«
    Eve nickte, aber ihre Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf das Kojotenloch.
    »Wenn er nicht augenblicklich getötet wurde«, fuhr Rafe fort, »ist er entweder bewußtlos oder in einem anderen Teil der Mine, um nach einem Ausgang zu suchen.«
    »Soll ich Caleb oder Wolfe holen?«
    »Nein«, erwiderte Rafe kurz. »Sie hatten völlig recht. Dieses Loch ist kein Ort für einen Familienvater.«
    »Ruhen Sie sich ein paar Minuten aus«, sagte Eve mit zitternder
    Stimme. »In dem Kanister ist Wasser. Es stammt noch von gestern, aber ich nehme an, es macht Ihnen nichts aus.«
    Rafes Zähne blitzten weiß in seinem von Schweiß und Staub verschmierten Gesicht.
    »Ganz sicher nicht«, entgegnete er.
    Er stellte die Schaufel ab und ging zu dem Kanister, den Eve gegen die Tunnelwand gelehnt hatte, dort, wo er nicht im Weg war.
    Sobald Rafe nach dem Kanister griff, griff Eve sich die Schaufel und kletterte hastig in das Kojotenloch. Bis Rafe sich wieder umgedreht und begriffen hatte, was Eve tat, war sie schon außerhalb seiner Reichweite.
    »Kommen Sie sofort zurück!« brüllte er. »Es ist viel zu gefährlich. Diese verdammte Decke wartet nur darauf einzustürzen!«
    »Ich kann durch jedes Loch schlüpfen, durch das eine Katze kommt. Fragen Sie Reno. Er nennt mich gata.«
    Rafe schlug mit der Faust gegen die Felswand und fluchte laut.
    Doch trotz seines Ärgers kroch er nicht in das Loch, um Eve zurückzuziehen. Wenn es ihr gelang, sich durch die Öffnung zu zwängen, war sie Renos beste Überlebenschance.
    Und wenn Reno bereits tot war, konnte Eve auch das herausfinden, bevor Caleb oder Wolfe bei dem Versuch umkamen, einen Mann auszugraben, der nicht mehr lebte.
    Eve bahnte sich mit Händen und Knien einen Weg durch das Geröll, angelockt von dem schwachen Lichtschimmer weiter voraus. Der letzte Meter war der schwierigste, denn die Schuttmassen füllten den Schacht fast vollständig aus. Die Öffnung war gerade so groß, daß sie einen Arm und ihren Kopf durchschieben konnte. Sie benutzte ihre Füße, um sich abzustoßen, und zwängte sich mit aller Gewalt durch das Loch.
    Plötzlich gab die Decke über ihr nach.
    Einen Moment lang spürte Eve ein erdrückendes Gewicht auf sich. Dann schoß eine Geröllzunge vorwärts und riß sie mit sich. Sie rutschte der Länge nach über den unebenen Boden des Schachts und rang keuchend nach Luft.
    Das erste, was Eve erblickte, war Renos Laterne. Dann sah sie Renos Kopf und seine Schultern, die aus einem Trümmerhaufen herausragten. Ihr fiel sofort auf, daß Rafe durch Zufall das getan hatte, was die Spanier viele Male ausgeführt hatten — er hatte ein neues Kojotenloch gegraben, das eine Verbindung mit dem großen Tunnel herstellte.
    Eve wußte nicht, daß sie schluchzend Renos Namen rief, bis ihr das gebrochene Echo ihrer eigenen Stimme entgegenhallte. Hustend zog sie ihr Halstuch über Mund und Nase und kroch durch die wirbelnden Staubwolken, die der neue Einsturz verursacht hatte, auf Reno zu.
    »Eve!« schrie Rafe. »Sind Sie verletzt?«
    »Ich habe Reno gefunden!«
    »Lebt er?«
    Sie streckte den Arm nach Reno aus, aber ihre Hand zitterte so stark, daß sie nicht sagen konnte, ob ein Puls an seinem Hals klopfte. Dann sah sie Blut aus einer Schnittwunde an seiner Stirn sickern.
    Nur entfernt nahm Eve wahr, daß Rafe ununterbrochen ihren Namen rief.
    »Er lebt!« rief sie zurück.
    »Gott sei Dank. Passen Sie auf. Ich komme durch.«
    Minuten später prasselte ein weiterer Steinhagel von der unstabilen Wand, an der Kojotenlöcher den alten Tunnel durchsiebten. Felsbrocken so groß wie Eves Fäuste trommelten herab. Einer von ihnen traf die Laterne und warf sie um. Ein anderer traf Reno, der leise aufstöhnte. Der Rest türmte sich auf dem Geröll auf, das ihn teilweise bedeckte.
    »Halt!« schrie Eve. »Nicht weiter, Rafe! Jedesmal, wenn Sie sich bewegen, wird Reno noch mehr begraben!«
    »In Ordnung. Ich bleibe, wo ich bin. Was ist mit der Lampe passiert?«
    »Ein Stein hat sie umgeworfen. Das Petroleum ist ausgelaufen.«
    Rafe fluchte.
    Eve durchsuchte im Finstern ihre Taschen. Schließlich fand sie die Kerze, die Reno sie gedrängt hatte mitzunehmen,
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