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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe
Autoren: Elizabeth Lowell
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weich an, aber Frauen waren so unbeständig und launenhaft wie der Frühlingswind. Gold dagegen veränderte sich nie, war nicht bestechlich, erwies sich niemals als wertloser, als es auf den ersten Blick den Anschein hatte.
    In Gedanken wog Reno den Wert des Ringes gegen den des Mädchens ab, dessen Name so unwahrscheinlich war wie der Ausdruck der Unschuld in ihren goldenen Augen.
    Es war Raleigh, der Renos Zweifel laut aussprach.
    »Hmmm«, meinte Raleigh zu Eve. »Sie glauben also, Sie seien so viel wert wie der Ring, die Perlen oder die Schatzkarte? Sie müssen ein paar ziemlich raffinierte Tricks kennen.«
    Das Lächeln, das er Eve schenkte, war eindeutig und beleidigend.
    »Gib der kleinen Lady, was sie will«, warf Slater kalt ein. »Sie wird bezahlen müssen, so oder so. Bei den Preisen von Denver sollte ein Monat ihrer Zeit die Summe decken.«
    Eve gelang es kaum, ein Schaudern zu unterdrücken bei der Vorstellung, der Gnade eines Mannes wie Jericho Slater auch nur für eine einzige Nacht ausgeliefert zu sein, ganz zu schweigen von einem Monat.
    Insgeheim sagte sie sich, daß sie sich keine Sorgen zu machen brauche. Sie würde ihren Einsatz nicht zahlen müssen, denn sie hatte nicht die Absicht, das Spiel zu verlieren.
    Zum ersten Mal verursachte Eve der Gedanke, beim Kartenspiel zu betrügen, kein Unbehagen oder Schuldgefühle. Wenn überhaupt, dann lag eine gewisse Gerechtigkeit darin, Slater und seine Truppe hereinzulegen. Alles von Wert auf diesem Tisch war vor wenigen Tagen von Raleigh gestohlen worden. Und wenn Eve betrügen mußte, um es zurückzubekommen, dann würde sie es tun.
    Sie bedauerte nur, daß sie diesem Mann nichts Schlimmeres als das zufügen konnte - diesem Mann, der Don und Donna Lyon ermordet hatte.
    Mit vorgetäuschter Gleichgültigkeit widmete Eve sich weiter dem Mischen der Karten, während sie darauf wartete, daß auch der dritte Spieler dem ungewöhnlichen Spieleinsatz zustimmte. Als keine Äußerung kam, schaute sie den Mann unter ihren dichten Wimpern hervor prüfend an.
    Der grünäugige Fremde hatte vor einer Stunde an dem Tisch Platz genommen, kurz bevor Eve begann, das erste Blatt auszuteilen. Ihr genügte schon ein einziger Blick, um zwei Dinge zu wissen: Sie hatte noch niemals einen Mann gesehen, der sie mehr anzog, und auch noch niemals einen, der gefährlicher wirkte.
    Sie hatte den Verdacht, daß der schleppende Akzent des Fremden genauso irreführend war wie die scheinbare Trägheit seiner Bewegungen. In seinen grünen Augen war keinerlei Trägheit zu erkennen. Wachsamkeit und Mißtrauen gehörten ebenso zu ihm wie sein schwarzes Haar und der kraftvolle Körper.
    Und dennoch, ihr Instinkt sagte ihr, daß dieser Fremde sich irgendwie von Männern wie Slater und Raleigh unterschied, grausamen Männern, die es nicht im geringsten kümmerte, jene zu verletzen oder zu zerstören, die schwächer waren als sie selbst.
    »Nur noch eins«, fügte Slater kalt hinzu. »Passen Sie bloß auf, daß alle Karten, die Sie selbst ausspielen, von diesem Stapel kommen.«
    Eve zwang sich zu lächeln trotz des eiskalten Schauers, der ihr über den Rücken lief. Sie bezweifelte nicht, daß Slater eine Frau, die er beim Betrügen erwischte, genauso schnell und bedenkenlos töten würde wie einen Mann.
    »Beschuldigen Sie mich etwa des Betrugs?« fragte sie.
    »Ich habe Sie gewarnt«, war alles, was Slater erwiderte.
    Reno verlagerte leicht sein Gewicht. Die Bewegung brachte den Schaft seines Revolvers näher an seine linke Hand. Schweigend taxierte er die katzenartige Eleganz des Mädchens, ihre entschlossen blickenden Augen und die sanft geschwungenen Lippen.
    »Sind Sie sicher, daß Sie sich selbst als Einsatz anbieten wollen, Miss... wie war doch der Name?« fragte Reno, obwohl er ihn durchaus wußte.
    »Star«, antwortete sie weich. »Mein Name ist Evening Star.«
    Eves Stimme klang ruhiger, als ihr zumute war. Sie hatte wegen ihres Namens schon so oft gelogen, daß sie keine Bedenken mehr fühlte.
    Jedenfalls war die Lüge bedeutungslos geworden, denn kein Lebender kannte sie mehr als Evelyn Starr Johnson.
    »ln Ordnung, Miss Star«, sagte Reno langsam. »Und sind Sie sicher, daß Sie wissen, was Sie da tun?«
    »Was kümmert Sie das?« fragte Raleigh grob. »Sie ist alt genug, um alles zu haben, was ein Mann braucht, und hübsch genug, es für ihn zu einem Vergnügen werden zu lassen, sich sein Recht zu nehmen.«
    »Miss?« wiederholte Reno, ohne den anderen zu beachten.
    »Ich bin mir
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