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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe
Autoren: Elizabeth Lowell
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schmal. »Lassen Sie’s mich mal versuchen. Meine Stimme trägt wesentlich weiter als Ihre«, sagte er ruhig.
    Eve nickte angespannt und schaute zu, wie Rafe sich hinkniete und die Lampe abstellte. Das Kojotenloch sah ungefähr so einladend aus wie ein Grab. Er blickte auf die Schaufel. Bei der engen Öffnung würde er von Glück reden können, wenn er genug Platz hätte, um die Schaufel überhaupt benutzen zu können.
    »Wundert mich, daß Reno hier reingegangen ist«, murmelte Rafe. »Er hatte nie viel übrig für dunkle, enge Orte.«
    »Vielleicht hat dort nie spanisches Gold auf ihn gewartet«, meinte sie knapp.
    »Ist noch mehr davon da?« fragte Rafe, als er über die aufgestapelten Barren stieg und das dunkle, enge Loch betrat.
    »Zwei Barren, von denen wir wissen. Angeblich sollen hier irgendwo noch eine ganze Menge mehr vergraben sein. Von mir aus können sie dort bis in alle Ewigkeit bleiben.«
    Rafe fluchte leise, als er sich in das schmale Loch zwängte.
    Eve sank in die Knie und lehnte sich gegen die kalte Tunnelwand. Ihr war nicht wirklich bewußt, daß sie zitterte. Als Caleb ihre Schulter berührte, begann sie am ganzen Körper zu beben.
    Rafes tiefe Stimme hallte durch den Schacht, als er nach Reno rief.
    Stille folgte. Er rief noch einmal. Wieder Schweigen. Auch als Rafe zum dritten und vierten Mal nach seinem Bruder rief, bekamen sie keine Antwort.
    »Cal und Wolfe, schafft das Gold zu Jessi hoch«, rief Rafe nach einer Pause. »Es liegt gleich hier vorn.«
    Das kratzende Geräusch eines Schaufelblatts, das sich in Felsgeröll grub, drang durch den Tunnel, während Rafe zu arbeiten begann.
    »Du brauchst jemanden, der dir das Geröll aus dem Weg schafft«, rief Caleb.
    »Das wird Eve tun müssen. Zwei Männer passen hier einfach nicht rein.«
    Wolfe bückte sich, leuchtete mit der Lampe in den Schacht und fluchte dann in einer Mischung aus Cheyenne und britischem Englisch.
    »Er hat recht, Cal. Das verdammte Mistding ist so eng, daß es Rafe wie eine steinerne Haut umschließt.«
    Der Rhythmus des Schaufelgeräuschs blieb immer gleich, während Rafe sich durch lose aufgetürmte Gesteinsbrocken und bröckelnden Fels hindurchgrub und den Schotter zu beiden Seiten hinter sich schob. Schweigend betete er, daß der Rest des Kojotenlochs halten möge.
    Während Rafe sich wie ein menschlicher Bohrer seinen Weg durch die Finsternis bahnte, liefen Caleb und Wolfe unermüdlich hin und her, bis sämtliche Goldbarren neben dem Mineneingang aufgestapelt waren. Eve nahm kaum Notiz davon, aber es erleichterte ihr die Arbeit, denn nun hatte sie mehr Platz für das Geröll, das sie aus dem Loch herausschaffte.
    »Schicke Eve in den Schacht, wenn du Ablösung brauchst«, sagte Wolfe, als er den letzten Goldbarren aufnahm.
    Rafe knurrte eine Antwort und grub weiter.
    Nach einer Weile sah er plötzlich das matte Licht einer Laterne durch den Trümmerhaufen vor sich schimmern.
    »Ich sehe Licht!« rief er.
    »Ist Reno da?« rief Eve zurück.
    »Kann ich nicht sagen. Die Decke ist immer noch...«
    Rafes Worte wurden durch einen Steinhagel abgeschnitten. Er stieß einen wüsten Fluch aus, einen von der Art, wie er ihn in den verrufensten Häfen der Welt gelernt hatte. Fluchend grub er weiter, sehr wohl wissend, daß er sich mit jedem Schaufelstich sein eigenes Grab schaufeln konnte.
    Doch egal, wie hart Rafe grub - er konnte einfach kein Loch offenhalten, das groß genug war, um hindurchzukriechen. Er kroch zur Öffnung zurück, wo Eve wartete. Der grimmige Zug um seinen Mund sagte ihr mehr, als sie wissen wollte.
    »Je mehr ich grabe, desto weiter falle ich zurück«, sagte er und wischte sich den Schweiß aus den Augen. »Ich habe die größten Felsbrocken aus dem Weg geräumt, aber das Schotterzeug rutscht ständig wieder nach. Es ist, als müßte man sich durch ein Flußbett graben. Ich kann kaum genug Platz für eine Katze schaffen, geschweige denn für einen Mann von meiner Größe.«
    »Irgendein Zeichen von Reno?«
    Rafe betrachtete Eves goldene, von dunklen Schatten umgebene Augen und ihr bedrücktes Gesicht. Sanft strich er ihr über das zerzauste Haar.
    »Zweimal ist meine Schaufel auf Luft gestoßen«, erklärte er. »Und jedesmal prasselte noch mehr Geröll herunter. Ich habe durch die Öffnung gerufen, aber...«
    Er blickte weg, weil er die verzweifelte Hoffnung in Eves Augen nicht länger ertragen konnte.
    Sie fragte nicht weiter. Wenn Reno auf seine Rufe geantwortet hätte, hätte Rafe es
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