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Rotzig & Rotzig

Rotzig & Rotzig

Titel: Rotzig & Rotzig
Autoren: Jörg Juretzka
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nichts in Scuzzis Plattenschrank, gegen das ich nicht auch jederzeit und gerne einen warmen Strahl gerichtet hätte. „Doch nicht etwa die Supertramp - Sammlung?“
    „Kristof, nimm deinen Köter und pack dich.“
    Also nahm ich meinen Hund und packte mich. Und das, ohne Scuzzi daran zu erinnern, dass ich ihm von dem Deal mit dem Flachbildschirm abgeraten hatte. Auch wenn's schwerfiel, nicht Ich hab's dir ja gesagt zu sagen.
    Man muss auch mal den Mund halten können.
    Mit dem Hund auf dem Beifahrersitz lieferte ich noch rasch die Katze mit Korb, Trocken- und Feuchtfutter, Wasser- und Futternapf und Scheißhaus samt Streu an Edna Mohr aus und wünschte den beiden viel Spaß und gute Unterhaltung miteinander.
    Zurück im Wohnpark Nord stellte ich den Toyota in Sichtweite meines Balkons ab. Eine etwas späte Vorsichtsmaßnahme, wie mir erst jetzt auffiel. Denn irgendjemand hatte schon früher am Abend beide Wagenflanken mit Hausmeister beschriftet und den Kofferraumdeckel mit Arsch voll. In fettem Edding.
    Struppi lässt sich gern Zeit. Je ekelhafter das Wetter, desto gemächlicher seine Gangart, meine ich manchmal. Da ich ein ungeduldiger Mensch bin, Struppi aber nicht zu beschleunigen ist, bedeutet das, ich gehe bei unseren Runden strammen Schrittes bis zum nächsten Abzweig oder zur nächsten zu überquerenden Straße und stehe dann da rum und friere, während mein Hund den Fuß eines jeden Mastes, eines jeden Baumes und eines jeden Mülleimers mit an Obsession gemahnendem Interesse abschnüffelt.
    Es war eine scheußliche nasskalte Nacht in einer bei längerer Betrachtung immer scheußlicher werdenden Gegend. Der Wohnpark Nord ist ein einstiges Neubauviertel, das es in nicht einmal zwei Jahrzehnten zum Altbauviertel gebracht hat. Vom Grundriss her eine große, hufeisenförmige Sackgasse, wird es an der einen der beiden Längsseiten begrenzt von der A40 und an der anderen von einem umzäunten Gewerbegebiet voller Discounter. Zwischen den Wohnblocks erstrecken sich flache, vollgeschissene Rasenflächen, gesäumt von niedrigen Büschen. Das offene Ende des Hufeisens bildet die Zufahrt, und am anderen Ende wartet ein kaltes, hässliches Stück Wald voll nackter, dünner Bäume.
    Ich passierte den unbeleuchteten Spielplatz, und da waren sie wieder, die Hoodies. Und wieder in meinem Weg.
    „So, du hast also keinen Bock, die Schaukel zu reparieren, Hausmeister?“ Drohender Tonfall, drohende Haltung, Überzahl, Nacht, weit und breit kein Mensch mehr unterwegs. Toll.
    „Für hundertsechzig Öcken schon.“
    „Ey, vorhin waren es noch hundertfünfzig!“ Metin, offenbar der Anführer und sicherlich der größte der Hoodies, war, wie sich zusehends herausstellte, weder der Hellste noch der Schnellste. Ich hätte mich bombig mit ihm amüsiert, wenn mir nicht die Angst vor einem Schlagring in die Fresse oder einem Messer in die Rippen so die Arschbacken zusammengekniffen hätte. „Jedes Mal, wenn du mich damit nervst, werden es zehn Euro mehr, Metin.“
    Irgendeiner aus der zweiten Reihe maulte, was das ganze Gelaber sollte.
    Metin gab sich einen Ruck. Und mir einen Schubs. „Ey, Mann, glaubst du, du kannst mich verarschen, oder was?“
    Der Übergang zur physischen Auseinandersetzung. Heikel, das. Schwer, dabei das Gesicht und auch noch die Gesundheit zu bewahren. Ein richtiger Entweder-oder-Punkt. Und scheiß auf die Wahrung des Gesichts, sollte man meinen.
    Gleichzeitig war ich alles andere als nüchtern. Und Mitglied einer Bikergang, wenn auch schon ewig nicht mehr aktiv. Trotzdem. Mochten die Hoodies mich ruhig abstechen, die Stormfuckers würden mich rächen, oder was einem sonst so durch den Kopf schießt, wenn die unheilige Dreifaltigkeit aus Testosteron, Adrenalin und Alkohol dabei ist, das Denken zu übernehmen. „Hör gut zu, Hausmeister.“ Zweiter Schubser. „Du solltest dich besser nicht mehr in unserer Straße blicken lassen. Außer, du willst enden wie dein schwuler Vorgänger.“
    „Kapiert?“ Dritter Schubser, dritte tätliche Beleidigung, diesmal von einem anderen. Langer Typ. Picklig. Deutscher, auch noch. Ajeh. Loser ohne deutsche Freunde, hieß das. Immer ängstlich darauf bedacht, den Türken zu beweisen, dass er auch einer von den Harten ist. Ihn und Metin musste ich besonders im Auge behalten. Die anderen drei würden wahrscheinlich erst zutreten, sobald ich am Boden lag.
    „Und wenn die Schaukel nicht morgen repariert ist, Alter, machen wir dich lang.“ Vierter Schubser und allgemeines
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