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Rotkäppchen und der böse Wolf

Rotkäppchen und der böse Wolf

Titel: Rotkäppchen und der böse Wolf
Autoren: Kira Maeda
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Reisevorbereitungen sie riefen – stellte selbst ihr Freizeitdress nahezu jede andere Frau im Club in den Schatten.
    „Was tust du hier? Ich hatte erwartet, du triffst dich zu einem kleinen Flirt mit einem deiner Verehrer?“, zog er sie sanft auf.
    Miza verdrehte die Augen und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Dafür ist später noch genug Zeit. Vor meinem Abflug muss ich erst noch ein kleines Problem lösen.“
    Er stieß sich vom Fenster ab und steckte seine Hände lässig in die Hosentaschen. „Ein Problem?“, fragte er kritisch.
    Miza verzog die vollen Lippen zu einem spöttischen Lächeln.
    „Ja, wie ich meinen unruhigen Wolf wieder ruhig stelle.“
    Lucius musterte ihr sphinxhaftes Lächeln und runzelte die Stirn. „Was bringt dich auf die Idee, ich wäre unruhig?“
    Miza wanderte im Büro umher. „Du bist geistig abwesend, auch wenn man dich anspricht“, begann sie aufzuzählen, „du fährst ohne Grund durch die Stadt, du kannst dich nicht lange in einem Zimmer oder an einem Ort aufhalten, du … “
    Lucius hob die Hände. „Schon gut, du hast mich durchschaut“, lachte er leise. „Ich wusste nicht, dass es so offensichtlich ist.“
    „Für andere vielleicht nicht“, zwinkerte die Japanerin. „Aber ich kenne dich nun schon ein bisschen länger, mein Lieber.“
    „Also, wie willst du dein Problem lösen?“, fragte er und ließ sich wieder in seinen Sessel sinken. Miza trat an den Schreibtisch heran und beugte sich, die Hände auf der Platte abgestützt, vor. „Aki ist meine Nichte“, sagte sie mit einem mal sehr ernst. „Ich habe sie erst vor Kurzem wiedergefunden, und ich werde nicht zulassen, dass irgendjemand ihr in irgendeiner Weise schadet.“
    „Denkst du ernsthaft, das könnte ich?“, knurrte Lucius, verärgert durch den indirekten Vorwurf.
    „Ich weiß, dass du den Frauen keine Schmerzen zufügst“, lenkte Miza ein. „Meine Sorge galt Akis Herz.“
    Er brummte leise. „Sie ist unschuldig, Miza“, murmelte er. „Hungrig und unschuldig. Ich kann nicht aufhören an sie zu denken.“
    Auf Mizas schönem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Sie zog ihr Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. Lucius beobachtete sie, wie sie an die Fensterfront trat und hinuntersah. Es klingelte eine Weile, dann begann sie zu sprechen. „Aki-chan! Ja, richtig, hier ist Miza. Entschuldige, dass ich dich nicht angerufen habe. Lucius hat mir erzählt, dass du im Club warst … ja, genau. Du hast deinen Mantel hier vergessen.“
    Anscheinend schien Aki einige Ausflüchte zu machen, denn Mizas Rücken spannte sich an, wodurch ihre ganze Wirkung strenger wurde. Lucius musste schmunzeln. Er kannte diese Haltung gut genug; Miza nahm sie immer während der Arbeit ein, oder wenn sie ihren Kopf durchsetzen wollte.
    „Ich werde es nicht mehr schaffen, ihn dir vorbeizubringen“, fuhr Miza fort, nachdem Aki wohl mehrere Vorschläge gemacht hatte, wie sie den Mantel zurückbekommen konnte, ohne dass sie wieder einen Fuß in den Club setzen musste. „Ich fliege in zwei Tagen in die Staaten und habe vorher leider alle Hände voll zu tun. Komm doch heute vorbei und hol ihn dir ab, ja?“
    Miza grinste triumphierend und drehte sich zu Lucius um. Er lächelte.
    „In Ordnung, Aki-chan, ich bin hier und warte auf dich. Sag einfach dem Türsteher Bescheid.“
    Miza legte auf und steckte das Handy weg. „Rotkäppchen kommt und bringt der Großmutter Wein und Kuchen“, sagte sie. „Alles Weitere liegt bei dir.“
     
    Aki trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Es war kalt, und sie hatte nur eine dünne Jacke an. Seit einer Woche schwor sie sich schon, sich nicht wie ein ängstliches Kaninchen zu benehmen und einfach ihren Mantel abzuholen. Schlussendlich hatte es aber doch den Anruf ihrer Tante gebraucht, um den Club aufzusuchen. Aki schwankte zwischen Wut auf sich selbst, weil sie ein derart feiges Huhn war – der Unsicherheit Lucius gegenüber und der Neugierde, die die Bilder im Club in ihr ausgelöst hatten. Sie hatte sie immer wieder in ihren Gedanken hervorgeholt und neu betrachtet. Eigentlich hatte sie erwartet, dass der Effekt mit der Zeit verblassen würde, aber die Lust war noch immer genauso intensiv wie beim ersten Mal; und über allem lag Lucius Stimme, die sie einlud, sich vollkommen fallen zu lassen.
    Aki gab sich einen Ruck und klopfte in schneller Folge gegen das Tor. Es wurde geöffnet, und der Türsteher dahinter sah sie düster an, denn es war nicht das Klopfzeichen, das
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