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Rotkäppchen und der böse Wolf

Rotkäppchen und der böse Wolf

Titel: Rotkäppchen und der böse Wolf
Autoren: Agatha Christie
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Kind, aber Salomon sagte: Gut, wir werden es zerschneiden, mag jede die Hälfte bekommen. – Die falsche Mutter sagte: Abgemacht! Aber die wahre Mutter sagte: Nein, mag die andere es behalten. Denn sie wollte ihr Kind nicht töten lassen. – Als Mrs Sprot damals die Polin erschoss, sagtet ihr alle, das sei ein wahres Wunder, und wie leicht sie ihr Kind hätte treffen können. Dass ich nicht damals schon alles erraten habe! Wäre es ihr eigenes Kind gewesen, so hätte sie den Schuss niemals gewagt. Das heißt, dass Betty nicht ihr Kind ist. Und deshalb musste sie die andere Frau erschießen.«
    »Warum? Wieso?«
    »Natürlich war die andere Frau die wahre Mutter des Kindes.« Nun zitterte Tuppence’ Stimme doch ein wenig. »Das arme Ding – gehetzt und gejagt. Sie kam als Flüchtling ins Land, bettelarm, und war froh, dass Mrs Sprot ihre Betty adoptierte.«
    »Aber warum sollte Mrs Sprot das getan haben?«
    »Tarnung! Ein psychologisches Meisterstück von Tarnung. Wer könnte es für möglich halten, dass eine Meisterspionin ihr Kind bei sich hat, wenn sie den großen Coup landen will! Aus diesem Grunde habe ja auch ich Mrs Sprot nie in Betracht gezogen. Einfach des Kindes wegen. Aber die wahre Mutter litt qualvolle Sehnsucht nach Betty, sie fand Mrs Sprots Adresse heraus und kam hierher. Dann trieb sie sich in der Nähe der Pension herum, um eine günstige Gelegenheit abzuwarten, und als sie schließlich die Gelegenheit fand, raubte sie ihr eigenes Kind.
    Natürlich war Mrs Sprot außer sich. Unter allen Umständen wollte sie das Eingreifen der Polizei vermeiden. Deshalb schrieb sie selbst den Zettel und behauptete, ihn in ihrem Zimmer gefunden zu haben; sie brachte es auch fertig, sich Major Bletchleys Pistole anzueignen. Als wir dann der armen Person auf die Spur gekommen waren, zögerte sie nicht – keinen Augenblick dachte sie mehr an das Kind – und schoss sie einfach nieder. Die und nicht mit Schusswaffen umgehen können! Eine glänzende Schützin ist sie. Ja, sie tötete die bejammernswerte Frau – und deshalb habe ich auch jetzt kein Mitleid mit ihr. Sie ist durch und durch schlecht.«
    Tuppence machte eine Pause.
    »Was mich auch noch auf die Fährte hätte führen müssen«, fuhr sie dann fort, »war die Ähnlichkeit zwischen Wanda Polonska und Betty. Es war Bettys Gesichtchen, an das mich das Gesicht der Frau die ganze Zeit erinnert hatte. Und dann das Spiel mit meinen Schuhbändern. Wie viel wahrscheinlicher war es, dass sie das bei ihrer angeblichen Mutter gesehen hatte, nicht bei Carl von Deinim! Aber sobald Mrs Sprot Betty dabei erwischt hatte, schmuggelte sie alles mögliche Verdächtige in Carls Zimmer, als Meisterstück dann noch die in Geheimtinte getauchten Schuhbänder. Es war nicht schwer, den Verdacht auf Carl zu lenken.«
    »Ich freue mich, dass Carl unschuldig war«,’ sagte Tommy. »Ich mochte ihn gut leiden.«
    »Er ist doch nicht erschossen worden?«, fragte Tuppence angstvoll. Warum sprach Tommy in der Vergangenheit?
    Mr Grant schüttelte den Kopf.
    »Alles in Ordnung mit Carl«, sagte er. »Tatsächlich habe ich eine Überraschung für Sie.«
    »Das freut mich riesig«, erwiderte Tuppence mit einem plötzlichen Aufleuchten in den Augen. »Sheilas wegen! Und natürlich war es sehr dumm von uns, hinter Mrs Perenna her zu sein – so kurzsichtig wie nur möglich.«
    »Sie hat ein bisschen mit der Irischen Revolutionspartei kokettiert«, sagte Mr Grant. »Das war alles.«
    »Ich hatte Mrs O’Rourke etwas in Verdacht, zuweilen auch die Cayleys…«
    »Und ich Bletchley«, sagte Tommy.
    »Und dabei war es dieses Fischblut, dieses völlige Nichts, das wir für Bettys Mutter hielten!«
    »Fischblut?«, meinte Mr Grant. »Wohl schwerlich! Eine äußerst gefährliche Person und dabei eine glänzende Schauspielerin. Leider, leider ist sie Engländerin von Geburt.«
    »Dann kann ich sie weder bewundern noch bemitleiden«, sagte Tuppence. »Wenn sie nicht einmal für ihr eigenes Land gearbeitet hat…« Mit frisch erwachter Neugier sah sie Mr Grant an. »Haben Sie denn gefunden, was Sie wollten?«
    Mr Grant nickte.
    »Es war alles in den zerfetzten und beschmutzten Kinderbüchern.«
    »In den Büchern, die so ›bäh-bäh‹ und ›mutzig‹ waren, wie Betty sagt!«, rief Tuppence.
    »Das waren sie wirklich«, sagte Mr Grant trocken. »Im Rotkäppchen sind alle Einzelheiten über unsere Flottenaufstellung enthalten. Im Hans-Guck-in-die-Luft das gleiche für die R.A.F. Angaben über die Armee
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