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Rotkäppchen und der böse Wolf

Rotkäppchen und der böse Wolf

Titel: Rotkäppchen und der böse Wolf
Autoren: Agatha Christie
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aber gerade Marsdon ist eine unserer Hauptstützen hier zu Lande. Ich sagte Ihnen ja schon, ein paar Meter Segeltuch täuschen allerhand vor. Seine Fallschirmerzählung haben Sie glatt geschluckt.«
    »Und wo hinaus wollen Sie mit der ganzen Komödie?«
    »Haben Sie das noch nicht begriffen? Nun, Ihre Freunde sollen Ihre Spur nicht allzu leicht finden. Sie führt nach Yarrow und zu einem Mann in einem Auto. Aber eine Krankenschwester, die Ihnen gar nicht ähnlich sieht und zwischen ein und zwei Uhr nach Leatherbarrow gegangen ist, dürfte schwerlich mit Ihrem Verschwinden in Zusammenhang gebracht werden.«
    »Sehr geschickt ausgedacht«, warf Tuppence ein.
    »Ich bewundere Ihre Kaltblütigkeit«, sagte Haydock. »Wirklich, ich hege große Bewunderung für Sie. Es tut mir leid, dass ich mit allen Mitteln gegen Sie vorgehen muss – aber es ist äußerst wichtig. Wir müssen wissen, was Sie im Sans Souci entdeckt haben, es hängt zu viel davon ab.«
    Tuppence gab keine Antwort.
    »Ich rate Ihnen«, fuhr Haydock ruhig fort, »freiwillig zu reden. Sie werden verstehen – ein Zahnarztstuhl und ein paar Instrumente –, es gibt gewisse Möglichkeiten, Sie zu zwingen.«
    Tuppence warf ihm nur einen verächtlichen Blick zu.
    Haydock lehnte sich im Stuhl zurück. »Eine Memme sind Sie nicht, weiß Gott«, sagte er langsam. »Ich kenne diesen Typ. Zart – mit Stahlnerven. Aber wie steht es nun mit der schlechteren Hälfte?«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich spreche von Thomas Beresford, Ihrem Mann, zuletzt im Sans Souci unter dem Namen Mr Meadowes lebend. Er liegt jetzt gefesselt im Keller meines Hauses.«
    »Das glaube ich nicht«, entgegnete Tuppence scharf.
    »Ach, Sie meinen, wegen des Penny-Plain-Briefes. Haben Sie noch nicht gespannt, dass der Brief diesmal ausnahmsweise von unserem Tony kam? Sie waren so nett, ihm den Familiencode zu verraten; damit haben Sie ihm eine gute Handhabe gegeben.«
    Jetzt zitterte Tuppence’ Stimme.
    »Also dann wäre Tommy… Tommy ist…«
    »Er ist nach wie vor in meiner Gewalt. Entschließen Sie sich. Wenn Sie meine Fragen zufrieden stellend beantworten, geben Sie ihm eine Chance. Wenn nicht – nun, ein Schlag auf den Kopf, und dann hinaus aufs Meer und über Bord.«
    Tuppence schwieg eine Weile.
    »Was wollen Sie wissen?«, fragte sie dann tonlos.
    »Was ich wissen will? Wer Sie beauftragt hat, auf welche Weise Sie sich mit Ihren Auftraggebern verständigen, was Sie ihnen bisher berichtet haben und – genauestens – was Sie schon in Erfahrung gebracht haben.«
    Tuppence zuckte die Schultern. »Ich kann Ihnen vorlügen, was mir gerade einfällt«, wandte sie ein.
    »O nein, ich werde alle Ihre Angaben nachprüfen.« Er zog seinen Stuhl etwas näher und wurde sehr freundlich und eindringlich. »Meine liebe Mrs Beresford, ich kann mich gut in Ihre Lage versetzen; glauben Sie mir, ich hege wirklich die größte Bewunderung für Sie und Ihren Mann. Sie haben großen Mut. Solche Menschen brauchen wir im neuen Staat, in dem künftigen Staat, wenn das augenblickliche idiotische Regime einmal fortgefegt ist. Wir wünschen von Herzen, aus einigen unserer jetzigen Feinde gute Freunde zu machen – natürlich nur die, um die es die Mühe lohnt. Unter Umständen muss ich den Befehl geben, dass Ihr Mann liquidiert wird – ist ja meine Pflicht! – aber ich tue es höchst ungern. Er ist ein Prachtmensch – ruhig, anspruchslos, gescheit. Ich möchte, dass Sie mich verstehen – es ist so schwierig, in diesem Lande für unsere neue Weltanschauung Verständnis zu finden. Der Führer denkt nicht daran, das Land zu erobern in dem Sinne, wie alle glauben. Er will nur ein neues England schaffen – ein starkes, mächtiges Reich – von Engländern, nicht von Deutschen regiert. Aber von den Besten unter den Engländern, von rassereinen Menschen mit Schneid und Mut. Eine starke neue Welle, die will er schaffen.«
    Er lehnte sich weiter vor.
    »Schluss mit aller Zauderei und Unfähigkeit, mit Bestechung und Korruption. Schluss mit Geldgier und Profitsucht – und in diesem neuen Staat der Starken brauchen wir Menschen wie Sie und Ihren Mann – tapfer, tüchtig – einst unsere Feinde, jetzt unsere Freunde. Ahnen Sie überhaupt, wie viele hier zu Lande, wie auch in anderen Ländern, mit uns sympathisieren und an unsere Ziele glauben? Wir alle werden das neue Europa schaffen – ein Europa des Friedens und des Fortschritts. Versuchen Sie es einmal – sehen Sie die Zukunft mit unseren Augen an – denn,
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