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Rotkäppchen und der böse Wolf

Rotkäppchen und der böse Wolf

Titel: Rotkäppchen und der böse Wolf
Autoren: Agatha Christie
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geheimnisvollen Vierten. Drei Menschen waren damals um mich, aber ich schrieb die qualvolle Beklemmung Mrs Perenna oder Mrs O’Rourke zu. Ganz falsch, gerade das farblose Durchschnittswesen, die Sprot, war die große Gefahr.
    So tappte ich weiter im Dunkeln. Da verschwand Tommy plötzlich. Ich war gerade dabei, mit Albert einen neuen Plan auszuhecken, als mir Tony Marsdon über den Weg lief. Zuerst schien alles in Ordnung mit ihm – einer der Jünglinge, die Deb im Schlepptau hat. Aber da waren zwei Punkte, die mir zu denken gaben: Erstens wurde mir, während ich mit ihm sprach, immer klarer, dass ich ihn nie zuvor gesehen hatte, dass er nie bei uns gewesen war. Zweitens schien er zwar alles über meine Arbeit in Leahampton zu wissen, aber er glaubte Tommy in Schottland. Da stimmte doch etwas nicht. Wäre er eingeweiht gewesen, so hätte er vor allem über Tommy Bescheid wissen müssen. Tuppence, sagte ich mir, da stimmt etwas nicht.
    Mr Grant hatte mir erzählt, dass die Leute von der Fünften Kolonne überall stecken, an den unwahrscheinlichsten Stellen. Warum also nicht auch unter Deborahs Kollegen? Überzeugt war ich noch nicht, aber doch misstrauisch genug, und da stellte ich ihm eine Falle. Ich erzählte ihm, Tommy und ich hätten einen bestimmten Code, um uns gegenseitig Nachrichten zukommen zu lassen. Wir haben natürlich auch einen, aber das ist die Postkarte mit dem Teddybären. Dem guten Tony erzählte ich ein Märchen vom ›Penny Plain, Tuppence Coloured‹, und richtig, er ging prachtvoll auf den Leim: Heute Früh bekam ich seinen Brief, und damit war ich meiner Sache sicher.
    Alles Notwendige war schon vorher vorbereitet worden: Ich musste nur noch den angeblichen Schneider anrufen und eine ›Anprobe‹ verschieben. Das war die Nachricht für Albert, dass der Fisch an der Angel saß.«
    »Donnerwetter, das fuhr mir nicht schlecht in die Knochen!«, fiel Albert ein. »Das wollen wir schon deichseln, dachte ich mir. Wir fuhren mit einem Bäcker-Lieferauto vors Tor vom Sans Souci und gossen draußen eine Pfütze von so einem klebrigen Zeug hin. Anis muss darin gewesen sein – es roch wenigstens so.«
    »Und dann«, nahm Tuppence wieder den Faden auf, »kam ich heraus und trat ›achtlos‹ in die Pfütze. Der Bäckerwagen konnte mir leicht bis zum Bahnhof nachfahren, und als ich die Fahrkarte nach Yarrow löste, kam einer mit mir in den Schalterraum und hörte zu. Von da ab wurde die Sache etwas schwierig.«
    »Die Hunde folgten dem Geruch sehr gut«, erzählte jetzt Mr Grant. »Sie spürten ihn am Bahnhof von Yarrow auf, und nachdem Sie Ihren Schuh am Autoreifen abgerieben hatten, war die Spur wieder da, hinunter zu dem Baumgestrüpp, hinauf zum Steinkreuz und dann über die Dünen. Den Gegnern fiel es wohl nicht ein, wie leicht wir Ihnen folgen konnten, nachdem sie selbst Ihr Fortgehen festgestellt hatten und weggefahren waren.«
    »Mir drehte sich aber doch der Magen um«, sagte Albert. »Schockschwerenot, Sie da drin in dem Haus – es konnte Ihnen ja doch alles Mögliche zustoßen. Wir also los, durch ein Fenster an der Rückseite hinein, und die Frau geschnappt, als sie die Treppe runterlief. Na, wir kamen auch keine Sekunde zu früh.«
    »Ich wusste ja, dass ihr kommen würdet«, sagte Tuppence. »Schwer war es nur, die Geschichte so lang wie möglich hinzuziehen. Wenn ich nicht gesehen hätte, wie die Tür aufging, hätte ich so getan, als wollte ich gestehen. Ich hatte ein wunderbares ›Geständnis‹ auf Lager. Wirklich aufregend, geradezu überwältigend war der Augenblick, als ich jählings die ganze Sache klar und deutlich erkannte und merkte, was für eine Gans ich gewesen war.«
    »Und woher kam dir dieses Wissen so plötzlich?«, fragte Tommy.
    »Hopp, hopp, hopp, Pferdchen, lauf Galopp«, trällerte Tuppence prompt. »Als Commander Haydock diese Worte hörte, wurde er blaurot vor Wut. Und nicht etwa, weil das albern und unverschämt war. Nein, ich merkte, dass für ihn irgendein Sinn dahintersteckte. Und dann der Ausdruck dieser Frau – dieser Anna – sie machte ein Gesicht wie die Polin damals. Ja, und dann dachte ich natürlich an König Salomon, und auf einmal war alles klar.«
    Tommy seufzte verzweifelt.
    »Tuppence, wenn du das noch einmal sagst, bekomme ich einen Anfall. Was war klar? Und was in aller Welt hat König Salomon damit zu tun?«
    »Weißt du nicht mehr die Geschichte von den beiden Frauen, die mit dem Kindchen zu König Salomon kamen? Beide behaupteten, es sei ihr
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