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Rotkäppchen und der böse Wolf

Rotkäppchen und der böse Wolf

Titel: Rotkäppchen und der böse Wolf
Autoren: Agatha Christie
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haben wir heute nicht mehr den nötigen Schneid.«
    »Das wäre ja gelacht! Ich fühle mich nicht anders als damals. Aber vielleicht… wenn es auf Biegen oder Brechen geht…« Tuppence seufzte.
    Es klingelte. Tuppence ging öffnen.
    Vor der Tür stand ein breitschultriger Mann mit dichtem Schnurrbart und einem vergnügten roten Gesicht.
    Er sah sie schnell und prüfend an und fragte mit freundlicher Stimme: »Sie sind Mrs Beresford?«
    »Ja.«
    »Mein Name ist Grant. Ich bin ein Freund von Lord Easthampton.«
    »Oh, wie nett. Bitte, treten Sie doch näher.«
    Sie führte ihn ins Wohnzimmer.
    »Mein Mann… Mr… Grant, ein Freund von Car… von Lord Easthampton.«
    Der Deckname des ehemaligen Chefs des Geheimdienstes – Mr Carter – kam ihr immer leichter über die Lippen als der richtige Name des alten Freundes.
    Grant war ein anziehender Mensch mit einnehmenden Umgangsformen, und das Gespräch, das sich entspann, gab Tommy und Tuppence etwas von ihrer alten Zufriedenheit zurück.
    Dann ging Tuppence aus dem Zimmer und kam nach kurzer Zeit mit einer Flasche Sherry und Gläsern zurück.
    Als eine Gesprächspause eintrat, sagte Mr Grant zu Tommy: »Ich hörte, Beresford, dass Sie eine Beschäftigung suchen?«
    Tommys Augen leuchteten auf.
    »Ja, das ist richtig. Wissen Sie etwa…?«
    Grant lachte und schüttelte den Kopf.
    »Nichts Vernünftiges, nein. Ich fürchte, so was bleibt den Jungen vorbehalten – oder solchen, die schon seit Jahren dabei sind. Was ich Ihnen vorschlagen könnte, ist leider recht trocken. Büroarbeit. Akten registrieren. Faszikel rot verschnüren und in die Fächer legen. Etwas in dieser Art.«
    Tommy sagte mit enttäuschter Miene: »Ach so.«
    »Immerhin besser als gar nichts«, ermunterte Grant. »Kommen Sie doch gelegentlich einmal zu mir ins Büro. Informationsministerium, Zimmer 22. Dann können wir die Sache besprechen.«
    Das Telefon läutete, und Tuppence nahm den Hörer ab.
    »Hallo … ja… Wie bitte?« Eine schrille Stimme drang aus dem Apparat. Tuppence sah erschrocken aus.
    »Wann denn? Mein Gott… Aber selbstverständlich, Kind, natürlich… ich komme sofort.«
    Sie legte auf und wandte sich zu Tommy.
    »Maureen war am Apparat.«
    »Das dachte ich mir – ich habe ihre Stimme bis hierher gehört.«
    Tuppence erklärte hastig: »Es tut mir wirklich leid, Mr Grant, aber ich muss zu meiner Freundin gehen. Sie ist hingefallen und hat sich den Knöchel verrenkt, und sie hat nur ihre kleine Tochter bei sich. Ich muss also schnell zu ihr, um nach dem Rechten zu sehen und eine Hilfe aufzutreiben. Bitte entschuldigen Sie mich.«
    »Aber natürlich, Mrs Beresford, das ist doch selbstverständlich.«
    Tuppence lächelte ihm zu, nahm ihren Mantel, der auf dem Sofa lag, fuhr in die Ärmel und lief eilig fort. Die Wohnungstür schlug zu.
    Tommy schenkte seinem Gast noch ein Glas Sherry ein.
    »Danke.« Grant nahm das Glas, tat einen Schluck und schwieg eine Weile. Dann begann er: »In gewisser Weise ist es ganz günstig, dass Ihre Frau fort musste. So sparen wir Zeit.«
    Tommy sah ihn erstaunt an.
    »Ich verstehe nicht ganz…«
    Grant sagte bedächtig: »Beresford, wenn Sie zu mir ins Ministerium gekommen wären, hätte ich Ihnen einen ganz bestimmten Vorschlag gemacht.«
    Langsam stieg Farbe in Tommys sommersprossiges Gesicht. »Nein, wirklich…«
    Grant nickte.
    »Easthampton hat Sie vorgeschlagen. Er meinte; Sie wären der richtige Mann für diese Sache.«
    Tommy atmete tief durch. »Bitte erzählen Sie.«
    »Das Ganze ist natürlich streng vertraulich. Nicht einmal Ihre Frau darf etwas davon erfahren. Verstanden?«
    »Gut, wenn es sein muss. Allerdings haben wir früher immer zusammengearbeitet.«
    »Das weiß ich. Aber was ich Ihnen jetzt vorzuschlagen habe, gilt ausschließlich für Sie.«
    »Einverstanden.«
    »Offiziell wird man Ihnen eine Tätigkeit anbieten von der Art, wie ich sie vorhin beschrieben habe – Büroarbeit in einer Abteilung des Ministeriums in Schottland, im Sperrgebiet, sodass Ihre Frau Sie nicht begleiten kann. In Wirklichkeit werden Sie anderswohin gehen.«
    Tommy wartete schweigend.
    Grant fuhr fort: »Sie haben wohl in den Zeitungen über die Fünfte Kolonne gelesen? Sie wissen ungefähr, was damit gemeint ist?«
    Tommy murmelte: »Der Feind in den eigenen Reihen.«
    »Ganz richtig. Beresford, wir haben diesen Krieg mit zu viel Optimismus begonnen. Nicht die wirklich Eingeweihten – wir wussten schon längst, mit wem und mit was wir es zu tun hatten,
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