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Rotkäppchen und der böse Wolf

Rotkäppchen und der böse Wolf

Titel: Rotkäppchen und der böse Wolf
Autoren: Agatha Christie
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stehen im Schneewittchen.«
    »Und Hopp, hopp, hopp, Pferdchen, lauf Galopp?«, fragte Tuppence.
    »Als dieses Buch chemisch behandelt wurde«, antwortete Mr Grant, »fand sich darin, mit unsichtbarer Tinte geschrieben, die ganze Liste hervorragender Persönlichkeiten, die bei einer Invasion des Landes geholfen hätten. Unter ihnen zwei Polizeidirektoren, ein Vizemarschall der R.A.F. zwei Generäle, der Direktor einer Rüstungsfabrik, ein Minister, viele Polizeichefs, Befehlshaber der Ortsfeuerwehr, eine Unzahl niederer Grade aus Armee und Flotte. Natürlich auch Mitglieder des Geheimdienstes.«
    Tommy und Tuppence starrten den Sprecher an. »Unfassbar!«, stieß Tommy hervor.
    Grant schüttelte den Kopf.
    »O nein, nicht unfassbar. Sie unterschätzen die Kraft der deutschen Propaganda. Sie rührt etwas in den Menschen an. Diese Leute geben sich dazu her, ihr Land zu verraten, nicht für Geld, sondern aus dem größenwahnsinnigen Stolz, dass sie in ihrem Vaterland eine Umwälzung zu Stande zu bringen vermögen.«
    »Und jetzt?«, fragte Tuppence.
    Mr Grant lächelte.
    »Jetzt… jetzt sollen sie nur kommen! Wir sind bereit!«

16
     
    » M um«, sagte Deb, »weißt du auch, dass ich beinahe etwas Grässliches von dir gedacht hätte?«
    »So?«, sagte Tuppence. »Was denn?«
    Ihre Augen ruhten voll Zärtlichkeit auf dem dunklen Kopf ihrer Tochter.
    »Als du Vater nach Schottland folgtest und mich glauben machen wolltest, du seist bei Tante Gracy. Und dann warst du gar nicht bei ihr. Stell dir vor, da hab ich doch fast geglaubt, du hättest dir einen Schatz zugelegt!«
    »Aber Deb! Wirklich?«
    »Ernsthaft natürlich nicht. In deinem Alter! Und ich weiß doch auch, wie ihr ineinander vernarrt seid, du und der Rotkopf. Da war aber so ein Idiot, Tony Marsdon hieß er, der wollte mir das in den Kopf setzen. Und weißt du was? Dir kann ich’s ja anvertrauen… also später hat sich herausgestellt, dass dieser Tony zur Fünften Kolonne gehörte. Er redete allerdings immer schon ein bisschen verdreht daher, dass nichts schlechter werden würde, eher besser, wenn Hitler siegte.«
    »Hast du dich… hm… mochtest du ihn gern?«
    »Tony? Aber keine Spur! Er hat mich immer ziemlich gelangweilt. – Diesen Walzer muss ich aber tanzen.«
    Sie schwebte im Arm eines blonden jungen Mannes fort. Tuppence folgte ihr mit den Blicken, dann wandte sie die Augen einem hochgewachsenen Jungen in R.A.F.-Uniform zu, der mit einem schlanken Mädchen tanzte.
    »Tommy«, sagte sie, »ich finde unsere Kinder wirklich gar nicht so übel.«
    »Hier kommt Sheila«, sagte Tommy.
    Er stand auf, als Sheila Perenna sich dem Tisch näherte.
    Sie trug ein smaragdgrünes Abendkleid, das ihre dunkle Schönheit prächtig zur Geltung brachte. Aber sie war heute Abend eine zürnende Schönheit, und sie begrüßte ihre Gastgeber nicht sehr freundlich.
    »Wie Sie sehen, bin ich gekommen«, sagte sie, »weil ich es versprochen hatte. Aber ich begreife nicht, warum Sie mich eingeladen haben.«
    »Weil wir Sie gerne mögen«, gab Tommy lächelnd zurück.
    »Wirklich?«, fragte Sheila. »Aber warum? Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Ich habe mich doch Ihnen beiden gegenüber abscheulich benommen.« Nach einer Pause murmelte sie leise: »Aber ich bin Ihnen dankbar.«
    »Nun müssen wir Ihnen noch einen netten Tänzer suchen«, sagte Tuppence.
    »Ich möchte nicht tanzen. Nein, ich verabscheue diese Tanzerei. Ich bin nur gekommen, um Sie beide zu sehen.«
    »Der Tänzer, den wir für Sie eingeladen haben, wird Ihnen schon gefallen«, erwiderte Tuppence lächelnd.
    »Ich…«, begann Sheila – und verstummte: Carl von Deinim kam durch den Raum auf sie zu.
    »Du …«, stammelte sie fassungslos.
    »Ja«, sagte Carl, »ich bin’s wirklich.«
    Aber er war diesen Abend anders als sonst. Sheila starrte ihn verwirrt an. Das Blut stieg ihr in die Wangen.
    »Ich wusste ja, dass jetzt alles wieder in Ordnung ist«, sagte sie etwas atemlos. »Aber ich dachte, du wärst noch interniert?«
    Carl schüttelte den Kopf. »Dazu besteht kein Grund mehr«, antwortete er. »Sheila«, fuhr er fort, »ich habe dich getäuscht, und dafür bitte ich dich um Verzeihung. Ich bin gar nicht Carl von Deinim. Diesen Namen habe ich aus ganz bestimmten Gründen angenommen. Carl von Deinim war mein Freund und Studiengefährte. Ich lernte ihn vor Jahren in England kennen. Noch vor dem Krieg knüpfte ich die alte Bekanntschaft in Deutschland wieder an. Ich war in einem besonderen Auftrag
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