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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer
Autoren: Åke Edwardson
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nichts haltmachte.«
    »Wovon wurde er getrieben, Fredrik?«
    »Hass vielleicht. Wahnsinn, aber auch der wird einen Auslöser haben. Eine Ursache.«
    »Mhm. Die Ursache haben wir noch nicht richtig zu fassen bekommen.«
    »Immer gelingt es uns nicht, sie zu packen«, sagte Halders. »Ein bisschen unbefriedigend, oder was meinst du?«
    Winter antwortete nicht. Die Fassade des Nya Ullevi wuchs vor ihm empor. Als es für die Fußballweltmeisterschaft 1958 gebaut worden war, hatte man das Stadion schön gefunden. Später fand man es hässlich und dann wieder schön und dann wieder hässlich, und so war es weitergegangen im Lauf der Jahre. Winter fand es schön. Er hatte es vom Fenster des Polizeipräsidiums quer über die Skånegatan im Blick, wenn er versuchte, etwas zu begreifen, das sich nicht greifen lassen wollte.
    »Über Hussein haben wir jedenfalls etwas erfahren«, sagte er.
    »Du hast was erfahren.«
    »Ja. Nasrin Aziz hat es erzählt.«
    »Jetzt kriegen wir Stress«, sagte Halders.
    »Haben wir den nicht schon?«
    »Warum hätte sie erzählen sollen, dass Hussein Hussein Mozaffar Kerim ist?«
    »Sie wusste es nicht.«
    »Dann gibt es also einen echten Hussein?«
    »Vielleicht.«
    »Was ist die Alternative? Aus ihrer Sicht?«
    »Es ist sinnvoll, darüber nachzudenken, Fredrik, oder?«

    Es hatte sich hinausgezögert. Ringmar bekam den Mann nicht zu fassen, und das hatte er auch gar nicht erwartet. Der Taxifahrer war absolut unwissend, er war durch die Welt gewandert wie ein Unschuldsengel, und Gott mochte wissen, wie er es geschafft hatte, bei dieser Unschuld seinen Führerschein zu bekommen. Und dann Berufsfahrer zu werden. Das war ein Job, in dem Ratten Ratten fraßen.
    Die Vernehmung hatte begonnen.
    »Woher kennen Sie Mozaffar Kerim?«
    »Wer ist das?«
    »Nun mal raus mit der Sprache, Reinholz.«
    »Nee, ich weiß nicht, wer das ist.«
    »Mozaffar Kerim. Er ist Dolmetscher.«
    »Den kenn ich nicht«, sagte Jerker Reinholz. »Woher sollte ich den kennen?«
    »Das sollen Sie mir erzählen.«
    »Ich hab nichts zu erzählen.«
    »Ihr Kollege kennt ihn.«
    »Wen?«
    »Mozaffar Kerim.«
    »Peter Malmström kennt den Mann?«
    »Ja.«
    »Hat er das gesagt?«
    »Ja.«
    »Das glaub ich nicht.«
    Und so weiter, und so weiter.
    Ringmar legte eine Pause ein und ging in den Korridor.
    Einige Sekunden später erhielt er die Nachricht.
    Er kehrte zurück und setzte sich dem Unschuldsengel gegenüber. Von Kerims Tod wollte er ihm nichts erzählen, noch nicht.
    »Wie war das an dem Morgen, als Sie bei Jimmys Laden waren?«
    »Wie oft soll ich das denn noch erzählen? Herrgott noch mal, wie oft soll ich das noch runterleiern?«
    »So oft, wie ich es will«, sagte Ringmar ruhig.
    Reinholz leierte. Ringmar tat so, als läse er im Verhörprotokoll mit.
    »Warum sind Sie so lange dageblieben?«, fragte er. »Bevor Sie den Notruf gewählt haben?«
    »Es war nicht lange.«
    »Ich finde es lange.«
    »Sie können finden, was Sie wollen.«
    »Warum haben Sie einen Schuhschutz benutzt?«
    »Hä?« Reinholz lehnte sich zurück. Es war das erste Mal, dass er seine Haltung auffallend veränderte. »Was sagen Sie da? Was … was soll das?«
    »Sie haben doch Einmalüberziehschuhe benutzt, oder? Solche Dinger, wie man sie im Krankenhaus kriegt.«
    Reinholz antwortete nicht. Er drückte seinen Rücken gegen die Stuhllehne, als wollte er durch die Wand verschwinden, sich hindurch drücken.
    »Wissen Sie, wovon ich rede, Reinholz?«
    »Nein.«
    »Haben Sie so einen Schuhschutz noch nie gesehen?«
    »Äh … doch, klar. Das hat doch wohl jeder.«
    »Warum haben Sie den übergezogen, als Sie bei Jimmys Laden ankamen?«
    »Das hab ich nicht getan.«
    Nein, dachte Ringmar, das hat er vielleicht nicht. Wir werden sehen. Die Frage muss ich weiterverfolgen.
    »War es wegen des Blutes?«
    »Welches Blut?«
    »Wissen Sie nicht, von welchem Blut ich rede?«
    Und so weiter, und so weiter.
    »Wir sind gerade dabei, Ihr Auto zu untersuchen.«
    »Warum das denn?«
    Ringmar bestellte mehr kaltes Wasser.
    Reinholz hatte sich in seinem Schweigen eingerichtet wie ein Bergsteiger, er hangelte sich von einem Felsvorsprung zum anderen, hielt sich so lange wie möglich fest oder so lange wie er es wagte, und dann kletterte er weiter. Aber er kam nicht hinauf, es ging nur abwärts, und zwar sehr schnell.
    »Erzählen Sie von den Mädchen.«
    Offene Fragen. Mochte Reinholz nach irgendeinem Halt suchen.
    »Welchen Mädchen?«
    »Die Mädchen, die Sie gefahren
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