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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer
Autoren: Åke Edwardson
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schwer, hineinzugehen und zu schießen. Sie hatten mir so wehgetan, jetzt tat ich ihnen weh, es war überhaupt nicht so schrecklich, wie ich gedacht hatte. Obwohl ich es wollte, ja, ich wollte es. Aber Mozaffar hat es nicht gereicht, das haben Sie ja gesehen. Sie seien es nicht wert, ihre Gesichter zu behalten, hat er gesagt. Er hat noch mehr gesagt, aber das würde ich gern vergessen. Man muss sich nicht an alles erinnern wollen.
    Ich wusste nicht, dass Hiwa im Laden sein würde, in dem kleinen Zimmer. Als er herausgestürzt kam, konnte ich nichts machen. Ich versuchte trotzdem, mich vor ihn zu stellen, vor ihm zu stehen, als Mozaffar auf ihn zuging. Aber ich konnte nichts tun, nicht einmal, als Hiwa schrie. Jetzt weiß ich, dass Mozaffar es die ganze Zeit gewusst hat. Dass Hiwa da war. Dass er ihn als Ersten hatte umbringen wollen. Er wurde der Letzte, aber das spielt keine Rolle. Da drehte ich durch, wurde wahnsinnig. Auch ich wurde wahnsinnig. Ich fuhr zu dieser schrecklichen Hexe rauf und klopfte an ihre Tür, sie kannte mich ja und hat mich hineingelassen und dann … es war nicht schwer. Ich war wahnsinnig.
    Und dann bedeutete es nichts mehr. Hätten Sie mich bei unserer ersten Begegnung gefragt, hätte ich es Ihnen erzählt. Aber Mozaffar war dabei. Und mir wurde klar, dass sich nichts ändern würde, wenn ich es Ihnen erzählte. Jetzt sage ich nichts mehr. Es gibt nichts mehr zu sagen. Würden Sie mir bitte das Foto von mir in meinem Land holen? Es liegt in der zweitobersten Schublade in meinem Zimmer. Es ist mein Berg, so empfinde ich es. Ich fliege über meinen Berg. Dieses Foto ist das Einzige, was ich noch von dieser Welt behalten möchte. Von jetzt an werde ich schweigen. Sie haben mich gebeten, von Anfang an zu erzählen, und das habe ich getan, oder? Wir haben lange hier gesessen. Jetzt können Sie das Gerät abstellen. Ich sage nichts mehr. Sie können es abstellen.

    Winter beugte sich über das Tonbandgerät.
    »Die Vernehmung von Nasrin Aziz ist beendet, es ist null Uhr zwei null drei.«
    Er drückte auf den Knopf. Die Spulen surrten. Die Geschichte surrte, sie war vorbei.
    »Möchten Sie noch ein Glas Wasser, Nasrin? Eine Tasse Kaffee?«
    Nasrin schüttelte den Kopf.

Dank an Kriminalkommissar Torbjörn Åhgren, stellvertretender Chef der Spurensicherung bei der Landeskriminalpolizei, Göteborg.
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