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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer
Autoren: Åke Edwardson
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antworten, und es gäbe hunderttausend Gründe, warum er nicht Ihr Freund ist.«
    »Aus welchem Grund ist Mozaffar Kerim nicht Ihr Freund, Nasrin?«
    »Was?« Sie ging langsamer, blieb stehen. »Was meinen Sie damit?«
    »Ist er einmal Ihr Freund gewesen?«
    Sie antwortete nicht.
    »Wenn ich behaupte, dass er einmal Ihr Freund war, es aber nicht mehr ist, was sagen Sie dann?«
    »Ich sage, dass ich nicht verstehe, was Sie meinen.«
    »War er Hiwas Freund?«
    »Ja.«
    »War er immer Hiwas Freund?«
    Sie antwortete nicht.
    »Bis zum Schluss?«
    »Welchem Schluss?«
    »War er Hiwas Freund bis zu seinem Tod?«
    Sie setzte sich wieder in Bewegung. Winter konnte ihr Gesicht nicht sehen. Er holte sie ein. Nasrin blieb wieder stehen und sah zum Himmel hinauf.
    »Ich glaube, es wird gleich gießen«, sagte sie. Sie hatten den Marktplatz erreicht, der jetzt belebter war. Winter folgte Nasrins Blick. Der Himmel hatte sich bedrohlich zugezogen.
    »Mehr Fragen will ich nicht beantworten«, sagte sie. »Ich will hier weg.«
    Sie gingen weiter in Richtung Süden. Winter konnte das Haus sehen, in dem der Junge wohnte. Er war wieder da, immer wieder kehrte er hierher zurück. Bald würde er das verfluchte Gebäude sehen, in dem Hiwa so elend gestorben war. Es hatte nicht den Anschein, als wenn Nasrin daran dachte, es wusste, sich darum kümmerte oder es verstand.
    »Hat Mozaffar Kerim Hiwa umgebracht?«, fragte Winter.

40
    W inter beschloss, für eine Weile nach Hause zu fahren.
    Es grollte, als er aus dem Auto stieg. Nun war kein einziger blauer Fleck mehr am Himmel, er war nur noch schwarz.
    »Guckt mal, wer da kommt«, sagte Angela, als er den Flur betrat.
    »Ich kann nicht lange bleiben.«
    Er spielte mit den Mädchen im Wohnzimmer und im Flur.
    Dann saß er mit seiner Frau bei einer Tasse Tee in der Küche, swedish style , aus Porzellantassen getrunken. Wieder grollte es draußen. In der Küche war es dunkel, als hätten sie das Rollo heruntergelassen.
    »Das gibt ein mächtiges Gewitter«, sagte Angela. Winter nickte.
    »Wie lange bleibst du?«
    »Solange ich es aushalte.« Er versuchte zu lächeln.
    »Erzähl mir von deinem Tag.« Er erzählte von Nasrin.
    »Ich möchte wissen, wann der Schock sich gibt«, sagte er.
    »Was passiert dann?«
    »Ich weiß es nicht. Ich war nahe daran, sie zu fragen, ob ihr Bruder sie ausgenutzt hat.«
    »Ob sie eine der Prostituierten war?«
    »Ja.«
    »Warum hätte sie das sein sollen?«
    »Ich weiß es nicht, Angela.«
    »Was spricht dafür?«
    »Eigentlich nichts. Wir konnten nichts finden und haben auch keins der Mädchen gefunden.«
    »Wie konnten sie entkommen, ich meine die Typen, die dieses miese Geschäft betreiben? Warum rückt ihr denen nicht auf die Pelle?«
    »Wir versuchen es ja. Aber wir brauchen Beweise.«
    »Zum Teufel mit den Beweisen!«, sagte Angela.
    »Die kriegen wir schon noch«, sagte er.
    »Wie?«
    »Wir haben einige Verdächtige.«
    »Wo sind sie denn? Warum sitzen die nicht in Untersuchungshaft?«
    »Sie wissen es noch nicht.«
    »Und wann erfahren sie es?«
    »Den ersten werden wir jetzt einbestellen. Einen Taxifahrer. Er durfte lange genug frei herumlaufen. Und nach dem zweiten suchen wir noch.«
    »Wer ist das?«
    »Der Dolmetscher. Mozaffar Kerim.«
    »Was für einen Verdacht habt ihr?«
    »Ich will mit ihm reden, weil ich nicht daraus schlau werde, welche Rolle er spielt.«
    »Rolle? Das klingt ja nach einem Schauspiel.«
    »Es ist ein Schauspiel.«
    »Für wen?«
    »Für mich, unter anderen. Wir sind die Zuschauer gewesen.«
    »Jetzt fängt es an«, sagte Angela, und Winter hörte, wie der Regen gegen die Scheiben klatschte.

    Jerker Reinholz wurde für Punkt achtzehn Uhr einbestellt. Winter hatte sich entschieden.
    »Worum geht es?!«, hatte Reinholz gefragt, als die Polizei ihn aufforderte, mitzukommen. Winter war nicht dabei gewesen. Halders hatte den Job übernommen zusammen mit zwei Streifenwagenbesatzungen.
    »Er spielt Karten mit einem Kollegen«, berichtete Halders Winter vom Bahnhof. »Eine kleine Kaffeepause.«
    »Wer ist der andere?«
    »Wie heißen Sie?«, fragte Halders und nahm das Handy vom Ohr.
    »Malmström.«
    »Er heißt Malmström«, teilte Halders Winter mit.
    »Und der Vorname?«
    »Peter.«
    »Er heißt Pe …«
    »Ja, ich hab’s gehört. Bring ihn mit.«
    »Okay.«
    »Um was zum Teufel geht es hier eigentlich?!«, fragte Malmström.

    Die beiden Taxifahrer wurden in verschiedene Zimmer gesetzt, und Winter bereitete die Vernehmung von
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