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Roter Herbst - Kriminalroman

Roter Herbst - Kriminalroman

Titel: Roter Herbst - Kriminalroman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Dem Wirt vom Weißen Roß?«
    Amanda Wouters musterte ihn einen Moment ganz erstaunt. »Kennen Sie denn den Berger?«
    »Nein, nein. Aber ich habe mein Auto schon des Öfteren vor dem Weißen Roß geparkt. Da ist mir der Name aufgefallen.«
    Bichlmaier richtete seinen Blick an der Kommissarin vorbei in die Ferne. In die Richtung, aus der er vor geraumer Zeit gekommen war. Ihn fror und er bemerkte, dass sich leise Schatten über das Moor zu legen begannen. Die Konturen verwischten und die Ebene vor ihm hatte sich in eine ruhige See mit sanft gekräuselter Oberfläche verwandelt.
    Seit mehreren Minuten beobachtete er eine Reihe von hellen Punkten, die wie Irrlichter über die düster werdende Fläche zu schweben schienen und sich ihm, der Kommissarin und den zwei uniformierten Polizisten, die ebenfalls erst vor Kurzem angekommen waren, kaum merklich näherten. Das mussten die Männer von der Spurensicherung sein. Der Polizist, der als Erster nach Bichlmaiers Telefonat die Fundstelle erreicht hatte, hatte nach einem gekränkten Blick auf den Toten und einem kurzen Nicken in Bichlmaiers Richtung die Mordkommission und wohl auch die Spurensicherung alarmiert. Dabei hatte er seine Dienstmütze abgenommen und sich den Schweiß aus dem Nacken gewischt. Wahrscheinlich verübelte er es dem Mann im Baum, dass er ihn zu einem langen Fußmarsch gezwungen hatte.
    Die Männer verließen in diesem Augenblick den Holzsteg, dem auch Bichlmaier gefolgt war, und steuerten im Gänsemarsch auf den Fundort der Leiche zu. Ihr Anblick wirkte gespenstisch. Bichlmaier zählte vier Gestalten in weißen Ganzkörperanzügen, die silbern glänzende Alukoffer mit sich schleppten. Wie Erscheinungen aus einer fernen Galaxie kamen sie ihm vor. Der vorderste Mann musste immer wieder den tiefen Pfützen ausweichen und machte dabei große Bögen um die Wasserlöcher. Seine Kollegen folgten ihm in seltsamem Gleichschritt. Kein Geräusch war zu hören, nur das Fauchen des Windes.
    Sie kamen spät, dachte Bichlmaier. Bald würde es zu dunkel werden. Dann könnten sie ihre Arbeit nicht mehr zu Ende bringen. Außer sie forderten eine Technikergruppe mit Generatoren und entsprechenden Lichtquellen an. Er vermutete, dass das nicht der Fall sein würde. Sie würden das Gebiet um den kahlen Baum absperren und ihre Arbeit am nächsten Tag weiterführen. Es hatte keine Eile, dachte er. Er ging allerdings davon aus, dass sie die Leiche bergen würden, nachdem sie sie fotografiert hatten.
    »Na, das wurde aber auch Zeit«, stöhnte die Kommissarin, die Bichlmaiers Blick gefolgt war. Bichlmaier lächelte. Er vermied es, auf ihre enorme Oberweite zu starren. Sie hatte bislang kaum Notiz von ihm genommen, hatte sich nur kurz vorgestellt und sich dann ganz auf die Leiche konzentriert. Er hatte sie beobachtet, wie sie einige knappe Notizen in ein zerdrücktes Schulheft gekritzelt hatte. Sie machte einen kompetenten Eindruck. Die Art, wie sich bewegte und sich mit großer Vorsicht einen ersten Eindruck verschafft hatte, gefiel ihm. Dennoch beschloss er, vorsichtig in seiner Beurteilung zu sein.
    »Ist der Mann aus der Gegend?«, fragte er sie. »Kennen Sie ihn?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist keiner von den Leuten hier.«
    »Vielleicht jemand aus der Stadt?«
    »Aus Köln meinen Sie? Oder aus Frankfurt? – Vielleicht.«
    »Ein Zuhälter? Oder ein Banker?«
    »Wenn sie nackt sind, wie der hier, kann man das nicht so recht sagen«, bemerkte sie, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Er scheint auf jeden Fall schon recht alt zu sein. Das spräche eher für einen Banker.«
    Bichlmaier stellte überrascht fest, dass er drauf und dran war, in die Rolle des ermittelnden Beamten zu schlüpfen, so wie er das gewohnt war. Er wollte Fragen stellen, nach ersten Anhaltspunkten forschen. So, als wäre das sein Fall. Er war es einfach nicht gewohnt, Zeuge zu sein. Der Gedanke, nur eine Nebenrolle zu spielen, beruhigte ihn. Wie oft schon hatte er dagegen die ersten Verhöre an einem Tatort geführt? Solche Gewohnheiten konnte er nicht so einfach ablegen. Der Polizistin machte sein Verhalten nichts aus. Sie ließ ihn gewähren, wartete. Was sie wohl von ihm dachte? Frauen tickten anders, ging es ihm durch den Kopf. Ihr Ego war nicht so zerbrechlich, wie das von Männern, und ihre Hormone waren nicht so stark, dass sie sich ständig beweisen mussten. Wahrscheinlich brauchten sie das Gefühl, Chef im Ring zu sein, nicht so dringend. Auf jeden Fall hatte sie Humor.
    »Passieren
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