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Roter Herbst - Kriminalroman

Roter Herbst - Kriminalroman

Titel: Roter Herbst - Kriminalroman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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um auf Swetlana aufzupassen … Als uns dieser verwirrte junge Mann dann hat kommen sehen, hat er wohl geglaubt, seinen Auftrag erfüllen zu müssen …«
    »Was für eine Tragödie. Denkst du, Christa Berger hat von all dem gewusst?« Ihr fiel, als sie die Frage stellte, die Postkarte ein, die Marlies ihrer Mutter aus Berlin geschickt hatte. Wahrscheinlich hatte Marlies den Kontakt zu ihrer Mutter nicht gänzlich abgebrochen. Zumindest nicht am Anfang, als sie von zu Hause weggelaufen war.
    »Ziemlich sicher. Sie und eine ganze Reihe der älteren Leute aus den Dörfern hier … die wussten Bescheid.«
    Amanda schloss die Augen. Das Gespräch strengte sie an. Sie musste plötzlich an ihren Vater denken. Ob auch er zu der Gruppe der schweigenden Mitwisser gehört hatte? Sie wusste es nicht und es waren graue Gedanken, die sie plagten. Doch sie waren nicht von Dauer und bald schon tauchte sie ein in ein Meer von Farben von schier unbeschreiblicher Intensität, war umgeben von Wärme und Behaglichkeit. Ihre Züge begannen sich zu entspannen.
    Bichlmaier setzte sich auf den Stuhl, der neben ihrem Bett stand. Er hatte keine Eile und würde warten. Irgendwann würde sie wieder bereit sein …

    Wenig später musste er dann ebenfalls eingenickt sein. Wie es schien, forderten all die Aufregungen ihren Tribut. Doch selbst als er eintauchte in gnädigen Schlaf, ließen ihn die Bilder in seinem Kopf nicht so recht zur Ruhe kommen. Wieder und wieder tauchten die Dämonen auf, die ihm begegnet waren. Fratzenhafte Gestalten, die ihn in die trübe Dunkelheit der Moortümpel hinabzogen. Gesichter ohne Augen. Blutige Stümpfe verklumpten Fleisches, und dazu das schrille Kreischen einer Motorsäge, die sich durch menschliches Gewebe und Knochen fraß.
    Anders als Amanda, deren so viel glücklichere Disposition ihm fehlte, war er allein mit seinen Ängsten, und es gab nichts, was er dagegen tun konnte.

    »Ich bin auf dem Weg nach Hause«, sagte er.
    »Zurück nach Regensburg?«, fragte Rune.
    Er sprach sehr undeutlich, was durch die Verletzung, die er durch den Schlag gegen seinen Kiefer erlitten hatte, bedingt war. Er hatte großes Glück gehabt. Aber auch er würde sich erholen, vielleicht einige Narben behalten, aber wieder gesunden. Das hatten zumindest die Ärzte versichert. Von den Narben in seinem Inneren hatten sie nichts gesagt.
    Bichlmaier nickte. »Wenn du wieder gesund bist, musst du unbedingt nach Regensburg kommen und mich besuchen.«
    Rune nickte leicht, schien dabei immer noch Schmerzen zu haben. Sein Gesicht war dick angeschwollen und dunkel verfärbt. Lange hätte er wohl nicht mehr durchgehalten.
    »Was ist dort draußen eigentlich passiert?«, fragte Bichlmaier. »Was wolltest du dort?«
    »Es war das Gespräch mit dir. Auf dem alten Wachturm. Das hat mir keine Ruhe gelassen. Verstehst du? Ich wollte einfach herausfinden, ob die Gerüchte stimmten …«
    »Wie es scheint, waren Gerüchte über Swetlana schon lange im Umlauf. Auch über Bergers politische Aktivitäten?«
    Rune nickte. »Viele wussten davon oder hatten eine Ahnung von dem, was er im Moor so trieb. Es wurde immer mal wieder gemunkelt, dass er und seine Freunde im Moor Schießübungen machten und mit Sprengstoff experimentierten …«
    »Auch noch in letzter Zeit?«
    »Nein. Das alles ist schon viele Jahre her. Aber es gibt wieder junge Leute, die ihm nacheifern …«
    Bichlmaier kaute auf der Unterlippe. »Wollte er dich denn töten?«
    »Berger? Nein, nur der Junge, aber Swetlana hat mir geholfen. Sie hat meine Fesseln gelöst und dann haben wir alle gewartet, Magnus, Swetlana die beiden Jungen und ich …«
    »Worauf habt ihr gewartet?«
    »Auf euch. Auf die Polizisten. Berger hat gewusst, dass jemand kommen wird. Er war sich da ganz sicher, und es war ihm völlig egal …«
    »Warum wollte er dann, dass der Junge auf uns schießt?«
    »Das wollte er doch gar nicht. Er hat ihm sogar das Gewehr weggenommen.«
    Es passte ins Bild, und Bichlmaier war nicht verwundert über das, was Rune da von sich gab. Er hatte geahnt, dass Berger auf seinen eigenen Tod gewartet hatte. Er dachte zurück an die gestrigen Ereignisse. Wie der alte Mann dagestanden hatte, mit dem riesigen Revolver in der Hand. Trotz der Schusswaffe war keinerlei Bedrohung von ihm ausgegangen, und weder er noch Johnson hatten so etwas wie Angst empfunden. Ob Berger geahnt hatte, dass Johnson sein Todesengel sein würde?
    Bichlmaier blieb noch eine Weile an Runes Krankenbett
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