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Rote Lilien

Rote Lilien

Titel: Rote Lilien
Autoren: Nora Roberts
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Frau, sie ist etwas ... überreizt.«
    »Das ist wohl noch untertrieben. Miss? Miss, ich bin Havers, die Haushälterin. Bitte beruhigen Sie sich, und sagen Sie mir, um was es geht.«
    »Ich will James holen.« Ihre Hände zitterten, als sie ihre Frisur glatt strich. »Sie müssen ihn mir sofort bringen. Es ist Zeit für sein Schläfchen.« Havers hatte ein gütiges Gesicht und lächelte sie freundlich an. »Ich verstehe. Bitte setzen Sie sich doch einen Moment, und beruhigen Sie sich.«
    »Aber dann bringen Sie mir James, nicht wahr? Sie geben mir meinen Sohn.«
    »Vielleicht im Salon? Dort brennt ein schönes Feuer im Kamin. Es ist ja so kalt heute, finden Sie nicht auch?« Der Blick, den sie Danby zuwarf, veranlasste ihn, Amelia loszulassen.
    »Ich zeige Ihnen den Weg.«
    »Das ist ein Trick von euch. Noch ein Trick.«
    Amelia rannte auf die Treppe zu und schrie im Laufen nach James. Sie schaffte es bis in den ersten Stock, doch dann gaben ihre Beine nach, und sie stürzte zu Boden. Eine Tür öffnete sich, und heraus trat die Herrin von Harper House. Sie wusste, dass dies Reginalds Frau war. Beatrice. Sie hatte sie einmal im Theater gesehen und in einigen Geschäften. Sie war schön, obwohl sie etwas streng wirkte, mit Augen wie Splitter aus blauem Eis, einer schmalen Nase und vollen Lippen, die sich jetzt angewidert verzogen. Sie trug ein Morgenkleid aus dunkelrosa Seide mit einem hohen Kragen und einer eng geschnürten Taille. »Wer ist diese Kreatur?«
    »Entschuldigen Sie, Ma-am.« Havers, die schneller zu Fuߟ war als der Butler, erreichte die Tür des Wohnzimmers zuerst. »Sie hat ihren Namen nicht genannt.« Instinktiv kniete sie nieder und legte Amelia den Arm um die Schultern. »Sie scheint in einer Notlage zu sein - und bis auf die Knochen durchgefroren.«
    »James.« Amelia hob die Hand, und Beatrice schwenkte rasch ihre Röcke zur Seite. »Ich will James holen. Meinen Sohn.« über Beatrice Gesicht huschte ein Ausdruck des Verstehens, und ihre Lippen wurden zu einem schmalen Strich. »Bringen Sie sie hier herein.« Sie drehte sich um und ging ins Wohnzimmer zurück. »Und warten Sie draußen.«
    »Miss.« Havers sprach leise, während sie der zitternden Frau beim Aufstehen half. »Sie brauchen keine Angst mehr zu haben. Niemand wird Ihnen etwas tun.«
    »Bitte holen Sie mein Baby.« Ein flehentlicher Ausdruck stand in ihren Augen, als sie Havers Hand ergriff. »Bitte bringen Sie mir meinen Sohn.«
    »Jetzt gehen Sie erst einmal hinein und sprechen mit Mrs Harper. Ma-am, soll ich Tee servieren?«
    »Ganz gewiss nicht«, fuhr Beatrice sie an. »Und machen Sie die Tür zu.« Sie ging zu einem hübschen Kamin aus Granit und drehte sich um, sodass das Feuer hinter ihr loderte. Ihre Augen blieben kalt, als die Tür leise geschlossen wurde. »Sie sind ... waren«, korrigierte sie mit einem verächtlichen Zug um den Mund, »eine der Huren meines Mannes.«
    »Mein Name ist Amelia Connor. Ich will ...«
    »Ich habe Sie nicht nach Ihrem Namen gefragt. Er interessiert mich genauso wenig wie Ihre Person. Eigentlich hatte ich angenommen, dass Frauen wie Sie, die sich nicht als gewöhnliche Flittchen, sondern als Mätressen betrachten, genug Verstand und Manieren besitzen, um das Haus des Mannes, den sie Ihren Beschützer nennen, zu meiden.«
    »Reginald ... Ist Reginald hier?«
    Wie benommen sah sie sich in dem schönen Raum mit seinen bemalten Lampenschirmen und Samtkissen um. Sie konnte sich nicht mehr genau daran erinnern, wie sie hierher gekommen war. Wahnsinn und Wut hatten sich verflüchtigt. Ihr war kalt, und sie wusste nicht, wo sie war. »Er ist nicht zu Hause, und Sie sollten sich glücklich schätzen, dass dem so ist. Ich weiߟ von Ihrer ... Beziehung, und ich weiߟ auch, dass er diese Beziehung beendet und Sie großzügig entschädigt hat.«
    »Reginald?« Ihr verwirrter Geist sah ihn vor sich, wie er an einem Kamin stand, nicht diesem, nein, nicht diesem. An ihrem Kamin, in ihrem Salon. Hast du etwa geglaubt, ich würde meinen Sohn von so einer wie dir großziehen lassen?
    Sein Sohn.
    Ihr Sohn. James. »James. Mein Sohn. Ich will James holen. Draußen in der Kutsche liegt seine Decke. Ich werde ihn jetzt mit nach Hause nehmen.«
    »Wenn Sie glauben, dass ich Ihnen Geld gebe, um Ihr Schweigen in dieser unziemlichen Angelegenheit zu erkaufen, haben Sie sich geirrt.«
    »Ich ... ich will James holen.« Ein zitterndes Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie mit ausgestreckten Armen vortrat. »Er
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