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Rote Lilien

Rote Lilien

Titel: Rote Lilien
Autoren: Nora Roberts
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die Schultern . Es war eine praktische Länge, weil sie die Haare für die Arbeit in der Gärtnerei und bei der Betreuung Lilys einfach zu einem Pferdeschwanz binden konnte. Vielleicht war das ja das Problem. Sie hatte es sich so einfach wie möglich gemacht, weil sie keine Zeit mehr hatte oder sich keine Mühe mehr geben wollte, sich um ihr Aussehen zu kümmern. Sie säuberte Lily und holte sie aus dem Hochstuhl, damit sie in der Küche herumlaufen konnte. »Vielleicht hast du ja Recht. Ich werde es mir überlegen.«
    »Und neue Schuhe kaufst du dir trotzdem. Das kann nie schaden.«
    Im Hochsommer war im Gartencenter nicht viel los. Es gab zwar nie Zeiten, in denen kein Betrieb war, aber im Juli war der Ansturm der Kunden, der gegen Ende des Winters begann und bis weit in den Frühling dauerte, lange vorbei. Der Westen von Tennessee stöhnte unter der schwülen Hitze, und nur die eifrigsten Gärtner machten sich die Mühe, Neuzugänge in ihren Blumenbeeten zu päppeln. Hayley nutzte das aus und überredete Stella, ihr für einen Friseurtermin und einen einstündigen Einkaufsbummel freizugeben. Als sie nach einer verlängerten Mittagspause zum Gartencenter fuhr, hatte sie eine neue Frisur, zwei Paar neue Schuhe und erheblich bessere Laune.
    David hat immer Recht, dachte sie. Sie liebte das Gartencenter. Es gab kaum einen Tag, an dem sie das Gefühl hatte zu arbeiten.
    Ihrer Meinung nach konnte es gar keinen besseren Beweis dafür geben, dass einem die Arbeit Spaߟ machte. Wie gern sie sich das hübsche weiߟe Gebäude ansah, das eher wie ein sorgsam gepflegtes Privathaus wirkte als wie das Verkaufsgebäude eines Gartenbaubetriebs, mit nach Jahreszeit bepflanzten Beeten vor der Veranda und vielen blühenden Topfpflanzen an der Tür. Auch die Gartenbauabteilung auf der anderen Seite des großen, mit Kies bestreuten Freigeländes gefiel ihr - der angehäufte Torf und Mulch, die Pflanzkübel und das Bauholz. Die Gewächshäuser mit ihren vielen Pflanzen, die Lager schuppen. Wenn viele Kunden da waren, die über die geschwungenen Wege gingen, Wägelchen mit Pflanzen und Töpfen hinter sich herzogen und von Neuigkeiten und Plänen erzählten, sah das Gartencenter eher wie ein kleines Dorf aus. Und sie war ein Teil davon. Sie betrat das Gartencenter und drehte sich für Ruby, die weiߟhaarige Angestellte, die an der Kasse saߟ, einmal um die eigene Achse. »Sieht flott aus«, meinte Ruby. »Und genau so fühle ich mich auch.« Sie fuhr mit den Fingern durch ihr kurzes, stufiges Haar. »Ich habe seit einem Jahr nichts mit meinen Haaren gemacht. Länger. Ich wusste schon gar nicht mehr, wie es ist, in einem Friseursalon zu sitzen und geschnitten zu werden.«
    »Mit einem Baby hat man für so was eben keine Zeit mehr. Wie geht es denn unserer Süߟen?«
    »In der Nacht war sie ziemlich quengelig, weil sie geimpft worden ist. Aber heute Morgen war schon wieder alles in Ordnung. Ich war hundemüde. Aber dafür habe ich jetzt Muskeln.« Zum Beweis spannte sie die Arme an und zeigte Ruby die kleinen Beulen ihres Bizeps. »Das trifft sich gut. Stella möchte, dass alles gegossen wird und ich meine wirklich alles. Außerdem kommt gleich eine große Lieferung mit Pflanzkübeln. Wenn sie da sind, müssen sie ausgezeichnet und in die Regale geräumt werden.«
    »Kein Problem.« Sie fing draußen in der schwülen, drückenden Hitze zu arbeiten an und wässerte die Beetpflanzen, die Einjährigen und die Stauden, die noch keine Käufer gefunden hatten. Die Pflanzen erinnerten sie an jene ungeschickten Kinder in der Schule, die beim Sport nie für eine Mannschaft ausgewählt wurden. Daher hatte sie auch eine Schwäche für die armen Dinger und wünschte, sie hätte ein Haus, wo sie sie einpflanzen könnte, damit sie blühten und gedeihten. Eines Tages würde sie ein eigenes Haus haben. Sie würde einen Garten anlegen und das, was sie hier gelernt hatte, in die Praxis umsetzen. Sie würde etwas Schönes, etwas ganz Besonderes schaffen. Und natürlich würden Lilien in ihrem Garten wachsen. Rote Lilien wie jene, die Harper ihr mitgebracht hatte, als sie mit Lily in den Wehen gelegen hatte. Ein großes Beet mit duftenden, leuchtend roten Lilien, die Jahr für Jahr wiederkommen und sie daran erinnern würden, wie viel Glück sie hatte. Der Schweiߟ lief ihr über den Rücken, und das Wasser tropfte auf ihre Segeltuchschuhe. Der Wasserstrahl ärgerte die Bienen, die auf den Fetthennen saßen. Dann kommt eben wieder, wenn ich fertig
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