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Rote Lilien

Rote Lilien

Titel: Rote Lilien
Autoren: Nora Roberts
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bin, dachte Hayley, als sie mit einem wütenden Summen davonflogen. Schließlich wollen wir hier alle das Gleiche. Sie ging langsam weiter und goss, in Gedanken versunken, die schon recht ramponiert aussehenden Pflanzen auf den Tischen. Wenn sie eines Tages einen Garten hatte, würde Lily dort auf dem Gras spielen. Mit einem Hündchen, beschloss sie. Ihre Tochter sollte einen Welpen bekommen, mit weichem Fell und dickem Bäuchlein. Und was sprach dagegen, einen Mann hinzuzufügen? Einen Mann, der sie und Lily liebte, Jemand, der lustig und klug war und ihr Herz schneller schlagen lieߟ, wenn er sie ansah ...
    Er konnte ruhig gut aussehen. Schließlich hatte es keinen Sinn, von einem Mann zu träumen, der hässlich wie ein Molch war. Groߟ sollte er sein, mit breiten Schultern und langen Beinen. Braune Augen und jede Menge dichtes dunkles Haar, in das sich ihre Finger krallen konnten. Markante Wangenknochen, solche, an denen sie sich entlangknabbern konnte, bis sie seinen vollen, erotischen Mund erreicht hatte. Und dann ... »Großer Gott, Hayley, das Mädchenauge ersäuft ja.« Sie zuckte zusammen und fuhr mit der Spritzbrause in der Hand herum. Nach einem erschreckten Aufschrei riss sie den Schlauch zur Seite, doch es war schon zu spät - sie hatte Harper erwischt. Volltreffer, dachte sie, hin- und hergerissen zwischen verlegenem Schweigen und völlig unangebrachtem Kichern. Harper sah resigniert an seinem durchnässten Hemd und der tropfenden Jeans herunter. »Wer hat dir eigentlich erlaubt, den Gartenschlauch anzufassen?«
    »Tut mir Leid! Aber du hättest dich nicht so anschleichen dürfen.«
    »Ich habe mich nicht angeschlichen. Ich bin ganz normal gegangen.« Obwohl er sich etwas gereizt anhörte, klang seine Stimme immer noch so weich, wie das für die Gegend von Memphis typisch war. Wenn sie sich aufregte oder ärgerte, schlich sich immer ein scharfer Unterton in ihre Stimme.
    »Dann musst du nächstes Mal eben lauter gehen. Aber es tut mir wirklich Leid. Ich habe meine Gedanken wohl etwas zu sehr schweifen lassen.«
    »Die Hitze verführt dazu, die Gedanken schweifen zu lassen und sich dann für ein Schläfchen hinzulegen.« Er hielt sich das nasse Hemd vom Bauch weg. An seinen Augenwinkeln bildeten sich kleine Fältchen, als er sie mit zusammen gekniffenen Augen ansah. »Hast du was mit deinen Haaren gemacht?« Instinktiv hob sie die Hand und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Ich habe sie schneiden lassen. GefälltŸŸs dir?«
    »Ja, sicher. Sieht gut aus.« Ihre Finger an der Spritzbrause des Schlauchs zuckten. »Hör auf. Bei so überschwänglichen Komplimenten werde ich immer rot.« Er lächelte.
    Sein Lächeln war so hinreiߟend,ŸŸ irgendwie lässig, sodass es seine Gesichtszüge völlig veränderte und in seinen dunkelbraunen Augen aufleuchtete ... Beinahe hätte sie ihm verziehen. »Ich geh nach Hause, zumindest für eine Weile. Mutter ist wieder da.«
    »Sie sind wieder da? Wie geht es ihnen? Waren die Flitterwochen schön? Ach, das weiߟt du ja nicht, weil du noch nicht drüben warst. Sag ihnen, dass ich darauf brenne, sie zu sehen, und dass hier alles in bester Ordnung ist. Roz soll sich um Himmels willen keine Sorgen machen und nicht gleich herkommen und mit der Arbeit anfangen, wo sie doch gerade erst zur Tür hereingekommen ist. Und ...« Er hakte die Daumen in die Hüfttaschen seiner uralten Jeans und sah sie belustigt an. »Soll ich mir das alles aufschreiben?«
    »Hau schon ab.« Doch sie lachte, als sie ihn wegscheuchte.
    »Ich sag's ihnen selbst.«
    »Bis später.« Tropfend ging der Mann ihrer Tagträume davon. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie überhaupt eine neue Beziehung eingehen wollte - jetzt schien ein schlechter Zeitpunkt dafür zu sein. Lily war das Wichtigste in ihrem Leben, und gleich nach Lily kam ihre Arbeit. Sie wollte, dass ihre Tochter glücklich, gesund und geborgen war, und sie wollte noch mehr lernen, noch mehr Verantwortung im Gartencenter übernehmen. Je mehr sie lernte, desto schneller würde sie Karriere machen. Es machte ihr nichts aus, ihr Bestes zu geben, aber sie wollte mehr erreichen. Und außer Lily, ihrem Job und der Familie, die sie hier gefunden hatte, gab es ja auch noch das faszinierende und etwas unheimliche Projekt, die Identität Amelias, der HarperBraut, herauszufinden und dafür zu sorgen, dass sie endlich zur Ruhe kam. Dabei spielte Mitch natürlich eine große Rolle. Er war Ahnenforscher und von allen - Stella ausgenommen -
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