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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi
Autoren: Jürgen Seibold
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die Mappe mit der Aufschrift »Soko Nesselwang«. »Und soweit ich das anhand der Akten beurteilen kann, hat keiner im Team einen Fehler gemacht. Und falls doch, dann sicher keinen, der mir nicht auch passiert wäre.«
    Das hörte Rosemarie Schwegelin gern, aber zugleich fragte sie sich, ob sich der Neue damit womöglich nur einschmeicheln wollte.
    »Ich würde das gerne auch Herrn Koller und den anderen sagen, aber es ist ja gerade keiner da. Außerdem glaube ich nicht, dass die Kollegen das ausgerechnet von mir hören wollen.« Er seufzte und stand auf. »Na ja, wir werden uns schon zusammenraufen, nicht wahr?«
    »Ich … äh … wir … ja, sicher.«
    Hansen musterte sie kurz, wie sie etwas verlegen vor ihm stand, dann lächelte er. »Früher oder später.«
    Ein paar der Schürfwunden hatten sich entzündet, und ein dumpfes Pochen erinnerte Thomas Ruff schon den ganzen Tag lang an die Rauferei vom Sonntag. Doch in Kerstins Bett vergaß er seine Schmerzen schnell. Er genoss es in vollen Zügen, dass seine Freundin sechzehn Jahre jünger, frischer und wilder war als seine Frau.
    Irgendwann konnte er nicht mehr. Schwer atmend und verschwitzt lag er auf dem Bett und sah zu der großzügigen Fensterfront hinaus, wo er jenseits des Lech in der Ferne seinen Pferdehof erahnte. Salvatore kam ihm in den Sinn, und sofort waren alle seine Sorgen wieder da.
    Kerstin kehrte mit zwei Gläsern Wein zurück ins Zimmer und sah sofort, dass mit Thomas heute nicht mehr viel anzufangen war. Er fing ihren Blick auf und zuckte bedauernd mit den Schultern.
    »Trink, Thommie«, sagte sie und setzte sich mit einem spöttischen Lächeln auf die Bettkante.
    Er prostete ihr zu, trank und ließ seinen Blick dabei mit einem Anflug von Besitzerstolz über ihre glatte nackte Haut gleiten, über ihre festen Brüste und den flachen Bauch. Sie fuhr mit dem Zeigefinger seine Mundwinkel nach, und er beugte sich vor und pustete ihr zärtlich übers Schlüsselbein. Auf ihrer Haut stellten sich die Härchen auf.
    Sie lachte und gab ihm einen leichten Klaps. »Nein, mein Lieber, heute nicht mehr. Kommst halt morgen wieder, dann schau ich mal, was ich für dich tun kann.«
    »Morgen geht nicht, Marlene hat abends Verwandtschaft eingeladen.« Er verdrehte genervt die Augen. »Und dann ist leider auch schon Wochenende.«
    »Dann hast du am Montag umso mehr Lust, Thommie.«
    Sie gab ihm einen Kuss und warf ihm seine Kleider hin.
    »Und jetzt raus mit dir!«
    Ihr perlendes Lachen klang noch in ihm nach, als er das Ortsschild Lechbruck passiert und die Lechbrücke erreicht hatte. Selig lächelnd trottete er am Geländer entlang und bemerkte den entgegenkommenden Mann erst, als er fast in ihn hineingelaufen wäre.
    Voller Panik hastete Pröbstl nach Hause, so gut es in seinem derzeitigen Zustand ging. Irgendwo unterwegs verlor er seine Weinflasche, doch daran verschwendete er keinen Gedanken. Daheim lehnte er keuchend innen an der Haustür, vor seinem geistigen Auge überschlugen sich die Bilder.
    Gerade eben hatte er noch auf einer Landzunge am Lech gelegen und den Pferdezüchter Ruff beobachtet, wie er von seiner Freundin im Nachbardorf zurückkehrte. Doch plötzlich war Ruff auf der Lechbrücke ein Mann entgegengetreten, und dann …
    Als sich Pröbstl wieder etwas beruhigt hatte, zog er die oberste Schublade im Flurschränkchen auf und durchwühlte sie nach einem ganz bestimmten Notizzettel. Irgendwann einmal hatte er seinem Nachbarn die Handynummer abgeschwatzt. Freddy Kerricht war Polizist in Füssen und damit für Lechbruck zuständig, ihm musste er unbedingt melden, was er gerade beobachtet hatte.
    Als er den Zettel gefunden hatte, begann er die Nummer einzutippen, schreckte dann aber vor dem Telefonat zurück. Was würde Freddy sagen, wenn er ihm schon wieder von einem Verbrechen berichten würde? Dabei hatte er ihm ja schon den Einbruch vom Sonntag nicht geglaubt. Er musste überzeugend wirken. Er musste glaubhaft wirken. Er musste locker und selbstsicher wirken.
    Pröbstl legte den Hörer beiseite und holte sich eine Flasche aus dem Küchenschrank. Er setzte sich in die Küche, schüttete die klare Flüssigkeit in ein Wasserglas und trank es aus, schenkte nach, trank wieder. Dann, ein paar Schlucke später, fühlte er sich allem gewachsen, fühlte sich stark und klar … und schlief am Küchentisch ein.
    Hansen kam an diesem Abend voller Vorfreude zurück in sein neues Domizil. Er hatte in Kempten einen Feinkostladen gefunden, der frischen
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