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Rosenmunds Tod

Rosenmunds Tod

Titel: Rosenmunds Tod
Autoren: Theo Pointner
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gekümmert, habe die Rechnungen bezahlt und sie, als sie körperlich wieder einigermaßen auf dem Damm war, auf ein Internat in die Schweiz geschickt.«
    »Also haben Sie Carla gar nicht mehr gesehen?«, fragte Wielert überrascht.
    »Nur noch selten. Ich habe sie gelegentlich besucht, aber unsere Beziehung hatte sich. verändert.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Ich konnte mich ihr nicht mehr nähern«, erklärte Swoboda, den Tränen wieder sehr nah. »Ihre Wunden waren noch sehr frisch und weitere Operationen waren notwendig. Mir blieb nur, ihr eine gute Ausbildung zu ermöglichen.«
    Wielert ballte unwillkürlich seine Rechte zur Faust. »Und wie reagierte Carla?«
    »Zuerst war sie sehr enttäuscht, als sie vierzehn oder fünfzehn war, schrie und bettelte sie, ich sei doch der einzige Mann in ihrem Leben. Aber die Narben. und was mit ihr geschehen war. Ich konnte nicht mehr. Irgendwann hatte sie sich damit abgefunden, sie machte ihr Abitur, ich finanzierte ihr Studium. wir haben regelmäßig telefoniert, aber gesehen haben wir uns nur noch selten.«
    »Haben Sie ihr gesagt, sie soll Ihre aktuellen. Freundinnen ermorden?«
    »Nein«, wehrte sich Swoboda entsetzt, »wo denken Sie hin! Carla war außer sich, als sie hörte, dass ich. neue Beziehungen hatte. Anscheinend hat sie die ganzen Jahre geglaubt, ich habe nur sie. Na ja, dass mir andere Jugendliche egal gewesen wären.«
    Wielert runzelte die Stirn. »Wollen Sie damit andeuten, Carla hat die Mädchen aus Eifersucht getötet?«
    »Das ist zu vermuten«, sagte Swoboda. »Entweder aus Eifersucht oder aus anderen, nicht nachvollziehbaren Gründen. Carla war jahrelang in Therapie, auch während sie in dem Internat war. Nach dem Unfall war sie fest davon überzeugt, ihre Mutter habe sie töten wollen, das Auto sei mit Absicht gegen die Wand gelenkt worden. Irgendetwas muss damals in ihr zu Bruch gegangen sein, aber sie hat mir nie erzählt, worüber sie mit ihrem Therapeuten gesprochen hat.«
    »Woher kannte sie die Adressen der Mädchen?«
    »Von mir. Angeblich wollte sie mit Svenja und den anderen nur reden, um sie dazu zu bringen, nicht gegen mich auszusagen. Ich konnte doch nicht ahnen, dass sie.«
    Wielert wandte etwas angeekelt den Kopf ab, als Swoboda hemmungslos zu schluchzen begann.
    »Ich habe sie gefragt, ob sie Svenja umgebracht hat«, fuhr Swoboda nach einer Weile stockend fort. »Carla wurde fürchterlich zornig, ich solle einfach froh sein und bloß niemandem ein Wort von unserer privaten Verbindung erzählen. Sie könne zwar nicht verhindern, dass ich ins Gefängnis müsse, aber ohne Belastungszeuginnen würde meine Strafe wesentlich geringer ausfallen. Und sie wollte auf jeden Fall verhindern, dass etwas über sie und mich ans Licht kommt. Ihre Karriere wäre doch sonst am Ende gewesen. Ich habe ihr gesagt, dass es genug Beweise gegen mich gäbe, die meine Verbindungen zu den Mädchen belegen, es sei nur eine Frage der Zeit, bis Sie und Ihre Leute alles nachweisen könnten, auch ohne eine Aussage der Mädchen. Sie ist nicht darauf eingegangen. Ich sollte mich ausschließlich nach ihren Anweisungen richten, um den Rest wollte sie sich kümmern.«
    Wielert schob seinen Stuhl zurück und stand auf. Für den Moment hatte er genug gehört.
    »Verachten Sie mich nicht für das, was ich getan habe«, jammerte Swoboda mit erstickter Stimme. »Carlas Schicksal hat mich all die Jahre verfolgt, ich wollte den anderen Mädchen nichts Böses.«
    »Ich hoffe, irgendwann bekommen Sie die Quittung für das, was Sie den Kindern angetan haben«, sagte Wielert mühsam beherrscht. »All die jungen Leben, die Sie zerstört haben.«
    Hastig streifte sich der Leiter des KK 11 seine Jacke über die Schultern und stiefelte zum Ausgang. Bevor er auf den Flur trat, drehte er sich noch einmal um. »In meinen Augen ist jeder Tropfen aus diesem Infusionsbeutel für einen Menschen wie Sie zu schade.«

45
    »Pizzaservice«, rief Hofmann und balancierte zwei große, flache Pappkartons, auf denen eine prall gefüllte weiße Plastiktüte thronte, vor sich her. Augenblicklich durchzog das Büro ein aromatischer Duft nach Oregano, Basilikum und anderen Gewürzen.
    »Bist du kurz vor dem Hungertod?«, fragte Katharina mit einem Blick auf die zweite Pizza. »Oder bunkerst du für schlechte Zeiten?«
    »Ist für Karl Heinz. Rufst du ihn eben an? Sonst wird sein Essen kalt.«
    Katharina griff zum Hörer und sah zu, wie Hofmann einen Salat und einen Beutel mit Pizzabrötchen unter ihre Nase
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