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Rosenmunds Tod

Rosenmunds Tod

Titel: Rosenmunds Tod
Autoren: Theo Pointner
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einen eigenen Compi? Oder darfst du mal an den deiner Eltern?
    Rosenmund: Nee, eigener
    Dark Hator: Was hast du denn für eine Kiste? Rosenmund: Ganz neu gekauft, 1,8 Intel
    Dark Hator: Donnerwetter, der ist ja schneller als meiner. Was hast du denn bezahlt?
    Rosenmund: 1500. Aber war alles dabei, Drucker, Scanner, Monitor, Webcam und Game-Pad

    Sein Herz schlug ein kleines bisschen schneller. Eine Webcam? Vielleicht war die Tussi doch so etwas wie ein Volltreffer. Also besser auf die nette Schiene umschalten.

    Dark Hator: Wie heißt du mit Vornamen? Ist doch unhöflich, wenn ich dich nicht anreden kann
    Rosenmund: Svenja. Und du?
    Dark Hator: Sebastian. Aber meine Freunde sagen Basti zu mir
    Rosenmund: Darf ich Basti sagen? Du scheinst nett zu sein

    Sein Gesicht verzog sich zu einem schleimigen Ausdruck, während er dem Monitor seinen ausgestreckten Mittelfinger präsentierte. Wenn die blöde Kuh wüsste.

    Dark Hator: Danke, gleichfalls. Du hörst dich ein wenig betrübt an
    Rosenmund: Ach ich weiß nicht. Bin einfach nicht gut drauf
    Dark Hator: Probleme?
    Rosenmund: Na ja, wer hat die nicht

    Meine Fresse, dachte Basti, die lässt sich jeden Wurm einzeln aus der Nase ziehen.

    Dark Hator: Wenn du etwas loswerden möchtest.:-)
    Rosenmund: Ach, ist zu kompliziert. Lass uns einfach quatschen
    Dark Hator: Gerne. Was hast du für Hobbys?
    Rosenmund: Nichts Besonderes. Musik hören, lesen. Und ich hab ein Pferd
    Dark Hator: Wow, dann haben deine Eltern wohl reichlich Geld, was?
    Rosenmund: Quatsch. Gehört auch nicht mir, ist ne Reitbeteiligung. Und mein Papa ist schon lange weg
    Dark Hator: Tut mir Leid. Meine Eltern sind geschieden, auch schon sehr lange. Ich wohne bei meiner Mutter
    Rosenmund: Gehst du noch zur Schule?
    Dark Hator: Ja, nächstes Jahr mach ich Abi. Was ich danach mache, weiß ich noch nicht. Vielleicht studieren. Oder erst mal Bund
    Rosenmund: Ich weiß auch noch nicht. Auf Schule hab ich keinen Bock mehr, aber arbeiten will ich auch noch nicht
    Dark Hator: Hast ja auch noch Zeit. Gehst du auch aufs Gymnasium?
    Rosenmund: Nee, Gesamtschule. Ist furchtbar ätzend

    »Basti? Bist du da?«
    Scheiße. Seine Mutter bollerte durch den Hausflur, garantiert mit zwei voll gepackten Alditüten in der Hand. Es konnte nicht lange dauern, dann würde sie sein Zimmer stürmen. Er hatte gerade noch Zeit ›Warte einen Moment‹ einzutippen, als auch schon die Tür aufflog.
    »Ich hatte dich doch gebeten, den Abfall runterzubringen. Und was ist? Nichts ist passiert. Und das Geschirr vom Mittagessen steht auch noch auf der Spüle. Als wenn das zu viel verlangt wäre, das sofort in die Spülmaschine zu packen.«
    Basti rollte mit den Augen. Ewig die gleiche Leier. »Mach ich noch«, erklärte er zur Beschwichtigung. »Nachher.«
    »Nix da, nachher. Jetzt sofort, aber dalli. Ich schufte mich für dich zu Tode. Und du hast nichts Besseres zu tun, als vor diesem blöden Computer zu sitzen.«
    Widerstand zwecklos, dachte Basti. Vor allem, weil er noch die Fünf in Englisch zu beichten hatte.
    »Zwei Minuten?«, fragte er versöhnlich. »Ich mach nur noch die Kiste aus.«
    »Ich schau auf die Uhr«, drohte seine Mutter und stapfte endlich wieder auf den Flur. Das Knallen der Tür hinter ihr bedeutete ihm, dass er die Frist besser nicht überschritt.

    Rosenmund: Was ist?
    Rosenmund: Bist du noch da?
    Dark Hator: Ja, aber ich muss jetzt Schluss machen. Meine Mutter dreht am Rad. Wann bist du mal wieder online?
    Rosenmund: Weiß nicht
    Dark Hator: Blöd … darf ich dir denn mal schreiben?
    Rosenmund: Gerne

    Basti notierte zufrieden die E-Mail-Adresse, die kurz darauf auf seinem Monitor blinkte, verabschiedete sich und fuhr den Computer herunter.
    Als er zu seiner Mutter in die Küche trat, fehlten am Ablauf des Ultimatums noch genau drei Sekunden.

2
    »Wie sicher ist die Information?«
    Alexander von Illing strich mit der Hand über seinen immer schütterer werdenden grauen Haarschopf und musterte seinen Freund und Vorgesetzten nachdenklich. Die Nachricht, die ihnen gerade offenbart worden war, barg eine Menge Zündstoff.
    Hans Georg Swoboda runzelte die Stirn. »Absolut sicher. Ihr kennt doch Ottokar. Seine Indiskretionen sind immer sehr zuverlässig gewesen. Verlasst euch darauf, in spätestens sechs Wochen wimmelt es in der Firma von Kripobeamten.«
    »Schöner Mist, nicht wahr«, bemerkte Olaf Belda trocken. Der Einundsechzigjährige wedelte sich mit einem Taschentuch, das mit seinem Monogramm bestickt war, einen
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