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Rosenmunds Tod

Rosenmunds Tod

Titel: Rosenmunds Tod
Autoren: Theo Pointner
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Georg Swoboda«, erklärte Kemper.
    Sturm blickte teilnahmslos aus dem Fenster. Erst mit Verzögerung schien die Nachricht bei ihm anzukommen. »Sie meinen Swoboda? Den Swoboda?«
    »Exakt. Und die Sache eilt. Am liebsten wäre mir schon morgen.«
    Roth hielt einen Moment die Luft an. Wenn sie Glück hatten, war die zu erwartende Rechnung von mindestens zweihundert Euro ihr Geld wert. Im anderen Fall wäre der Abend nicht nur finanziell ein Reinfall.
    »Setzen Sie mich in Kenntnis«, meinte Sturm schließlich.
    Roth atmete auf. »Anfang letzter Woche suchte uns ein ehemaliger Mitarbeiter Swobodas auf und überreichte uns einen Koffer mit Material. Aktenordner mit Kopien von Geschäftsverträgen, Protokollnotizen, internen
    Strategiepapieren und und und. In den letzten Tagen haben wir die Unterlagen einer ausführlichen Sichtung unterzogen. Es besteht der Verdacht auf Steuerhinterziehung, Korruption, Erpressung und Nötigung.«
    »Wie sagen die Japaner so schön?«, unterbrach Sturm, wenig beeindruckt. »Geschäft ist Krieg.«
    »Diese Redensart ist mir ebenfalls bekannt«, übernahm Kemper das Gespräch. »Allerdings reden wir hier von Millionensummen, die Höhe des verursachten Schadens allein für den Fiskus ist noch nicht annähernd absehbar. Wir müssen davon ausgehen, dass wir im Moment nur einen Bruchteil der strafrechtlich relevanten Vorgänge überblicken können. Swoboda besitzt etliche Firmen, wir verfügen nur über Unterlagen von einer.«
    Sturm nagte nachdenklich an der Unterlippe. »Warum haben Sie uns das Zeug nicht sofort vorbeigebracht?«
    »Wir wollten erst absolut sichergehen, dass wir keiner Ente nachjagen. Wäre nicht das erste Mal gewesen, dass ein geschasster Mitarbeiter seinem ehemaligen Chef ans Bein zu pinkeln versucht, und hinterher ist an den Vorwürfen nichts dran.«
    »Und was bringt Sie zu der Überzeugung, dass das hier nicht der Fall ist?«, fragte Goeke.
    »Die Unterlagen sind mitunter etliche Jahre alt, vermutlich hat unser Informant das Material über einen langen Zeitraum sichergestellt. Vielleicht als Druckmittel, um seine eigenen finanziellen Forderungen bei Swoboda durchsetzen zu können, vielleicht aus ganz anderen Gründen. Darüber hinaus kann ich mir kaum vorstellen, dass sich jemand die Mühe macht, über Monate Unterlagen zu fälschen, nur um einen anderen hereinzulegen.«
    »Schwaches Argument«, erklärte Sturm.
    »Ich weiß nicht. Was wir in der Hand haben, sieht nicht nach einer impulsiven Racheaktion aus. Dafür ist das Material zu umfangreich und zu sorgfältig zusammengetragen.«
    »Ist Ihnen eigentlich klar, was das für einen Staub aufwirbeln wird?«, hakte Sturm nach. »Swoboda ist nicht irgendwer. Allein mit dem, was der jedes Jahr an Gewerbesteuer zahlt, könnte die Stadt den U-Bahnbau finanzieren. Der Mann bekommt demnächst das Bundesverdienstkreuz. Das gibt einen Skandal erster Güte.«
    »Das ist mir bewusst«, nickte Kemper. »Aber es gibt da diverse Kleinigkeiten, die mich absolut davon überzeugen, dass Swoboda kriminelle Machenschaften begangen hat.«
    »Ein Beispiel.«
    »Gern. Schon mehrere Male gab es einen Anfangsverdacht gegen Swoboda, jedoch nie konnten Ermittlungen eingeleitet werden. Erinnern Sie sich an die Geschichte mit der Umgehungsstraße in Linden? Swoboda hatte Jahre vorher wertloses Brachland gekauft, und in dem Moment, als ihm alles gehörte, wurde prompt der Straßenführungsplan geändert. Daran hat er sich eine goldene Nase verdient.«
    »Natürlich«, nickte Sturm. »Stand doch in allen Zeitungen.«
    »Nun, wir sind im Besitz von Gesprächsprotokollen, nach denen Swoboda damals einige Entscheidungsträger der Stadt durch erhebliche finanzielle Zuwendungen beeinflusst hat, die Bebauungspläne in seinem Sinne zu ändern.«
    Sturm sagte nichts, hob aber interessiert die Augenbrauen.
    »Es stimmt«, bekräftigte Roth. »Wir fanden auch Kopien entsprechender Überweisungen auf ausländische Konten. Zwei Überweisungen haben wir überprüft. Es passt alles zusammen. Die Konten, über die das Schmiergeld floss, liefen über Strohmänner. Trotzdem können wir die Verbindung zu Swoboda nachweisen.«
    Der Staatsanwalt strich sich nachdenklich über die Nasenflügel und seufzte unhörbar. »Wenn das ein Flop wird, sind Sie erledigt. Und ich ebenfalls.«
    »Sie können gerne die Unterlagen einsehen«, bot Kemper an. »Ich habe morgen einen freien Tag. Am besten treffen wir uns in meiner Privatwohnung.«
    »Sind Sie verrückt? Wir sind doch
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