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Rosenmunds Tod

Rosenmunds Tod

Titel: Rosenmunds Tod
Autoren: Theo Pointner
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Hauch Frischluft zu und seufzte. »Das musste ja irgendwann so kommen.«
    »Blödsinn«, fauchte Swoboda. »Wir haben noch jede Menge Zeit.«
    »Du hast gut reden«, antwortete Werner Tubis und klatschte seine Rechte auf den stark an einen schwangeren Basketball erinnernden Bauch. »Im Gegensatz zu dir kann uns die Geschichte ruinieren.«
    »Niemand wird hier ruiniert. Ottokar hat mir gesagt, dass die Kripo nur etwas über den Deal mit Pakistan erfahren hat. Wir müssen eben unsere Unterlagen säubern.«
    »Trotzdem«, beharrte Belda. »Mir ist gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass sich ein Trupp Kriminalbeamter durch unsere Geschäftsunterlagen wühlt.«
    Swoboda schloss für einen kurzen Augenblick die Augen. Von den achtundfünfzig Jahren seines Lebens hatte er dreißig als Unternehmer hinter sich gebracht. Zugegeben, die Aussichten waren im Moment nicht gerade rosig, aber er hatte schon Schwierigeres gemeistert.
    »Jetzt hört mir mal in Ruhe zu. Wenn wir das Ganze planvoll angehen, kann uns nicht viel passieren. Olaf, du kümmerst dich zusammen mit Werner um die Auslandssachen. Keine einzige Zahlung ist über unsere offiziellen Konten gelaufen, die Bankunterlagen sind also sauber. Lasst alles verschwinden, was Verdacht erwecken kann, auch wenn es nachher einige Lücken gibt. Wegen schlampiger Aktenführung ist noch niemand in den Knast gegangen.«
    »Aber wegen Bilanzfälschung«, warf Belda mürrisch ein.
    »Wer fälscht denn Bilanzen?«, ätzte Swoboda zurück. »Unsere Geschäftsbücher sind sauber.«
    »Dein Optimismus in allen Ehren«, meinte von Illing, »aber wir waren stellenweise ganz schön unvorsichtig. Denk nur an den Auftrag für die Umgehungsstraße. Die zwei Millionen Schmiergeld kann man leicht nachvollziehen.«
    »Deshalb wirst du dich um unsere inländischen Geschäfte kümmern«, entschied Swoboda. »Herrschaften, jetzt keine Panik. Ottokar hat in seiner aktiven Zeit etliche Verfahren dieser Art verhandelt. Mehr als eine Geldstrafe hat der nie ausgesprochen.«
    »Ich weiß nicht«, überlegte Tubis kopfschüttelnd. »Immerhin hat sich die Bochumer Kripo auf Wirtschaftsdelikte spezialisiert und genießt einen sehr guten Ruf. Denkt nur an die ganzen Ärzte, die die verhaftet haben.«
    »Das war nicht die Kripo, sondern die Staatsanwaltschaft«, korrigierte Swoboda ärgerlich. »Mehr als einen Anfangsverdacht haben die nicht. Es sei denn, einer von euch hat die mit Informationen versorgt.«
    Die drei anderen Männer musterten sich empört. Dann schüttelten sie fast synchron die Köpfe.
    »Also«, fuhr Swoboda fort, »sehen wir zu, dass wir den möglichen Schaden begrenzen können. Wir sehen uns übermorgen in der Firma. Bis dahin müssten wir eigentlich einen genauen Überblick haben, was wir beiseite schaffen müssen. Und vergesst eure eigenen Schreibtische nicht. Auch nicht die zu Hause.«
    Nach dem Ende der Besprechung und dem Abgang seiner Kumpane fiel die Gelassenheit von Swoboda ab. Ganz so optimistisch, wie er sich gegenüber seinen Mitstreitern gegeben hatte, war er beileibe nicht. Verdammt, es war so lange alles gut gegangen! Jahrelang hatte er alles bestens unter Kontrolle gehabt, niemand hatte ihm nachweisen können, dass er das meiste seines Vermögens nicht durch sein Firmenimperium angehäuft hatte, sondern durch Geschäfte, die nebenbei am Rande liefen.
    Angefangen hatte er mit einer kleinen Beratungsfirma, die für überschuldete Firmen Auswege aus deren jeweiligen finanziellen Engpässen gesucht hatte. Im Laufe der Jahre hatte Swoboda einige Rosinen unter den bankrotten Unternehmen übernommen und deren Geschäfte in Eigenregie fortgeführt. Heute gab es nahezu keine Branche, in der er nicht tätig war: Vom Baugewerbe über Logistikunternehmen bis zum Finanzdienstleister – Swoboda hatte überall seine Finger drin.
    Die Aufbau-AG, seine letzte Neugründung, hatte Swoboda unmittelbar nach dem Mauerfall ins Leben gerufen. Er kleckerte nicht, er klotzte: Seine Firma war das drittgrößte Bauunternehmen in Deutschland und stampfte ein Einkaufszentrum und einen Gewerbepark nach dem anderen in die ehemals sowjetisch besetzte Zone. Das erste Jahr war glänzend verlaufen, ein Auftrag hatte den nächsten gejagt, es hätte ewig so weitergehen können. Im zweiten Jahr war der Aufschwung schon etwas schleppender vorangegangen, anscheinend hatten die Ossis langsam, aber sicher begriffen, wie Marktwirtschaft funktionierte. Jedenfalls waren sie nicht mehr bereit, den Ring widerstandslos den
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