Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Zettel mit meiner Dienst-
und mit meiner Privatnummer zukommen lassen. Ich bin ab sofort
für Sie alle jederzeit erreichbar. Und wenn ich sage jederzeit, dann
heißt das jederzeit: Tag und Nacht und am Wochenende. Es gibt
also keine Ausreden.»
    Während
er sprach, schaukelte Terry Köhler immer wieder leicht mit dem
Oberkörper, eine Geste, die er für ebenso eindrucksvoll wie lässig
hielt, nachdem er in einem amerikanischen Spielfilm gesehen
hatte, dass ein erfolgreicher Anwalt dadurch seinen Worten
Nachdruck verliehen hatte.
    «So,
und jetzt gehen wir an die Arbeit. Rollen Sie das gesamte Umfeld der
Toten auf! Ich will wissen, wo sie herkommt, was sie für Eltern
und Verwandte hatte, wer ihre Freunde, wer ihre Kunden und wer
möglicherweise ihre Feinde waren. Tauchen Sie ein ins Milieu, aber
tauchen Sie bitte nicht ungebührlich tief ein!»
    Erneutes
Gelächter.
    «Sollten
unter den Asservaten Tagebücher, Adressverzeichnisse,
Visitenkarten, Terminkalender und Briefe auftauchen -
wahrscheinlich ist dergleichen sogar schon gesichert worden ...»
    Er
warf einen fragenden Blick in die Runde. Einer der
Erkennungsdienstleute hob die Hand und nickte.
    «...
Ich sehe, das ist der Fall - dann kommen diese Unterlagen zuerst
auf meinen Schreibtisch. Versuchen Sie alles über den Tagesablauf
des Opfers herauszubekommen. Befragen Sie ihre Kolleginnen,
sprechen Sie mit Kellnern und Taxifahrern. Ich will einen Zeitplan,
aus dem ersichtlich ist, wo Karin Rosenherz sich in den letzten
Wochen aufgehalten hat. Für die achtundvierzig Stunden vor ihrem Tod
sollte dieser Zeitplan möglichst lückenlos sein. Ach ja, und finden
Sie bitte auch heraus ...» Köhler hielt inne und hob nun die Hand,
um jede zur Schau getragene Belustigung schon im Vorfeld zu
unterbinden, «... finden Sie auch heraus, wer ihr Frauenarzt war.
Kurz und gut, ich will alles über Karin Rosenherz wissen!
Einzelheiten der jetzt anstehenden Aufgaben besprechen Sie bitte mit
Kriminaldirektor Gerling, der mein volles Vertrauen hat und den ich
nicht nur als hervorragenden
    Polizisten,
sondern auch als phantastischen Tennisspieler und treuen Freund
schätzen gelernt habe.»
    Terry
Köhler drehte sich auf dem Absatz um und ging auf den Hauseingang
zu. Bei seinen letzten Worten hatte er selbst Mühe gehabt, nicht zu
lachen.

    Professor
Fassbinder empfing ihn in der Küche. Der Mediziner hatte den
Kopf gesenkt, seine Arme hingen schlaff herab. Er sah müde aus.
    «Ich
nehme an, Sie legen keinen Wert darauf, die Tote noch einmal zu
sehen», sagte er.
    Köhler
winkte ab. «Machen wir es kurz. Wchtigster Punkt: Haben Sie eine
Ahnung, wann die Frau umgebracht wurde?»
    «Rigor
mortis und Livores sind im Normalfall...»
    «Okay,
okay», unterbrach ihn der Staatsanwalt. «Wirhaben beide Latein
lernen müssen, meine Stärke war es allerdings nie, also
bitte!»
    «Die
Leichenstarre ist bereits voll ausgebildet, das heißt, die Frau ist
mindestens vierzehn bis achtzehn Stunden tot. Leichenflecken finden
sich aufgrund der starken Ausblutung nur spärlich, deshalb taugen
sie in diesem Fall nicht als Indikator.»
    «Verstehe.
Können wir das weiter eingrenzen? Wie lange kann sie höchstens tot
sein?»
    «Bei
den momentanen Außentemperaturen würde sich die Leichenstarre
aufgrund der Zersetzungsvorgänge im Körper nach vierundzwanzig bis
dreißig Stunden wieder lösen. Da dies noch nicht der Fall ist, kann
ihr Tod also frühestens gestern am späten Nachmittag
eingetreten sein. Wenn Sie es noch genauer wissen wollen, müssen Sie
entweder warten, bis wir alle Ergebnisse haben, oder einen Zeugen
auftreiben, der sie kurz vor ihrem Tod noch lebend gesehen hat.»
    «Das
werden wir tun; darauf können Sie sich verlassen», sagte Köhler.
«Todesursache?»
    «Sie
haben die große Wunde in der Nähe des Kehlkopfs gesehen. Ein
Einstich, der möglicherweise die Luftröhre verletzt und eine
Embolie verursacht hat. Könnte aber auch sein, dass sie verblutet
ist. Ich habe insgesamt sechzehn Stichwunden gezählt, viele
davon am hinteren Hals und am oberen Rücken.»
    «Ein
Messer?»
    Fassbinder
wiegte zweifelnd den Kopf. «Es sieht aus, als seien zwei Waffen
benutzt worden: eine dünnere, spitze und eine breite, stumpfe. Beide
Werkzeuge können nicht sehr lang gewesen sein. Deshalb hat der Tater
wohl so oft und mit so großer Kraft zugestochen. An ein paar Stellen
sieht es aus, als habe er die Waffe im Körper des Opfers gedreht, um
eine größere Wirkung zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher