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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin
Autoren: Guenter Krieger
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hübsch?«
    Die Frage schien den Boten zu überraschen, denn er räusperte sich. »Ob sie …?«
    »Ziert Euch nicht. Ihr habt meine Frage verstanden, oder etwa nicht?«
    Der Bote holte tief Luft. »Nie zuvor sah ich ein Mädchen von solcher Schönheit.« Rasch fügte er hinzu: »Und die Brautschätze, die sie aus ihrer Heimat mitbringt, sind von unermesslichem Wert.«
    Abermals blickte der Kaiser seinen Sohn an. »Nun, was meinst du, Junge?«
    Das Gesicht des jüngeren Otto leuchtete immer noch. Zaghaft setzte er zu einer Antwort an, doch bevor er sprechen konnte, verkündete sein Vater die Entscheidung, die er offenbar längst gefällt hatte.
    »Prinzessin Theophanu wird eine Bereicherung für Unser Geschlecht sein.«
    »Ihr beabsichtigt nicht, sie wieder heimwärts zu schicken?«, fragte Kaiserin Adelheid, die sichtlich um Fassung rang.
    »Warum sollten wir das tun? Sie ist eine byzantinische Prinzessin. Unser Haus wird verbunden sein mit dem Blut der Romäer. War das nicht unsere Absicht? Die Hochzeit kann stattfinden – gleich nach der Osterwoche.«
    Kurze Zeit später jagte ein Trupp kaiserlicher Panzerreiter über die alte Via Appia, um der Prinzessin entgegenzureiten und sie wohlbehalten in die Ewige Stadt zu geleiten.
    Rom war in den Augen der vierzehnjährigen Prinzessin Theophanu ein Ort aus Dreck, Trümmern und verblichener Herrlichkeit. Die Ruinen, kolossal, aber kalt, die sich allerorten aus dem Staub der Jahrhunderte hoben, erschütterten sie im Stillen. Büsche und Sträucher wuchsen aus altersmorschen Mauern. Bezeichnete man Konstantinopel als das zweite Rom, so war Theophanu froh, nicht im ersten Rom geboren und aufgewachsen zu sein. Die Behauptungen ihrer Lehrer waren nicht übertrieben gewesen: Rom führte längst ein Schattendasein auf dieser Erde; auch die Anwesenheit der anmaßenden Päpste konnte an dieser Tatsache nichts ändern. Mochte die Stadt für die Franken aus dem Norden auch immer noch imponierend und prächtig sein, für jemanden aus Konstantinopel glich sie einem gigantischen Steinbruch, einem Spottbild ihrer selbst.
    Während der Reisewagen, begleitet von des Kaisers Eskorte, sich rumpelnd durch die Gassen pflügte, St. Peter entgegen, spähte Theophanu aus dem Fenster, um die Menschen zu betrachten, die am Wegesrand standen und den prachtvollen Zug bestaunten. Die Prinzessin trug eine goldbestickte Haube, langes dunkles Haar wallte über ihre Schultern.
    »Sehen sie nicht aus wie Bauern?«, raunte sie Eunice zu. Die Dienerin, ein paar Jahre älter als ihre Herrin, kicherte in ihre Hand hinein.
    »Es sind Bauern, Herrin. Seht Ihr nicht die Schweine an jeder Ecke?«
    »Hm! Sogar die Schweine sehen in Konstantinopel vornehmer aus.«
    »Und all diese Mücken! Heiliger Pantaleon! Sie scheinen sich hier besonders wohlzufühlen. Ich hoffe nur, dass es im Norden von Kaiser Ottos Reich weniger von diesen Biestern gibt.«
    »Wenn ich Kaiserin bin, werde ich sie verbannen. Was hältst du davon?«
    »Viel. Außerdem könntet Ihr anordnen, dass jeder Römer und jeder Barbar sich täglich zu waschen hat. Und zwar von Kopf bis Fuß.«
    Nun kicherten sie beide. Die ungezwungene Ausgelassenheit nach der langen tristen Reise tat gut. Erzbischof Gero von Köln aber, der den beiden jungen Frauen gegenübersaß, runzelte die Stirn. »Ihr solltet nicht abfällig über die Römer sprechen, Prinzessin! Sie beherrschten einst die Welt. Und vergesst nicht das Blut der Märtyrer, das in dieser Stadt geflossen ist. Es ist heiliger Boden, auf dem Ihr Euch befindet.«
    Manchmal vergaß Theophanu, dass Gero des Griechischen mächtig war.
    »Gewiss. Verzeiht mir, Herr Bischof.« Sie klang nicht sonderlich zerknirscht, aber es lag ihr nichts daran, Gero zu verärgern. Sie mochte den alten weißbärtigen Mann. In den vergangenen Wochen war er ihr ein großväterlicher Mentor gewesen. Während der langen Schiffsreise hatte er ihr mit viel Geduld die Sprache ihres neuen Volkes beigebracht und von Sitten und Bräuchen berichtet, an die sie sich nur langsam gewöhnen würde.
    Geros Ernsthaftigkeit riss sie zurück in die Wirklichkeit. Den Gedanken, dass sie in Kürze ihrem Bräutigam entgegentreten würde, hatte sie so weit wie möglich in den Hintergrund gedrängt. Das Leben, das sie gekannt hatte, war Vergangenheit. Sie war eine Fremde in einem fremden Reich, und auch Eunices Gegenwart war ihr plötzlich nur ein schwacher Trost. Jetzt spürte sie ihr Herz klopfen. Fortan schwieg sie zu dem, was da draußen an ihr
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