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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin
Autoren: Guenter Krieger
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Ritt besonders schmerzt!«
    Otto warf den Kopf in den Nacken und begann laut zu lachen. So überrascht war Theophanu über seine Reaktion, dass sie ihn regelrecht anstarrte. Dann lachte auch sie, denn Ottos unerwarteter Anfall von Fröhlichkeit wirkte ansteckend. Eunice, die inzwischen hinter sie getreten war und sich verhalten räusperte, brachte sie wieder zur Besinnung. Theophanu rief sich in Erinnerung, dass sie nicht unbeobachtet waren. Vor dem Palast, nur wenige Schritte entfernt, stand das Kaiserpaar – kein Zweifel, bei den beiden bekrönten Gestalten handelte es sich um Ottos Vater und seine Gemahlin Adelheid. Sie waren umgeben von einer beträchtlichen Gefolgschaft aus Rittern, Dienern und Geistlichen.
    »Vermutlich musst du mich nun meinen künftigen Schwiegereltern vorstellen«, flüsterte Theophanu, von neuer Nervosität erfüllt. Auf der Stelle wurde Otto ernst.
    »Oh, gewiss. Bitte!« Er bot ihr seinen Arm dar.
    Es fiel ihr nicht schwer, würdevoll an seiner Seite zu schreiten, schon im frühesten Kindesalter hatte man ihr das bei­gebracht. Bei den Wartenden angelangt, neigte sie mit klopfendem Herzen den Kopf vor dem Kaiser und der Kaiserin, achtete aber darauf, dass es nicht wie eine Verbeugung wirkte.
    Kaiser Otto der Große erwiderte ihre Geste. Er war größer und kräftiger als sein Sohn. Ein grauer, sorgsam gestutzter Bart verlieh ihm Hoheit. Seine sanften Augen musterten Theophanu freundlich. Trotz seiner Körperfülle wirkte er eher unscheinbar, doch Theophanu vergaß es nicht einen Moment lang: Allein der Tatkraft dieses Mannes war es zu verdanken, dass die räuberischen Horden der heidnischen Ungarn keine Gefahr mehr für die christliche Welt darstellten. In einer großen Schlacht hatte Otto sie einst vernichtend geschlagen.
    »Wie ich sehe, hat der Bote des guten Gero nicht übertrieben. Seid willkommen, Prinzessin Theophanu!«
    »Habt Dank für den freundlichen Empfang.«
    »Wir fühlen uns geehrt, dass Ihr unserer Einladung gefolgt seid.«
    Als ob sie je eine Wahl gehabt hätte! Aber Ottos Stimme war so sanft wie sein Blick, und Theophanu wusste in diesem Augenblick, dass sie sich bestens mit ihrem Schwiegervater verstehen würde. Bei Adelheid hatte sie jedoch ihre Zweifel. Zur Begrüßung hatte die Kaiserin ihr nur kurz zugenickt, ihre Miene blieb unbewegt, fast kühl.
    Adelheid war deutlich jünger als ihr Gemahl und von unverkennbarer Schönheit. Theophanu wusste, dass ein abenteuerliches Leben hinter ihr lag, und war deshalb sehr gespannt auf die erste Begegnung mit ihr gewesen. In Byzanz hielt man sich in der Bewunderung westlicher Herrschergestalten traditionell zurück, doch Adelheids Schicksal war selbst den Ammen und somit den Kindern bekannt. Für die kleine Theophanu war Adelheid eine Heldin gewesen. Diese Heldin ihrer Kindheit stand nun leibhaftig und würdevoll vor ihr und sah sie aus schmalen Augen an. Endlich verzog sich ihr Mund zu einem halben Lächeln.
    »Ihr seid ein wenig bleich, Prinzessin. Ich hoffe, die Reise war nicht allzu anstrengend.«
    Nichts im Klang ihrer Stimme gab etwas preis von dem, was sie beim Anblick ihrer künftigen Schwiegertochter empfinden mochte. Theophanu ahnte, es würde nicht einfach sein, sich Adelheids Vertrauen und Zuneigung zu erwerben. Noch bevor sie etwas erwidern konnte, fuhr die Kaiserin fort: »Bis zur Hochzeit werde ich mich Eurer annehmen. Es wird Euch an nichts mangeln.«
    »Habt Dank für Eure Güte, kaiserliche Hoheit!«
    Adelheid gab einigen Dienerinnen, die etwas abseits auf Anweisungen warteten, einen Wink. »Man wird Euch nun in meine Gemächer führen, Prinzessin. Auch werden meine Zofen sich um Euer Gepäck kümmern. Sicherlich braucht Ihr etwas Ruhe.«
    Theophanu nickte fügsam, obwohl sie alles andere als müde war und am liebsten auf der Stelle einen Streifzug durch jene Stadt unternommen hätte, in der einst die Geschicke der Welt entschieden wurden. Sie tauschte einen kurzen Blick mit Eunice, die ergeben näher trat.
    »Ihr werdet der Dienste Eurer Zofe vorerst nicht bedürfen, Prinzessin«, verkündete Kaiserin Adelheid leise, aber nachdrücklich. »In meinen Gemächern steht mein Gesinde Euch zur Verfügung.«
    Theophanu verbarg nicht ihren Missmut über diese Worte. »Um Vergebung, kaiserliche Hoheit. Aber meine Dienerin möchte ich keinesfalls missen.«
    Es folgte ein kurzes Schweigen, das Kaiser Otto beendete, indem er herzhaft zu lachen begann. »Recht hat sie, die junge Prinzessin. Hat sie hier nicht schon
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