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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin
Autoren: Guenter Krieger
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Kaiserin der Zofe in griechischer Sprache zu.
    Über Eunices Gesicht huschte ein Schatten. »Der Junge schläft, Herrin. Es geht ihm gut, seid unbesorgt. Auch Ihr solltet noch ruhen, denn Ihr habt Fieber.«
    »Das Mädchen …«
    »Grämt Euch nicht länger. Es erhielt die Nottaufe und darf bereits Gottes Antlitz schauen.«
    »Nein, sie lebt! Irene – ich habe sie selbst gesehen.«
    Eunice schüttelte seufzend den Kopf und strich ihrer Herrin zärtlich durchs Haar. »Es war sicher nur ein Fiebertraum, Herrin. Schlaft!« Auch der kleine Luitger streckte schmachtend seine Händchen aus, um Theophanus Haare zu berühren.
    Ein Traum? Theophanu verspürte ernüchternde Leere. Niemals würde Eunice sie belügen. Die Dienerin war bei ihr, seit sie vor acht Jahren übers große Meer gekommen war. Beinahe war sie ihr eine Schwester.
    Nur ein Traum. Gern hätte sie ein paar Tränen vergossen. Aber das durfte sie nicht. Ein altes Versprechen, das sie sich selbst gegeben hatte, hinderte sie daran. Sie fuhr tastend durch ihre Haare. Die Spange, sie war fort! Ein schwaches Lächeln umspielte Theophanus Mund, bevor der Schlaf erneut über sie kam.

Erster Teil 972 – 974 Die Fremde

1
    Rom, April 972, kurz vor dem Osterfest, im kaiserlichen Palast zu St. Peter
    D
    er Bote aus Benevent, der der Delegation aus Konstantinopel voraneilte, wurde unverzüglich zum Kaiser vorgelassen. Auch Adelheid, die Kaiserin, sowie der junge Thronfolger waren zugegen, als der verschwitzte Mann, ein junger Mönch aus dem Gefolge des Erzbischofs Gero von Köln, in den Saal geführt wurde. Er verbeugte sich tief vor den Hoheiten und setzte an zu der üblichen Litanei der Ehrerbietungen, aber Kaiser Otto, der große Sieger vom Lechfeld, winkte ungeduldig ab. Ihn interessierte einzig und allein die Frage, ob dem Erzbischof Erfolg bei seiner Mission beschieden gewesen war. Also beeilte der Bote sich, zu versichern, die Braut des Thronfolgers befinde sich bereits auf dem Landweg nach Rom.
    Eine Braut aus Byzanz! Das war die Nachricht, auf die alle gewartet hatten. Gero, der gute alte Gero, hatte geschafft, was keinem vor ihm gelungen war. Byzanz erkannte Ottos Kaisertum an, indem es zuließ, dass die beiden Herrscherhäuser verwandtschaftlich verbunden wurden. Die Zeiten, wo der Ostkaiser sich als einziger legitimer Nachfolger der römischen Cäsaren gesehen hatte, schienen endgültig vorbei. Otto, den viele bereits den Großen nannten, war dem Basileus ebenbürtig. Er warf seiner Gemahlin einen erlösten Blick zu. Hatten sie jetzt nicht alles erreicht, was es zu erreichen gab?
    Doch Adelheid blinzelte skeptisch. »Und jetzt berichtet, was Ihr uns bislang beharrlich verschwiegen habt«, forderte sie den Boten scharfsinnig auf. »Wer ist die Braut?«
    »Ihr Name ist Theophanu«, erklärte der Bote nicht ohne Verlegenheit. »Sie ist eine Nichte des Basileus.«
    »Eine Nichte?« Adelheids Augen schossen Blitze auf den Ärmsten ab, als habe er etwas Unanständiges gesagt. Sie wandte sich zu ihrem Gemahl. »Da seht Ihr, was Ihr Byzanz wert seid!«
    Des alten Kaisers Hochstimmung war durch die letzten Worte des Boten deutlich getrübt worden. Nachdenklich spitzte er den Mund und strich sich durch den Bart.
    »Die Nichte eines Thronräubers, ha!« Die Kaiserin schüttelte empört den Kopf. »Hatten wir den Erzbischof nicht ausgesendet, damit er uns eine Purpurgeborene bringt? War nicht von Anna, der Tochter des verstorbenen Kaisers Romanos, die Rede gewesen? Was erlaubt sich dieser Johannes Tzimiskes? Wieso hat Gero sich auf diesen Handel eingelassen?«
    »Ich bin sicher«, versuchte Kaiser Otto sie zu besänftigen, »der Erzbischof hatte gute Gründe dafür, Teuerste.«
    »Byzanz verhöhnt uns«, fuhr Adelheid unbeirrt fort. »Man sendet uns eine nicht gewünschte Jungfrau.«
    »Und dennoch ist sie eine Verwandte des Kaisers.«
    »Wir sollten sie unverzüglich wieder nach Hause schicken, diese Theophanu.«
    Der Kaiser sah hinüber zu seinem Sohn. Mit hochrotem Kopf stand der siebzehnjährige Otto im Hintergrund. Bislang hatte er zu allem geschwiegen. Sein unruhiger Blick richtete sich mal auf seine Füße, dann auf den übermächtigen Vater, dann wieder auf den Überbringer der Neuigkeiten.
    »Erzählt uns von der Prinzessin!«, forderte der alte Kaiser den Boten auf.
    »Sie ist hochgebildet und äußerst begabt, mein Kaiser. Das Lateinische beherrscht sie fließend, und auch unsere Sprache hat sie während der Reise vorzüglich zu sprechen gelernt.«
    »Ist sie
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