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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin
Autoren: Guenter Krieger
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erzählt hatte? Anders als die Männer, sahen sie wohl keinen Grund, ausgelassen und vergnügt zu sein. Vermutlich befand sich das Neugeborene bei ihnen, das nun bestaunt und umhegt wurde. Der künftige König und Kaiser!
    Eine weitere Tür stand halb offen. Jutta linste hinein. Auf einem Lager eine schlafende Frau. Erschöpfung zeichnete ihr ebenmäßiges Gesicht, und ihr dunkles, wie Seide glänzendes Haar wallte zu beiden Seiten über das Kissen. Nie zuvor hatte Jutta eine schönere Frau gesehen.
    Die Kaiserin!
    Niemand war bei ihr. Gewiss hatte man ihr Ruhe verordnet. Juttas Herz klopfte wie verrückt. Sie musste die schöne Frau unbedingt von Nahem sehen, nur mit Gewalt hätte man sie davon abbringen können. Sie schlich ins Gemach und hoffte inständig, dass die Kleine in ihren Armen nicht zu schreien begann. Später hätte Jutta nicht zu sagen vermocht, wie lange sie neben dem Bett gestanden und die Kaiserin betrachtet hatte. Wie war es möglich, dass eine Frau so schön sein konnte? Ob Kaiserinnen besonders hoch in der Gunst des lieben Gottes standen?
    Urplötzlich schlug sie die Augen auf. Sie waren hell und rund und blickten Jutta offen an. Jutta wich einen Schritt zurück, doch die Faszination war größer als ihr Schrecken. Also trat sie wieder näher und hielt dem Blick Theophanus stand.
    »Bist du ein kleiner Engel?«, fragte die Kaiserin. Ihre Stimme klang müde, doch ihrer Schwäche zum Trotz gelang ihr ein Lächeln.
    »Ich heiße Jutta«, entgegnete die Gefragte wie verzaubert.
    »Wen … trägst du da in deinen Armen, Jutta?«
    Jutta wurde wieder bewusst, dass sie ein Kind hielt. Da ihre Schwester noch keinen Namen hatte, antwortete sie ein wenig hilflos: »Ach, es ist nur ein Säugling.«
    »Ist es mein Junge?«
    »Nein, ein Mädchen ist’s.«
    Die Kaiserin stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »So hat sie also doch überlebt? Ach, hab Dank, mein kleiner Engel.«
    Jutta schwieg, denn sie wusste nicht, warum die Kaiserin so sprach. Ob sie fieberte?
    »Wie heißt Eure Tochter?«, hörte Jutta sich sprechen.
    »Sie soll auf den Namen Irene getauft sein.« Mit müden Bewegungen nahm sie eine Spange aus ihrem Haar. »Das soll sie später daran erinnern, wie glücklich ich war, weil Gott sie am Leben ließ …«
    Mit zitternder Hand reichte sie Jutta das Schmuckstück, doch das Mädchen schüttelte heftig den Kopf.
    »Nein, das … Das geht doch nicht.«
    »Bitte, nimm es.«
    Die Haarspange war aus mattem Silber gefertigt und ohne jede Verzierung; dennoch war sie das Wertvollste, was Jutta je in den Händen gehalten hatte. Wertvoller sogar als der runde Denar, den sie besaß.
    Kaiserin Theophanu schlief wieder ein. Sie besaß lange schwarze Wimpern. Ihre Nase war lang und schmal und edel. Unvorstellbar, fand Jutta, dass es irgendwo auf der Welt eine Frau gab, die es mit ihrer Schönheit aufnehmen konnte. Wie im Traum verließ sie das Försterhaus.
    Immer noch feierten der Kaiser und seine Ritter unter der Linde die Geburt des Thronfolgers. Auch Wirich befand sich unter den Männern, die ihm gönnerhaft und gut gelaunt die Schultern klopften, als sei er ihresgleichen. Niemand achtete auf Jutta. Inzwischen war der Säugling ihr sehr schwer geworden. Als sie in den Schuppen zurückkehrte, wachte Helmprecht auf, weil Wiljo das Mädchen zur Begrüßung laut anbellte.
    »Warum hast du mich nicht geweckt?«, fragte der Vater vorwurfsvoll.
    »Die Kaiserin hat einen Sohn geboren«, erklärte sie ihm bedeutungsvoll.
    »Was du nicht sagst.« Er rieb sich die Augen und stand auf. »Eine Kaiserin lässt der Herrgott gern am Leben«, raunte er. »Lieber nimmt er sich die einfachen Leute.«
    »Es gibt jetzt einen Thronfolger, Papa.«
    »Komm, wir müssen weiter. Gib mir das Kind.«
    »Sie heißt Irene.«
    Verständnislos sah er sie an. »Irene? Was soll das denn für ein Name sein? Wir werden sie auf den Namen Magda taufen lassen – so hieß eure Großmutter! Und jetzt sei still!«
    Erst viel später erfuhr Jutta, dass die Kaiserin Zwillinge geboren hatte. Allerdings war einer der Säuglinge, ein Mädchen, unmittelbar nach der Entbindung gestorben.
    Theophanu schlug die Augen auf. Der Schmerz in ihrem Schoß hatte ein wenig nachgelassen. Neben der Bettstatt saß lächelnd Eunice, ihre Lieblingszofe. Eunices kleiner Sohn Luitger saß auf den Knien der Mutter und betrachtete die ruhende Kaiserin mit den runden Augen eines von Forscherdrang erfüllten Kindes.
    »Bring mir meine Zwillinge, Eunice«, hauchte die
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