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Rosen für Apoll

Rosen für Apoll

Titel: Rosen für Apoll
Autoren: Joachim Fernau
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Befreier. Befreier! Es war das erstemal, daß ein Volk Alexander diesen Namen gab. Hundertmal hatte er »Sieger«, hundertmal »König« und »Herr« gehört, hier hörte er zum erstenmal das Wort, das Eroberern so gut schmeckt. Schlau, wie die Ammonpriester waren, setzten sie ihm auch noch die Pharaonenkrone auf das Haupt und ließen das Orakel »ex cathedra« verkünden, er sei Gottes Sohn.
    Eine Schicksalsstunde. Alexander glaubte von nun an fest daran. Er betrachtete Philipp nicht mehr als seinen leiblichen Vater.
    Wie ein Lauffeuer ging die Nachricht um die Welt: für den Pöbel ein großes Spektakulum, für die tief Gläubigen eine Beleidigung, für die Makedonen in der Heimat die Gewißheit, Waisen geworden zu sein. Am ekelhaftesten empfanden sie die Würdelosigkeit der schleimigen griechischen Orakel, die die Legende von einer göttlichen Empfängnis der Alexandermutter unter das Volk zu streuen versuchten.
    Das war der Augenblick, in dem Sparta aufstand! Ja, es kam noch einmal; empört und zornbebend stürzte es sich zum letztenmal in das Abenteuer eines Freiheitskrieges — eine schill-sche Schar mit dem Schicksal der Schillschen Schar. Zu Anfang ging alles gut; schon gehörte den Spartanern wieder der Peloponnes, als der »Reichsstatthalter« Antipatros, den Alexander zur Bewachung in der Heimat zurückgelassen hatte, anrückte. Antipatros kam mit vierzigtausend Kriegern! Die Hälfte davon waren, wie nun nicht mehr anders zu erwarten, Griechen. 331 schlug er bei Megalopolis die Spartaner entscheidend. König Agis III. fiel.
    Der »Reichsstatthalter« legte Spartas Schicksal in die Hände Alexanders. Doch Alexander war schon nicht mehr von dieser Welt; vielleicht konnte er sich Spartas nur noch als eines fernen Dorfes erinnern, vielleicht. Es geschah wunderbarerweise nichts.
    Zu dieser Zeit brach das Alexandrische Heer, »aufgefüllt« mit viertausend neuen griechischen Söldnern, endlich gegen Susa auf, wo Dareios sich zum letzten Gang vorbereitet hatte. Dritte Alexanderschlacht! 331 bei Gaugamela. 47 000 Makedonen gegen 140 000 Perser.
    Das Unwahrscheinliche wurde abermals Ereignis. Der Zauberer, der Gottkönig Alexander gewann die Schlacht. Dareios rettete mit Mühe das eigene Leben. Er fiel bald darauf durch Mörderhand. Tabula rasa.
    Rausch. Feiern. Trinkgelage. Die Brandfackel in den Königspalast. Ein Weltwunder geht in Flammen auf. Festbeleuchtung für einen Gott.
    Und nun weiter, weiter, weiter. Von Persepolis nach Ekbata-na. Marschieren, reiten, siegen. In Ekbatana bleibt Parme-nion, der alte, getreue, als Reichsverweser zurück.
    Weiter, weiter. Der strahlende Gott, der jugendliche König reitet voran. Ein Kometenschweif zieht hinter ihm her, angewachsen auf hunderttausend Soldaten, Fahrzeuge, Troßknechte, Stafetten, Vieh, Kurierdromedare, Marketender, Kaufleute, Weiber, Kinder. Eine Völkerwanderung hinter dem Einen her. Er ist der Sinn, obwohl er selbst keinen weiß.

    Durch Schnee und Eis über das Hindukuschgebirge. Immer weiter. Nicht Zurückbleiben. Hinab in den glühenden Pendschab, wo das Ende der Welt liegen soll. Gesandtschaften erscheinen vor ihm mit Kränzen im Haar; das Zeichen, daß sie vor einen Himmlischen treten. Auf dem Kopf trägt er die makedonisdie Kriegsmütze, darübergestülpt das persische Diadem. Nieder mit allen Sterblichen auf den Boden. Kalli-sthenes, der Historiker, weigert sich? Kopf ab. Kleitos, sein Lebensretter am Granikos, wagt einen Scherz? Alexander sticht ihn mit eigener Hand nieder. Philotas, der Reitergeneral, mudst auf? Hinrichten.
    Einen Augenblick, aber nur einen Augenblick, packt den Gottkönig Erschrecken: Philotas ist der Sohn Parmenions, seines getreuen Parmenion! Dann deckt er den furchtbarsten Abgrund seines Herzens auf: Um nie mehr in die Augen des Alten sehen zu müssen, gibt er Befehl, den greisen Parmenion, den Sieger seiner Schlachten, in Ekbatane zu ermorden. Nicht zurückblicken. Weiter. Wo ist das Ende der Welt? Der Rand der Erdscheibe? Durch exotische Städte und feenhafte Landschaften.
    Indien ist erreicht. Indien...
    Hier am Ufer des Indusflusses schlägt Alexander seine letzte Schlacht. Gegen den indischen König Poros. Die Unterwelt scheint ihre Ungeheuer auf die Erde geschickt zu haben. Zweihundert Kriegselefanten brechen aus dem Dschungel hervor. Auch diese Schlacht gewinnt Alexander. Nun steht er am Ufer des Indusdeltas und sieht auf das Meer hinaus. Dies also ist die Grenze, das Ende der Welt.
    Ein schillerscher Wanderer zwischen
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