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Rosen für Apoll

Rosen für Apoll

Titel: Rosen für Apoll
Autoren: Joachim Fernau
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einem Pais beim besten Willen keinen Sohn bekommen kann, löste Alexander das Problem, indem er alle weiteren noch denkbaren Prätendenten ermorden ließ.
    Nun war alles aufs beste geregelt. 35 000 Krieger, darunter 5 000 Reiter, und ein Hoflager mit einer Schar von Kriegsberichtern, Historikern, »Unsterblichmachern«, Landmessern, Ethnographen und Ärzten setzten im Frühjahr 334 nach Kleinasien über. 160 Trieren begleiteten sie. Auf Befehl Alexanders hatten die Griechen (außer Sparta) sämtliche Schiffe, 7 000 Fußtruppen und 1 000 Reiter gestellt. Die Zahlen sind niedrig; sie zeigen, daß der König seinen hellenischen Untertanen mißtraute. Einspannen jedoch wollte er sie; er war auch entschlossen, sie zu verfeuern.
    Sie bildeten später bloß ein kleines Schippchen auf der großen Schaufel des Todes.
    Was nun folgt, gehört eigentlich nur noch in seinem Fazit zur Geschichte des alten Hellas’. Das Ganze ist ein orientalischer Faust II. Teil. Die Tragödie eines Ahasver. Wenn Sie mit einem Rotstift kreuz und quer über Kleinasien, Persien, Ägypten, Turkestan und Indien fahren, dann haben Sie den Weg Alexanders. Wenn Sie an Friedrich von Sizilien, an Karl XII. von Schweden und an Ogodei denken, haben Sie seinen Dämon.
    Das furiose Finale beginnt.
    Die Makedonen hatten kaum den Hellespont überschritten, da warfen sich ihnen sämtliche westpersischen Satrapen mit ihren Heeren entgegen (334 am Granikos).
    Alexander stürzte sich in die Schlacht wie ein Rauschgiftsüchtiger, und er ging aus ihr hervor wie ein Phönix aus der Asche. Die erste Schlacht wurde der erste Sieg und zugleich das erste Mirakel seiner Unverwundbarkeit.
    Drei Männer entschieden den Kampf: General Parmenion, der den Hauptstoß der Perser auffing, der König selbst, der mit der Reiterei den Fluß durchschwamm, und der Kommandeur der Leibschwadron, der von Alexanders Kopf einen Schwerthieb abwehrte, der tödlich gewesen wäre.
    Die Heere der Satrapen lösten sich in regelloser Flucht auf; griechische Söldnerbataillone, die auf seiten der Perser gekämpft hatten, ergaben sich in der Hoffnung auf Pardon. Alexander ließ sie hinrichten. Und dann, wie es bei Soldatens Brauch ist, dankte er Gott.
    Ionien, Lydien, Phrygien, ganz Kleinasien lag nun offen da — es gehörte ihm. Streichen Sie bitte das erste Dreißigstel seines künftigen Reiches ab.
    Im nächsten Frühjahr sehen wir die lange Heerschiange der Makedonen in Richtung Syrien ziehen. Hoch über der Meeresbucht von Issos steigt sie über einen der Pässe in Richtung Süden bergan, und über den anderen der Pässe steigt eine ebenso lange Heerschlange gen Norden bergab. In der Mitte der einen reitet Alexander; in der Mitte der anderen fährt Dareios III., Großkönig von Persien. Beide ahnen voneinander nichts, Dareios ahnt um einige Stunden länger nichts, und das ist sein Verderben.
    Alexander macht kehrt.
    333 bei Issos, zweite Schlacht Alexanders!
    35 000 Makedonen traten gegen 100000 Perser an. Drei Männer entschieden den Sieg: der Generalstabschef Parmenion, der dem ungeheuren Anprall der persischen Reiterei standhielt, Alexander, der lauter geniale Fehler machte, und Dareios III., der irrtümlich die Schlacht verloren glaubte und floh.
    Die Sätze haben Sie ähnlich schon einmal gehört, ich weiß; Sie werden sie von nun an immer wieder hören. Für jedermann um Alexander wurden sie zur Formel des ganzen Krieges.
    In dem Lager, das den Makedonen in die Hände fiel, befanden sich der gesamte Troß, der Kriegsschatz, der Harem, die Mutter des Dareios, seine Gemahlin und die Kinder!
    Man faßt sich an den Kopf, in welcher Weise das Schicksal manchmal tabula rasa macht. Als der persische Großkönig um Auslieferung seiner Angehörigen bat, weigerte Alexander sich, künftig noch ein Schreiben anzunehmen, in dem er nicht als »Herr über Asien« tituliert würde. Dareios versuchte es mit einer vollständigen Erniedrigung. Er bot dem »Herrn über Asien« ein ewiges Bündnis, alles Land bis zum Euphrat und die Hand seiner Tochter an. Alexander lehnte ab.
    Der Historiker Wilcken hat es »die Schicksalsstunde der Alten Welt« genannt. Schicksalsstunde? — Es waren lauter Schicksalsstunden, Tausende. Sie hatten begonnen, als Aristoteles zum erstenmal dem Knaben von Achill erzählte.
    Tyros — eine Schicksalsstunde.
    Die Kapitulation Phönikiens — eine Schicksalsstunde.
    Die Kapitulation Ägyptens — eine Schicksalsstunde.
    Ägypten empfing den Besieger seines Erbfeindes Persien als
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