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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)
Autoren: Cathy Lamb
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gekommen, um mir zu helfen? Haben die Schuldgefühle doch überhandgenommen, nachdem ihr diese Familie jahrelang im Stich gelassen habt?« River ist zart wie eine Ballerina und hat dieselben grünen Augen wie Janie, aber Rivers Augen gleichen einem trüben Meer, und hinter ihrer Iris scheint immer ein Licht zu brennen. »Ich hab’s mir anders überlegt. Den rosa Brief, den ich euch geschickt habe, könnt ihr wegwerfen. Ich habe beschlossen, dass wir eure Hilfe nicht brauchen.«
    Aha. So sollte das also laufen. Wir sind mit ihren Forderungen, ihren Rückziehern, Schuldgefühlen und ihrer selbstgerechten Wut groß geworden. Ich weiß, wie sie ist und wie nicht, doch wenn ich in ihrer Nähe bin, ist alles durcheinander, als wäre mein Hirn in einen Mixer geraten, der auf Pürieren gestellt ist. »Momma, du hast eine Operation am offenen Herzen vor dir. Wir haben einen Brief von dir erhalten, wir sind gekommen und wollen dir helfen.«
    »Das krieg ich schon allein hin. Eure Anwesenheit ist nicht länger vonnöten.« Ihre grünen Augen schossen winzige smaragdfarbene Dolche in unsere Richtung. Wir waren böse Würmer, vermittelte sie uns, ohne ein Wort zu sagen. Böse Würmer.
    »Eins … zwei … drei … vier …«, wimmerte Janie.
    »Du schaffst das nicht alles allein, Momma. Du kannst dich nicht um Grandma, Henry, die Bäckerei und dich selbst kümmern.«
    »Das kann Cecilia machen. Cecilia macht das mit Henry. Sie kann hier einziehen, auf ihn aufpassen und ein Auge auf Grandma haben.« Momma zupfte den gestärkten weißen Kragen ihrer Bluse zurecht. Dazu trug sie einen hellrosa Pullover, Perlenohrringe und eine beige Hose. Zurückhaltende Eleganz. Sauber und ordentlich. »Cecilia ist immer für mich da gewesen.«
    Ich warf meiner Schwester einen Blick zu und merkte, wie mir vor Mitleid ganz eng in der Brust wurde, falls so was möglich ist. Der emotionale Zoll für meine Anwesenheit, denn Momma hatte die arme Cecilia so gut wie zermalmt.
    »Cecilia arbeitet in der Vorschule, Momma. Sie hat zwei Kinder. Und noch andere Probleme, das weißt du.« Zum Beispiel musste sie sich überlegen, wie sie Parker in seine Einzelteile zerlegte.
    »Cecilia war schon immer die Tochter, die sich für mich eingesetzt hat, und das wird sie auch weiterhin tun. Sie kann alles. Alles.«
    Mein Hals schnürte sich zu, wurde noch enger. Cecilia war schon immer die Tochter, die sich für mich eingesetzt hat. Ich mahnte mich, nicht weinerlich zu werden. Tränen haben noch in keiner Situation geholfen. Nie. Was waren sie schon wert? Nichts.
    »Ich habe ihr die Bäckerei beigebracht, sie macht weiter damit. Nicht genauso wie River Bommarito, aber Cecilia wird ihr Bestes tun.«
    Ich schloss die Augen, um mich zu beruhigen. Das machte Momma immer, eine Tochter gegen die andere ausspielen. Man könnte meinen, ich wäre deswegen böse auf Cecilia. Aber das stimmt nicht. Cecilia tut mir leid. Momma kann noch so oft erklären, dass ihr Cecilia die Liebste ist, doch das ist nicht besser, als des Teufels Liebling zu sein.
    »Du bist ein eigenständiger Mensch. Du bestimmst selbst, wie du auf sie reagierst«, murmelte Janie. »Tief durchatmen.«
    Ich hörte sie tief Luft holen, dann ein Summen, als sie ausatmete. »Setz ihr eine Grenze. Glaube an diese Grenze.«
    »Du und Janie wollt helfen?« Momma hob eine perfekt gezupfte Braue. »Vielleicht will Janie uns allen zeigen, wie man richtig zählt?«
    »Lass das, Momma, das ist nicht nett«, mischte sich Cecilia ein. »Janie ist doch hergekommen, oder?«
    Ich spürte, dass Cecilia irrsinnige Angst hatte, Janie und ich könnten in null Komma nichts wieder weg sein. Sie wusste, dass sie sich nicht gleichzeitig um ihre Arbeit, ihre Kinder, Grandma, Henry und die Bäckerei kümmern konnte. Wer konnte das schon?
    Niemand.
    »Ja, Janie ist hier«, sagte Momma und legte die Hand an ihr adrett frisiertes Haar. »Ich verstehe bloß nicht, dass jemand, der auf einem Hausboot in Portland Bestseller schreibt, keine Zeit für seine Mutter aufbringen kann.«
    Janie stieß Luft aus. »Ich bringe Zeit für dich auf, Momma.«
    »Nein, tust du nicht, junge Frau. Das tust du eben nicht. Du bist zu sehr mit deinem Ruhm beschäftigt.«
    Janie murmelte vor sich hin: »Du kannst sie nicht ändern, du kannst nur deine eigene Reaktion auf sie ändern.«
    »Musst du ständig vor dich hin brabbeln?«, fuhr Momma sie an. »Ich hab dir schon vor Jahrzehnten gesagt, dass du das lassen sollst. Stell dich gerade hin! Und was hast du
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