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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)
Autoren: Cathy Lamb
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mehr aufhören zu essen«, murmelte sie. »Dafür hasse ich mich. Ich bin schon so dick, dass ich kaum noch laufen kann. Ich kann meine Schuhe nicht mehr zubinden. Mein Blutdruck schießt fast durch die Decke, und wenn mein Cholesterinwert stimmt, muss ich Butter in den Adern haben. Als ich letztens im Auto saß, hat mich ein Junge angegrunzt.«
    Ich hätte den Jungen am liebsten mit den Füßen an einem Kran aufgehängt und durch die Luft gewirbelt, bis ihm die Eingeweide rausquollen.
    »Oje, große Kuschelrunde für alle Bommaritos!«, rief Janie.
    Wir drei legten uns die Arme um die Schultern und drückten die Stirn aneinander. Cecilia roch nach Donuts, Janie nach Angst. Ich roch wie ein Mensch, der zu viel bereut.
    »Gut«, flüsterte ich und spürte, wie ich in einen tiefen Abgrund rutschte. »Also gut. Ich komme.«
    Janie lehnte sich gegen mich und wimmerte: »Ich auch, Cecilia.«
    Sofort riss meine Zwillingsschwester den Kopf hoch, löste sich aus der Kuschelrunde, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und verabschiedete sich aus unserer tröstlichen, schwesterlichen Umarmung. Mit gefasster Miene griff sie nach ihrer Handtasche und watschelte forsch zur Tür.
    »Gut. Freut mich zu hören. Dann sehen wir uns zu Hause«, verkündete sie, keine Spur von Tränen oder Leid mehr in der Stimme. Sie griff sich noch einen Donut. »Ich sage ihr, dass ihr kommt. Wird sich verdammt freuen.«
    Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss.
    Ich sank zu Boden, Janie tat es mir nach. Sie legte den Kopf auf meinen Bauch.
    »Sie hat uns wieder übers Ohr gehauen, oder?«, fragte ich. »Aber so richtig.«
    »Sie hat mit unserer Unsicherheit gespielt. Mit unserem Mitleid und unserer weiblichen Solidarität. Dabei hatten wir das geübt, Isabelle«, klagte Janie. »Wir wollten Nein sagen.«
    »Nein, nein und nochmals nein – das haben wir geübt.«
    »Ich muss sticken«, jammerte Janie. »Ich muss dringend sticken.«
    Scheiße. Doppelscheiße.

    Auf dem Heimweg geriet ich in einen Stau. Da ich mit dem Motorrad unterwegs war, konnte ich von Glück sagen, dass es nicht mehr regnete. Als ich mich der Unfallstelle näherte, ging es plötzlich nicht mehr weiter, weil der Gegenverkehr vorbeigeleitet werden musste. Mehrere Polizeiwagen, ein Löschzug der Feuerwehr und ein Rettungsfahrzeug waren da. Ein alter blauer Kastenwagen war gegen einen Laternenpfahl geprallt; sein Wohnwagen-Anhänger lag auf der Seite. Der Laternenpfahl hatte Ähnlichkeit mit dem Schiefen Turm von Pisa.
    »Was ist passiert?«, fragte ich den Polizeibeamten, der zu mir geschlendert kam, um mit mir über meine tolle Maschine zu plaudern.
    »Der Fahrer war auf Drogen, wahrscheinlich Crystal Meth. Steht nächste Woche vor Gericht, weil er mit dem Stoff gedealt hat. Sein Wagen ist wie eine Feder durch die Luft geflogen. Wie ein Vogel oder ein Torpedo. Ein Idiot.« Er schüttelte den Kopf. »Was für ein Idiot.«
    Der Fahrer war nicht angeschnallt gewesen und daher durch die Windschutzscheibe geschossen. Da er auf Drogen war und total entspannt, hatte er überlebt, was ein bisschen unglücklich war, wenn man an sein Vorstrafenregister dachte. Er war der älteste Sohn einer alteingesessenen Familie aus Portland.
    »Verzogenes Blag«, murmelte der Polizeibeamte. »Aus reichen Kindern wird nie was Gutes. Nur wenn sie arbeiten müssen, lernen sie fürs Leben und haben Respekt vor anderen.«
    Die Abschleppwagen kamen. Ich betrachtete den Wohnwagen-Anhänger, und es lief mir kalt über den Rücken.
    Er sah genauso aus wie der, in dem wir vor vielen Jahren gehaust hatten.
    Wieder drohte die Dunkelheit über mir zusammenzuschlagen. Ich musste zu den Bäumen am Straßenrand hinübersehen und tief durchatmen.
    Sie war mehr als verzweifelt gewesen. Und der Wohnwagen war der Grund für das ganze Geschrei. Und das Blut. All das Blut.
    Überall Blut.
    Kaum hatte ich den Unfallort hinter mir gelassen, gab ich Gas und fuhr mit dem Motorrad so schnell, dass ich geblitzt wurde.
    »Super Maschine«, sagte der rothaarige Beamte, der mich an den Straßenrand winkte. »Vor wem sind Sie denn auf der Flucht?«
    Vor mir selbst, hätte ich am liebsten gesagt.
    Ich fliehe vor mir selbst.
    Aber ich bin nicht schnell genug, um mich loszuwerden.

3. Kapitel
    Momma wohnt in dem Queen-Anne-Haus, in dem sie aufwuchs, bevor sie direkt nach der Highschool rebellisch wurde und durchbrannte, jedoch nicht ohne vorher noch schnell die Kristallschale von Grandma Stellas Mutter zu zerschmettern. Momma lebt dort
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