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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)
Autoren: Cathy Lamb
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mit Grandma Stella und unserem jüngeren Bruder Henry. Cecilia wohnt ungefähr fünf Minuten entfernt an derselben Straße.
    Das Queen-Anne-Haus liegt etwas außerhalb der Ortschaft Trillium River, die sich auf der Oregon-Seite an den Columbia River schmiegt.
    Trillium River ist jedes Mal anders, wenn ich dort bin. Als wir auf die Highschool kamen, traumatisiert und erschöpft, war es ein verschlafener kleiner Ort. Mittlerweile gibt es dort Kunstgalerien, Cafés, Buchhandlungen, einen schicken Eisladen und ein nobles Tattoogeschäft namens »Körperkunst«. Außerdem kann man in Trillium River erstklassig windsurfen, auf dem Mount Hood skifahren, und Naturliebhaber können sich an der Natur berauschen.
    Der Ort liegt inmitten von Obstgärten und Äckern. Das Anwesen meiner Großmutter auf zweieinhalb Hektar Land ist von weiten Flächen makellosen grünen Grases umgeben und ähnelt am ehesten einem Kuchenstück. Warum? Erinnert mich halt an einen blauen Kuchen.
    Das 1899 erbaute Haus hat 370 Quadratmeter Wohnfläche und ist hellblau gestrichen, Zierleisten und Fensterläden sind weiß abgesetzt. Es hat einen Dachgiebel, ein kunstvolles Gitterwerk aus Holz, eine breite Veranda, die sich im Erdgeschoss um das gesamte Haus herum zieht, und einen angebauten, achteckigen Turm, den Grandma oft besucht, um ihre »Geheimnisse zu verstecken«. In einem Wintergarten kann man auf Korbmöbeln hinter Glas die Sonne genießen.
    Das Haus hat innen unzählige Winkel und Eckchen, zwei Erkerfenster mit Fenstersitzen, eingebaute Bücherregale und Porzellanvitrinen. Die Räume sind groß und luftig, im Wohnzimmer finden sich Buntglasfenster. Überall stehen gut erhaltene Antiquitäten.
    Zwei Clematis, eine mit rosafarbenen und eine mit weißen Blüten, winden sich wie verrückt um die Veranda.
    Ich fuhr mit meinem Motorrad vor, Janie folgte mir am Steuer ihres silbernen Porsche. Wir würden bald noch einmal nach Portland zurückfahren müssen, um meinen schwarzen Porsche zu holen. Das Motorrad brauchte ich zum Erhalt meiner psychischen Gesundheit.
    Grandmas Haus ist das bezauberndste Heim, das ich je gesehen habe. Innen riecht es nach frisch gebackenem Brot, Vanille, Zimt und Geschichte.
    Nach der Geschichte unserer Familie.
    Am liebsten hätte ich auf dem Absatz kehrtgemacht und wäre auf dem Hinterreifen davongebraust.
    Janie und ich standen zusammen vor dem Haus wie Soldaten vor einer Schlacht, auch wenn wir keine Granaten oder Angriffswaffen trugen.
    Der Wind umwirbelte uns, als wollte er uns in Empfang nehmen, fröhlich-vergnügt … und geheimnisvoll.
    Nie habe ich den Wind dort vergessen.
    Mir kam er immer wie ein menschliches Wesen vor, mit denselben Stimmungsschwankungen und unkontrollierbaren Launen. Manchmal war er zornig und peitschte um die Ecke, manchmal raute er den Fluss auf, der dem Meer entgegeneilt, manchmal strich er zärtlich über unsere Haut.
    »Der Wind gibt nie Ruhe«, sagte Janie staunend. »Niemals.«
    Sie griff nach meiner Hand und drückte sie. Das macht sie immer, wenn sie nervös ist. Viermal drückt sie meine Hand, kurze Pause, viermal drücken, wieder Pause. Janie hielt die Luft an. Hustete. Atmete ein, atmete aus.
    »Ich fühle mich schwach«, sagte ich. »Ich glaube, ich brauche einen One-Night-Stand.« Manchmal versuche ich mich aufzuheitern, wenn die Lage besonders trüb aussieht.
    »Ich muss dringend klopfen und zählen«, erwiderte Janie. »Ich glaube, ich lege eine kurze Pause ein und zähle die Dachziegel.«
    In dem Moment flog die Tür auf, und ein Mann kam herausgestürzt. Er trug einen Strohhut auf seinen braunen Locken, dazu blaue Shorts und ein T-Shirt mit dem Aufdruck »ABC«. Seine weißen Schuhe hatten Klettverschlüsse. Er hatte ein Bäuchlein, schräge Augen, war kleiner als ich und strahlte so wie immer.
    Mit weit ausgestreckten Armen kam er lachend auf uns zugeeiert.
    »Sie sind da! Sie sind da!«, rief er. Der Wind riss ihm den Hut vom Kopf.
    Wir wussten, was als Nächstes kommen würde.
    »He, Henry, ganz vorsichtig!«, sagte Janie freundlich, weil sie Henry liebhat. Dennoch ging sie mit erhobenen Händen rückwärts.
    »Sei vorsichtig, Henry«, sagte ich. »Nimm uns ganz lieb und vorsichtig in die Arme. Aufpassen!« Ich liebe Henry auch, wich aber ebenfalls nach hinten aus und hielt mich eng an Janie.
    Doch Henry war nicht aufzuhalten.
    Zwei Sekunden später landeten Janie und ich im Gras, umgeworfen von unserem fröhlichen geistig behinderten Bruder, der lachend auf uns
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