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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)
Autoren: Cathy Lamb
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gemacht, die ich nie für möglich gehalten hätte, ich habe euch versorgt und beschützt. Alles ganz allein. Ohne jede Hilfe.«
    »Das weiß ich, Momma. Wirklich. Aber wir haben auch gearbeitet. Wir haben Ingwerplätzchen, Zitronenkekse und Bananenbrot gebacken, bis ich den Anblick von Zucker nicht mehr ertragen konnte, und ich werde es zu verhindern wissen, falls du versuchst, unsere Vergangenheit so zu verdrehen, dass du das Opfer bist.«
    Sie erwiderte nichts, doch ihr Gesicht lief rot an. »Du kannst jetzt gehen.« Sie neigte mir den Kopf zu, als hätte sie mich entlassen, und nahm wieder den Nussknacker in die Hand. Die Symbolik der Geste entging mir nicht. »Ich bin der Meinung, dass deine Gegenwart überflüssig ist.«
    Cecilia lehnte sich gegen die Wand. Ihr Gesicht hatte die Farbe von Kaffeeschaum. Sie schüttelte unentwegt den Kopf, und ihre blauen Augen flehten mich an. »Lass mich nicht mit dieser Hexe allein«, zischte sie.
    »Du kannst jetzt gehen, habe ich gesagt«, flötete Momma. Ihre Augen glänzten. Vielleicht durch eine Träne?
    Nein. Nichts da. Nicht bei unserer Momma.
    Ich Dummerchen.
    Janie hinter mir begann wieder zu leiern: »Ich werde mir selbst Grenzen setzen und mich daran halten. Ich werde mir selbst Grenzen setzen und mich daran halten …«
    Cecilia legte ihre Hände wie zum Gebet zusammen, wies mit den Fingerspitzen auf uns und artikulierte lautlos: »Sie ist böse. Du musst bleiben.«
    »Uns geht es allen gut ohne dich. Mehr als gut.« Mommas perfekt gepflegte Hände hielten nicht still.
    Seit Jahren war Cecilia die große Leidtragende. Sie hätte sich verdrücken können, so wie Janie und ich. Hatte sie aber nicht getan. Ich versuchte, meine Schuldgefühle zu unterdrücken.
    »Ihr beide habt euer egoistisches Leben ohne uns geführt. Cecilia war immer die einzige Tochter, der die Familie wichtig war.«
    Cecilia kniff die Augen zu, ihr Atem war gepresst. »Bitte, bitte, bitte«, flehte sie mich lautlos an. »Hilf mir!«
    Es war, als wären wir Teil eines Horrorfilms, und die örtliche Teufelin führte Regie.
    »Ich treffe meine eigenen Entscheidungen. Ich muss mich nicht fürs Bleiben entscheiden«, murmelte Janie. »Ich bin stark. Ich bin mächtig. Ich bin kein Fußabtreter, den andere benutzen können. Ich kann Nein sagen. Nein. Nein.«
    »Janie«, sprach ich sie an. »Hol deine Koffer. Wir ziehen ein.«
    Janie machte ein Geräusch, das klang, als erstickte sie an einem Stein. Cecilia quietschte vor Erleichterung.
    Momma knackte eine Nuss, und ein leichtes Lächeln hob ihre Mundwinkel.
    Am liebsten hätte ich die Schale Nüsse durch eines der Buntglasfenster geschleudert und meine Mutter direkt hinterher.
    Wie gesagt, wenn man Momma zufällig kennenlernen sollte, erinnert sie einen zuerst an eine Schönheit aus den Südstaaten. Sie könnte Fotomodell für zierliche, ältere Damenmode sein. Eine heitere Lady.
    Als ich mit kneifendem Magen nach draußen zu meinem Motorrad stapfte, den Wut-Knopf voll aufgedreht, dachte ich, niemand würde je auf die Idee kommen, dass unsere elegante, schicke Momma in unserer Kindheit eine Stripperin war.
    Doch, das stimmt.
    Eine Stripperin. Komplett mit Stange, Tanga und Glitzer.
    Krawumm.

4. Kapitel
    Cecilia, Janie und ich marschierten zu Janies Porsche, der vor Grandmas Haus parkte.
    Henry hüpfte neben uns her. »Alle Schwestern da! Alle da! Wer spielt mit mir Verstecken? Dieses Spiel! Verstecken!«
    »Wir spielen mit dir, Henry«, sagte Cecilia. »Aber zuerst müssen Isabelle und Janie einziehen.« Leise fügte sie hinzu: »Ins Hexenhaus.«
    »Okey-dokey!«
    Ich nahm Henry in die Arme. Er ist der netteste Mensch, den ich kenne. Mein armer Bruder musste in seinem Leben einen Schicksalsschlag nach dem anderen hinnehmen und kann erstaunlicherweise immer noch über hundert verschiedene Dinge lachen. »Lässt du mich bitte erst auspacken? Was ist eigentlich mit deiner Briefmarkensammlung?«
    Henry lachte. »Ich hab sechsundfünfzig Briefmarken, Isabelle! Sechsundfünfzig! Eine von North Dakota! Weißt du, wo das ist? Ich nicht!« Er klatschte zweimal in die Hände. »Weißt du, wo Michigan ist? Ich nicht.« Erneutes Klatschen. »Weißt du, wo Florida ist?« Er liebte dieses Spiel. »Ich weiß es! Da gibt’s Sümpfe und Krokodile und das Meer und Disney World!« Henry liebt Florida. War zwar nie da, aber findet es super. Er begann zu singen: »Micky Maus, Donald Duck, für immer und ewig …«
    Ich merkte, dass Janie verschwunden war. Ich blieb
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