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Rolf Torring 130 - Der unsichtbare Gast

Rolf Torring 130 - Der unsichtbare Gast

Titel: Rolf Torring 130 - Der unsichtbare Gast
Autoren: Hans Warren
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sie fragte:  
      „Ist es gelungen, der Piraten habhaft zu werden?"  
      „Das weiß ich nicht," antwortete Rolf absichtlich ausweichend. „Wir wollten uns nicht länger aufhalten und sind hierher gefahren. Wir hatten die Leute von Anfang an durchschaut und uns rechtzeitig ein Boot zur Flucht zurechtgemacht, mit dem wir auch glücklich entkommen sind."  
      „Schreckliche Zustände hier auf dem Strom!" seufzte die Frau auf. „Man kann nicht in Ruhe reisen, und die Polizei ist gegen die Piraten anscheinend machtlos."  
      Harmlos lenkte Rolf das Gespräch in eine andere Richtung:  
      „Wollen Sie auch nach New Orleans?" Die Frau nickte und meinte:  
      „Leider geht das nächste Schiff erst in zwei Tagen. Das ist mir sehr unangenehm."  
      „Uns auch," versicherte Rolf. „Vielleicht bietet sich aber zufällig eine andere Möglichkeit, New Orleans schneller zu erreichen."  
      „Das wäre ein großer Zufall, meine Herren! Meist haben die Dampfer noch erhebliche Verspätung, so daß man noch nicht einmal mit einem fahrplanmäßigen Eintreffen rechnen kann."  
      Das Gespräch wurde durch den Kellner unterbrochen, der höflich bat, abkassieren zu dürfen, da er abgelöst würde. Wie wußten genau, daß die junge Frau uns nach Strich und Faden beschwindelt hatte. Da stimmte wahrscheinlich nicht ein Wort von dem, was sie gesagt hatte.  
      Ich nahm mir vor, Pongo zu bitten, den Neger Tommy in der Stadt zu suchen, der sich uns ja nach der Blockhütte des „unsichtbaren Gastes" anschließen wollte. Vielleicht kannte er die junge Frau und konnte uns etwas auf die Sprünge helfen, welche Bewandtnis es mit ihr wirklich hatte.  
      Wir erhoben uns bald, nachdem wir eine Zigarette angeraucht hatten, grüßten höflich zu der jungen Frau hin und bemerkten, daß sie uns mit einem ganz eigenartigen Lächeln dankte.  
      Auf unserem Zimmer wollte ich Pongo eben den Auftrag geben, Tommy zu suchen, als unser schwarzer Freund sagte:  
      „Massers, Tommy hier gewesen und gefragt, ob Massers ihn mitnehmen wollen. Tommy bald wieder hier sein."  
      „Natürlich nehmen wir deinen Freund mit," entschied Rolf sofort.  
      „Mann gut!" beteuerte Pongo.  
      „Wenn du es sagst, wird es wohl so sein, Pongo," lächelte Rolf.  
      Schon nach kurzer Zeit erschien Tommy. Pongo machte uns bekannt, und Rolf fragte ihn sofort:  
      „Sag mal, Tommy, hast du einer jungen Frau geholfen, ein kleines Boot zu besteigen, einer Frau, die mit an Bord der ,Kansas' war? Hast du ein Boot zu Wasser gelassen?"  
      Der Neger schüttelte den Kopf:  
      „Wenn das Frau sagen, lügen Frau."  
      „Sie hat es nicht von dir gesagt, Tommy. Sie hat nur gemeint: ein Matrose."  
      „Pongo hat uns erzählt," wechselte ich das Thema, „daß du die Blockhütte am Red River kennst, Tommy, wo angeblich Geister wohnen sollen."  
      „Nicht Geister, Massers! Pongo schon gesagt, daß Tommy nicht darf glauben an Geister, weil keine Geister existieren. Aber in Blockhütte alles unheimlich. Oft Licht darin — und doch nie ein Mensch! Tommy deshalb zuerst sehr neugierig gewesen, aber dann Angst bekommen. Hat Gegend deshalb verlassen."  
      Pongo hatte also vorgesorgt und Tommy schon die nötigen Instruktionen gegeben. Das war für uns gut. Rolf bat Tommy jetzt, uns mehr über die Blockhütte zu erzählen.  
      „Warum bist du denn überhaupt in die Gegend am Red River gegangen?" wollte Rolf bald wissen.  
      „Gegend gut zum Fallenstellen, Massers," lautete die Antwort. „Tommy sich zwei Fallen gekauft, Fallen aufgestellt, aber nichts gefangen. Dann Hütte entdeckt. Tommy Hunger gehabt, an Hütte geklopft, weil in Hütte Licht brannte, aber kein Mensch geöffnet. Tommy stärker geklopft, auch da kein Mensch sich gezeigt. Endlich Tommy schwarzen Schatten an einem Fenster gesehen, Schatten ganz unheimlich. Tommy schnell fortgelaufen und soviel Angst bekommen, daß Hunger nicht mehr gefühlt."  
      Das war eine sehr glaubwürdige Erzählung, die sicher aufs i-Tüpfelchen stimmte.  
      „Beschreibe doch mal den Schatten, Tommy!"  
      „Schatten oben spitzen Kopf, ganz unheimlich," konnte Tommy nur angeben.  
      Ich mußte gleich an den „Schwarzen" denken, den wir auf der Pirateninsel sahen, und an seine Kapuze. Sollte er der „unsichtbare Gast" der Blockhütte sein?  
      Rolf bestimmte, daß Tommy einstweilen mit Pongo das Zimmer teilen sollte, bis wir die Möglichkeit fanden, die Stadt zu
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