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Rolf Torring 130 - Der unsichtbare Gast

Rolf Torring 130 - Der unsichtbare Gast

Titel: Rolf Torring 130 - Der unsichtbare Gast
Autoren: Hans Warren
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Die Gestalt war ganz in Schwarz gekleidet. Ein langer Umhang verhüllte den Körper. Eine Kapuze mit Augenschlitzen — wie sie die Femerichter im deutschen Mittelalter trugen — bedeckte den Kopf. Der Boß bemerkte die Gestalt erst, als sie seinen Arm sacht berührte. Er wandte sich und sprang erschrocken auf. Als er gesehen hatte, wen er vor sich hatte, verneigte er sich tief und übergab der Gestalt den eben gefüllten Sack.  
      Die Gestalt nickte und streckte den Arm aus, die Hand war mit einem langen schwarzen Handschuh bekleidet, sie ergriff den Sack und verbarg ihn unter der Kutte. Dann machte die Gestalt kehrt und verschwand so lautlos, wie sie gekommen war.  
      Das also war der „Schwarze" gewesen, von dem Plom und der Boß gesprochen hatte. Ob es uns gelang, des Mannes habhaft zu werden und damit die ganze Piratenbande auffliegen zu lassen?  
      Rolf erhob sich und gab mir ein Zeichen, ihm zu folgen. Wir schlichen zurück, schlugen einen Bogen und näherten uns dem Ufer an der Seite der Insel, von der die Gestalt nur gekommen sein konnte, wenn sie nicht erst einen großen Umweg gemacht hatte, was nicht anzunehmen war.  
      Da! Da war er schon! Der „Schwarze"! Er trat gerade aus dem Dickicht heraus, gar nicht weit von uns entfernt. Er konnte uns nicht sehen. Wir warteten ein paar Augenblicke, um festzustellen, wohin er sich wenden würde.  
      Vor uns am Ufer lag — Pongo machte uns durch eine Handbewegung darauf aufmerksam — ein schnittiges Motorboot, fast ein Rennboot, schlank und stabil. Wir hatten kein Motorengeräusch gehört und konnten deshalb annehmen, daß der „Schwarze" vor uns auf die Insel gekommen war.  
      Jetzt kam er dicht bei uns vorüber. Rolf gab Pongo einen Wink. Unser schwarzer Freund trat auf die Gestalt zu, um sie niederzuwerfen. Fast gleichzeitig war ich einen Schritt vorgetreten und hatte nach dem Sack gegriffen, den ich mit einem Ruck an mich brachte.  
      Aber der „Schwarze" war gewandter, als wir vermutet hatten: Pongo erhielt einen wohl gezielten Boxhieb, daß er taumelte — und weg war der „Schwarze". Schon stand er im Motorboot, der Motor begann zu laufen.  
      Wir wollten zum Boote eilen, da erhob sich darin eine zweite dunkle Gestalt, die sofort den Revolver auf uns richtete. Wir waren gezwungen, in Deckung zu gehen, und warfen uns zu Boden. Zwei Schüsse krachten.  
      Das Motorboot jagte in die Nacht hinein.  
      Wir erhoben uns und blickten einander verblüfft an. Das Brechen von Zweigen machte uns aufmerksam, daß sich in unserem Rücken Menschen befanden, die näherkamen. Es mochten die Piraten sein, die durch die Schüsse alarmiert worden waren.  
      Hier konnten wir nicht bleiben, ich übergab deshalb Pongo den Sack mit den Wertsachen, wir eilten am Ufer entlang, um zu unserem Boot zu kommen, und erreichten es auch ohne weiteren Zwischenfall.  
      Auf der Insel konnten wir im Augenblick nichts mehr helfen. Das Gut der Passagiere war gerettet, wir wollten es der nächsten Polizeidienststelle übergeben, die es den Eigentümern zurückgeben konnte.  
      Nach kurzer Zeit suchten wir uns am schilfbestandenen Ufer des Mississippi eine geeignete Lagerstelle für die Nacht, schliefen abwechselnd ein paar Stunden und waren am Morgen ein wenig gestärkt.  
      Als die Sonne aufgegangen war, konnten wir die Insel liegen sehen. Bald stießen von ihr drei Boote ab, die voll besetzt waren. Die Piraten hatten natürlich keine Ahnung, daß wir dem ,Schwarzen" die Beute abgejagt hatten.  
      Wenig später bestiegen wir das kleine Fahrzeug, fuhren dicht am Ufer entlang, und als die Insel außer Sicht war, kippten wir den Außenbordmotor ins Wasser und ließen ihn laufen.  
      Geschwind flog unsere „Nußschale" durch die leichten Wellen. Nach vierzig Minuten sahen wir die Rettungsboote der „Kansas" vor uns. Nicht ein Matrose des Raddampfers war darin außer Tommy, den Pongo sofort erkannte und dem er freundlich zuwinkte.  
      Schnell waren wir auf gleicher Höhe mit den Booten. Wir verständigten uns mit den Insassen, und als sie hörten, daß wir ihr Geld und ihre Wertsachen gerettet hatten, war natürlich die Freude groß. Aber sie befürchteten, daß die Piraten sie wieder einholen und ihnen alles zum zweiten Male abnehmen könnten.  
      Wir schlugen ihnen vor, an Land zu gehen und — gut versteckt — auf das Erscheinen eines anderen Dampfers zu warten, dem sie sich bemerkbar machen könnten. Natürlich hatten sie wenig
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