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Rolf Torring 130 - Der unsichtbare Gast

Rolf Torring 130 - Der unsichtbare Gast

Titel: Rolf Torring 130 - Der unsichtbare Gast
Autoren: Hans Warren
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Kippvorrichtung schnell über die Kahnwand heben konnte.  
      Der Kapitän hatte sich für seine Zwecke die Nußschale gut instandgesetzt.  
      Wir ließen uns zunächst noch schleppen und wollten die Leine erst kappen, wenn auf dem Dampfer Unruhe entstand. Gegen die schwer bewaffneten Piraten waren wir ja machtlos; gewiß, wir hätten die anderen Passagiere warnen können, aber wir wußten ja nicht genau, ob unsere Annahme stimmte.  
      Die Nacht war ziemlich dunkel; schwere Wolken schoben sich über den Himmel hin und verbargen den Mond. Das war uns ganz angenehm, so konnten wir nur sehr schwer entdeckt werden.  
      Stunde auf Stunde verrann, ohne daß sich etwas ereignete. Sollten wir uns in den Männern geirrt haben? Und wir saßen schon in dem kleinen Boot und konnten nicht mehr an Deck zurück!  
      Da erdröhnte auf dem Schiff eine dumpfe Detonation. Wir vernahmen ein Zischen und Fauchen, als ob tatsächlich ein Kessel geplatzt sei. Im nächsten Augenblick: grelle Schreie — und des Kapitäns laute Stimme:  
      „Feuer im Schiff! SOS! Rette sich, wer kann! Ruhe bewahren!"  
      Mit einem Schlage wurde es lebendig. An Deck erschienen die ersten Passagiere, meist nur notdürftig bekleidet Sie rannten kopflos umher und suchten die Rettungsboote, von denen wohl genügend vorhanden waren, um die wenigen Passagiere aufzunehmen. Aber ehe die Boote besetzt und bemannt waren, verging geraume Zeit.  
      Die Maschinen hatten gestoppt. Ganz langsam nur trieb der Dampfer vorwärts. Bald stießen drei Boote von der Schiffswand ab und hielten nach der Strommitte zu, wo eine Insel aufgetaucht war. Noch ein viertes Boot tauchte vor unseren Blicken auf; auch dieses ruderten die schwarzen Matrosen nach der Insel hinüber.  
      An Deck des Dampfers war es ganz still geworden. Feuer konnten wir nicht entdecken. Es zischte auch nirgends mehr.  
      Plötzlich erklang am Heck eine dumpfe Stimme:  
      „Zum Donnerwetter, wo ist denn mein Boot?"  
      Wir hörten, wie Kapitän Plom wütend auf einen seiner Matrosen einredete. Wenn er geahnt hätte, daß das Boot, mit uns besetzt, wenige Meter hinter dem Heck im Schlepp der „Kansas" fuhr, hätte er uns wohl die ganze Ladung seines großen Revolvers gesandt.  
      Wir verhielten uns still. Da klang eine andere Stimme auf:  
      „Plom, hast du nicht die beiden aus Germany gesehen? Sie sind nicht in ihrer Kabine! In die Boote sind sie auch nicht gestiegen, sie müssen also an Deck sein. Da haben wir die gefährlichsten Gegner noch auf dem Halse!"  
      Das hatte Mr. Ralf Smith gesagt; wir erkannten die Stimme wieder. Er duzte den Kapitän, was darauf schließen ließ, daß sie schon öfter zusammengearbeitet hatten. Als der Kapitän hörte, daß wir noch an Deck sein müßten, fluchte er entsetzlich:  
      „Die beiden Kerle also haben sich mit meinem Boote aus dem Staube gemacht. Die haben Lunte gerochen und sind rechtzeitig abgebraust! Denen ist es zuzutrauen, daß sie uns die Polizei auf den Hals hetzen oder uns sonst wie verraten!"  
      „Beruhige dich, Plom! Ehe die Polizei hier sein kann, haben wir ganze Arbeit geleistet. Der 'Schwarze' kann mit uns zufrieden sein!"  
      „Das wird er! Aber gerade die beiden aus Germany sollen sehr reich sein. Die hatten bestimmt größere Barmittel bei sich. Bei vielen der anderen Passagiere ist doch kaum ein Hemd zu erben! Wir dürfen dem ,Schwarzen' gar nicht sagen, daß uns so fette Braten entwischt sind!"  
      „Mein Kompliment übrigens, Plom! Die Kesselexplosion war tadellos! Die klang ganz echt! Ich dachte wirklich zunächst, der ganze Kahn flöge in der nächsten Sekunde in die Luft. Die Angst der Passagiere war begründet. Jetzt sind sie nach der Insel gefahren; dort werden sie von unseren Leuten in Empfang genommen und ,gerupft'. In der Zwischenzeit haben meine Männer hier die Kabinen durchsucht: was als ,Strandgut' liegengeblieben ist, wird kassiert! Morgen früh lasse ich die armen Würmer mit den Booten weiter schwimmen, irgendwann werden sie schon einen Kahn antreffen, der sie aufnimmt. Das ist der dritte Zug, den wir zusammen machen, aber ich glaube, es ist der am wenigsten vorteilhafte: alles arme Knacker."  
      Der Kapitän war mit seinen Gedanken noch immer bei uns:  
      „Wenn ich wüßte, wohin die beiden Deutschen mit meinem Boote gefahren sind, würde ich sie verfolgen lassen!"  
      „Das hat doch keinen Zweck, Plom! Erstens weißt du es nicht, und zweitens ist es so dunkel,
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