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Rolf Torring 130 - Der unsichtbare Gast

Rolf Torring 130 - Der unsichtbare Gast

Titel: Rolf Torring 130 - Der unsichtbare Gast
Autoren: Hans Warren
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Gefühl, daß wir beobachtet würden, damit zusammenhängt?"  
      Rolf zuckte die Schultern hoch:  
      „Die Blockhütte liegt von hier rund tausend Kilometer entfernt!"  
      Als ich mich zufällig umwandte, sah ich in einiger Entfernung von uns eine junge Frau stehen, die angeregt den Wasserspiegel betrachtete. Sie hatte ein hübsches Gesicht und mochte etwa fünfundzwanzig Jahre alt sein. Sollte die Frau uns heimlich beobachten? Das war doch Unsinn .  
      „Kein Mensch beachtet uns hier, Rolf. Verderben wir uns nicht die schöne Reise. In zwei Tagen sind wir am Red River, da werden wir weitersehen."  
      Die „Kansas" machte, da wir stromab fuhren, recht gute Fahrt. Meiner Schätzung nach hatte sie rund fünfzig Passagiere an Bord, darunter vielleicht fünfzehn Frauen. Kapitän Plom hatte es bisher verstanden, einem Gespräch mit uns auszuweichen; das war uns schließlich aufgefallen. Rolf meinte, vielleicht könne er Deutsche nicht leiden, oder es sei deshalb, weil wir einen „Nigger" bei uns hatten. Ich ärgerte mich darüber, daß der Mann kein Wort für uns hatte, obwohl er sonst mit Kreti und Pleti sprach.  
      „Hans, schau mal nach vorn!" sagte Rolf nach einer Weile. „Ich glaube, wir bekommen Gesellschaft. Das große Boot hält schräg auf den Dampfer zu. Ich nehme an, daß die Leute mitfahren wollen."  
      Das Boot war, wie ich gleich sah, mit etwa zwanzig Menschen besetzt. Um die Übernahme der neuen Passagiere beobachten zu können, stand ich auf. Als das Boot in Rufnähe gekommen war, gaben die Männer Kapitän Plom ein Zeichen. Der ließ sofort die Maschine stoppen und rief durchs Sprachrohr hinüber:  
      „Hallo! Was gibts? Wollt ihr mit?"  
      „Jawohl, Herr Kapitän! Unser Ziel ist New Orleans!"  
      „Dann kommt an Bord, wenn ihr zahlungsfähig seid!" lautete des Kapitäns Antwort.  
      „Das sind wir! Aber lassen Sie Ihren alten Kasten ganz halten, sonst wird unsere Nußschale noch zerschlagen, und wir haben wenig Lust, ein Bad im Mississippi zu nehmen!"  
      Kapitän Plom ließ die Schraube rückwärts laufen. Kurz darauf stand der Raddampfer auf der Stelle. Eine Strickleiter wurde von der Reling hinab gelassen, und wie geübte Seeleute kletterten die Männer an Bord der „Kansas". Sie waren wie Westmänner gekleidet, trugen Gewehre und Pistolen und machten den Eindruck, als wären sie seit Wochen oder Monaten in keiner Stadt gewesen. Den Anführer geleitete Kapitän Plom in seine Kajüte, wahrscheinlich zu dem Zwecke, damit zunächst die Schiffskarten bezahlt würden. Nach einer Weile erschien der Kapitän wieder an Deck, ging auf die Brücke und gab das Zeichen zur Weiterfahrt.  
      Die neuen Passagiere hatten sich über das Deck verteilt. Es schienen wüste Kerle darunter zu sein; ich wurde das Gefühl nicht los, daß wir durch sie noch Unannehmlichkeiten erleben würden.  
      Unsere Gewehre hatten wir in unseren Kajüten, aber die Pistolen trugen wir umgeschnallt. Das schien den Männern nicht zu gefallen, obwohl sie selber gut bewaffnet waren. Der Anführer strich bei uns vorbei und meinte von oben herab:  
      „Wozu habt ihr denn die Spielzeuge im Gürtel? Wollt ihr Rothäute jagen?"  
      Rolf wollte sich auf dem Schiff mit niemandem überwerfen, er glaubte wohl auch, man müsse einem solchen Patron in seinem eigenen Jargon antworten. Deshalb ging er auf den Scherz ein und erwiderte:  
      „Das haben wir gerade hinter uns. Es war recht amüsant. Wir waren mit Old Fool und Old Mutton zusammen."  
      „Was? Wie?" rief der Anführer der Männer. „Das müsst ihr uns genau erzählen! Wo sind die beiden denn jetzt?"  
      „Sie waren eben noch in Kansas City. Wo sie jetzt sind, wissen wir nicht. Wir trennten uns nach dem kleinen Rencontre (Zusammentreffen) mit den Rothäuten."  
      „Ihr sprecht wie ein erfahrener Westmann, Mister," meinte der Anführer. „Darf man eure Namen wissen?"  
      „Natürlich!" lachte Rolf. „Wenn Ihr zuvor den Euern verratet!"  
      „Pardon! Ich heiße Smith, ganz einfach Smith. Ralf  
      Smith. Und Ihr?"  
      „Müller! Gebrüder Müller aus Germany" „Deutsch« also!" lachte der Mann auf. „Deutsche sehen immer wie Sonntagsjäger aus, so aus dem Ei gepellt!"  
      „Das schadet aber nichts!" lachte Rolf. „Die Hauptsache ist doch, daß wir schießen und reiten wie die Teufel!"  
      „Wollt ihr behaupten, daß ihr gut schießen könnt? Dann könnten wir es auf eine Probe ankommen lassen!"
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