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Rolf Torring 125 - Der Unheimliche

Rolf Torring 125 - Der Unheimliche

Titel: Rolf Torring 125 - Der Unheimliche
Autoren: Hans Warren
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Speisen, die ihm der Gastgeber auf sein Zimmer bringen lassen würde, anzurühren, da sie vergiftet sein könnten. Pongo nickte und sagte in seiner prägnanten Art:  
      „Pongo schon wissen. Ho Jung schlechter Mann, gespielt haben den ,Unheimlichen'."  
      Ich wunderte mich, daß auch Pongo das schon herausgefunden hatte, Rolf aber sagte, meine Gedanken erratend:  
      „Der Professor wird es auch schon wissen. Er nimmt sicher an, daß der Mann wieder zur Insel kommt. Deshalb war er ganz gern bereit, nicht mit nach Kirin zu reisen."  
      Obwohl wir jetzt nicht besonders leise gesprochen hatten, brauchten wir keine Angst zu haben, daß Ho Jung das Gespräch abgehört hätte, denn er stand — wie wir durch das Fenster sehen konnten — unten im Garten und besprach sich eingehend mit seinem Koch.  
      Wir gingen auch in den Garten hinunter. Als Ho Jung uns sah, meinte er:  
      „Wir können mit dem Essen gleich beginnen. Mein Koch sagte mir eben, daß alles bereit sei."  
      Ho Jung führte uns ins Esszimmer. Auf einen Gongschlag erschien der chinesische Koch und brachte auf einem Tablett den Hummer. Ich mußte unwillkürlich an ein anderes Erlebnis denken, bei dem auch ein Hummer die Hauptrolle spielte (siehe Band 118).  
      Der chinesische Koch servierte den Hummer wie ein Oberkellner eines vornehmen europäischen Hotels. Er legte Rolf und mir ausgesucht gute Stücke vor. Ich nahm bestimmt an, daß das Hummerfleisch vergiftet sein würde, und wußte nicht, wie ich mich entschuldigen sollte, davon nichts anzurühren.  
      Rolf fand einen Ausweg. Als er gerade einen Bissen zum Munde führen wollte, stockte er, blickte entsetzt auf seinen Teller und stocherte mit der Hummergabel eine Fliege zwischen dem Fleisch hervor. Wenn die Fliege, ein als giftig bekanntes Insekt, mitgekocht war, mußte der ganze Hummer ungenießbar sein.  
      Ich wußte genau, daß Rolf hier ein Taschenspielerkunststück vollführt hatte. Die Fliege war natürlich nicht mitgekocht worden, sondern Rolf hatte sie auf das Fleisch praktiziert. Er hatte das Tierchen sicher extra zu dem Zwecke gefangen.  
      Mein Freund machte den Gastgeber und mich auf die giftige Fliege aufmerksam und sagte, mit einem großen Bedauern im Gesicht:  
      „Schade, nun ist das ganze Essen verdorben!"  
      Jung war sprachlos, blickte entsetzt auf seinen Koch und schimpfte ihn gehörig aus, Rolf nahm den Mann in Schutz, das könne sogar in der besten europäischen Hotelküche vorkommen, wenn es in Europa solche giftigen Fliegen gäbe.  
      Schweigend ließ der Koch Ho Jungs Vorwürfe über sich ergehen und servierte den Hummer ab. Rolf erklärte, er könne jetzt nichts mehr essen. So ein kleines Vorkommnis schlage ihm stets auf den Magen.  
      Ob der Wein auch vergiftet war? Rolf nahm selbst die Flasche und schenkte die Gläser voll. Wenn Ho Jung trank, konnten wir unbesorgt mithalten, denn Rolf hatte beim Eingießen die Flasche genau gemustert, daß es keine Trickflasche sei, ein Gefäß mit doppeltem Boden etwa oder eins mit zwiegeteiltem Hals, aus dem man zweierlei Flüssigkeiten ausschenken konnte.  
      Rolf hob sein Glas und prostete dem Gastgeber zu. Unauffällig warteten wir, bis Ho Jung die ersten Schlucke getrunken hatte. Er trank, trank sogar das halbe Glas in einem Zuge leer. Jetzt konnten wir mittrinken!  
      „Der Wein entschädigt für den Hummer, meine Herren! Er rinnt wie Öl durch die Kehle."  
      „Der Wein ist vorzüglich, er hätte zu dem Hummer ausgezeichnet gepasst," stellte Rolf fest.  
      „Ich werde morgen zum Frühstück einen anderen Hummer vorbereiten lassen, meine Herren," tröstete uns Ho Jung.  
      Wieder setzte er das Glas an die Lippen und trank es leer.  
      Bald darauf bat er uns, auch auszutrinken, denn auf einem Beine könne man nicht stehen. Jetzt schenkte sich Ho Jung selbst das zweite Glas ein. Auch wir tranken, bis die Flasche leer war. Ho Jung bestellte beim Koch eine zweite.  
      Geschickt brachte darauf Ho Jung selbst das zunächst ganz harmlose Gespräch auf unser Erlebnis in den Bergen. Da überließ es Rolf mir, die Unterhaltung mit Ho Jung zu führen.  
      „Der ,Unheimliche' scheint seine Augen überall zu haben, meine Herren," meinte unser Gastgeber. „Hoffentlich haben Sie nicht noch Unannehmlichkeiten durch ihn. Er könnte sich ja an Ihnen rächen wollen."  
      Rolf lachte überlegen:  
      „Dann müßte er wissen, wo er uns treffen kann. Wir wollen ja morgen schon
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